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Stasi-Debatte um Linke-FraktionschefGysis Fahrgast

Mit 18 geriet DDR-Bürger Thomas Klingenstein in Konflikt mit der Stasi. Seine Erinnerungen an eine Autofahrt haben Gregor Gysi erneut in Bedrängnis gebracht.

Gysi habe ihn von Havemanns Haus nach Berlin gefahren, erinnert sich Klingenstein. Bild: dpa

BERLIN taz Plötzlich tritt der Fahrer des Trabis auf der Frankfurter Allee aufs Gaspedal. Dann bremst er, schneidet einem Taxi den Weg ab. Das Taxi stoppt. Erwin steigt um und ist schnell zu Hause.

Thomas Klingenstein in drei Daten

1961: Thomas Erwin kommt in Köpenick zur Welt, er wächst mit seiner Schwester in einem regimekritischen Elternhaus auf. Sein Vater ist Maschinenbauer, seine Mutter Verlagsmitarbeiterin. Erwins erste Schwäche: ostasiatische Wörterbücher. Mit ihnen fantasiert er sich in andere Länder.

1980: Erwin wird von der Stasi festgenommen und sitzt sechs Monate in Haft. Er wird in die BRD abgeschoben, wandert aus nach Frankreich und Japan. Erwin nimmt den Namen Klingenstein an, wird Künstler und kehrt nach der Wende nach Berlin zurück.

21. 5. 2008: Gregor Gysi zieht seine Klage gegen die Herausgabe einer Stasiakte am Berliner Oberverwaltungsgericht zurück. In der Akte heißt es, ein "IM" habe Erwin 1979 nach einem Treffen im Haus des DDR-Dissidenten Robert Havemann in Brandenburg zurück nach Berlin genommen. Erwin alias Klingenstein sagt: "Der Fahrer war Gysi."

So erinnert sich Thomas Klingenstein an das Ende der nächtlichen Autofahrt nach Ostberlin am 3. Oktober 1979. Klingenstein hieß damals noch Thomas Erwin, war 18 Jahre alt und schrieb nachdenkliche Gedichte. Längst hat er umgesattelt. Er ist Maler und lebt gut von seiner Kunst. Jetzt sitzt er auf einem tiefen Sessel in seinem Kreuzberger Atelier. Er steckt sich ein Pfeifchen an, blickt durch seine riesige Brille und das riesige Fenster und sagt, an dieses waghalsige Manöver könne er sich so genau erinnern, dass er niemals daran zweifeln würde, wer der Fahrer war: "Gregor Gysi, und niemand anders."

In einem neu zugänglich gemachten Teil der Stasiakte zum DDR-Dissidenten Robert Havemann taucht die entsprechende Autofahrt nach einem Treffen im Hause Havemanns mit dem Satz auf: "Der IM nahm ,Erwin' mit in die Stadt." Nicht nur die Fahrt ist erwähnt. Auch der Gesprächsinhalt findet sich in der Akte und eine Bewertung: "19 Jahre, Abiturient, negativ eingestellt."

Und weil Klingenstein keinen Zweifel an der Identität des Fahrers lässt, muss sich Gysi mal wieder gegen den Vorwurf verteidigen, er habe Regimekritiker an die DDR-Staatssicherheit verraten. Die neuen Indizien beschäftigen sogar den Bundestag. Alle Fraktionen außer seiner eigenen stürzen sich in der Aktuellen Stunde auf ihn. Der Linkspartei-Star beteuert seine Unschuld. Er sei ja schließlich von der Stasi für untauglich befunden worden, sagt er. Und zwar 1986. Da könne er 1979 noch gar nicht als IM gearbeitet haben. Außerdem habe er in Havemanns Auftrag gehandelt und ihm als Anwalt geholfen wie kein anderer.

Klingenstein sieht das anders. Er findet, Gysi verdrehe die Tatsachen. Havemann habe eigentlich einen völlig anderen Anwalt haben wollen: Götz Berger. "Aber der wurde abgelehnt", erinnert er sich. Er hält Gysis Argumentation für unglaubwürdig und sieht das in etwa so wie Marianne Birthler, Chefin der Stasiunterlagen-Behörde. Birthler sagt, sie sei jetzt überzeugt, der Linke-Mann habe "willentlich und wissentlich" mit der Stasi zusammengearbeitet.

Klingenstein könnte jetzt fürchterlich grollen. Er könnte sich in die Empörungsschlacht einklinken, endlich mal bundesweit bekanntes Diktaturopfer sein und sich bemitleiden lassen. Aber das passt nicht zu ihm. In solchen Kategorien hat er noch nie gedacht. Er sagt: "Spitzelei fand ich immer furchtbar. Ich will Klarheit, wie nah er der Stasi gewesen ist. Dazu trage ich gerne meinen Teil bei."

Der 47-Jährige will Aufklärung, aber ein Gysi-Fresser ist er nicht. Manchmal hört man von ihm sogar das Wort "eindrucksvoll", wenn er über den Linke-Fraktionschef spricht. Die Exzentrik, der enorme Unterhaltungswert, das sei alles schon damals erkennbar gewesen, vor knapp dreißig Jahren. "Und dieses Bremsmanöver auf der Frankfurter Allee, das war schon unkonventionell."

Unkonventionell. Da hat er mit Gregor Gysi einiges gemeinsam, denn das ist ein Wort, das auch ihn selbst sehr gut beschreibt. Oder: grenzüberschreitend. Heute sagt Klingenstein: "Das Restriktive der DDR hat mich dazu angespornt, Grenzen aufzulösen."

Mit 12 Jahren schon versucht er, diese Grenzen zu überwinden, weitgehend einzelkämpferisch. Denn seine Eltern - Vater Maschinenbauer, Mutter Verlagsmitarbeiterin - hätten ihm zwar "kein rosiges DDR-Bild vermittelt", ihn aber auch nicht gerade zur Konspiration erzogen: "Ich musste mich um alles kümmern." Er beginnt, Wörterbücher im "Internationalen Buch" am Alexanderplatz zu kaufen. Irgendwann sind es Dutzende. Abends im Bett lernt er Vokabeln. Heute stehen die Bücher in seinem Regal, das zwischen Eingangstür und Fenster bis unter die Decke reicht: Panjabi, Thai, Japanisch, das er immer studieren wollte, Birmesisch, Persisch, Singhalesisch, Bengalisch, Paschtu, Urdu. In der Mitte hängt ein Schild mit der Aufschrift: "Lesen gefährdet die Dummheit". Ganz rechts oben steht eine Mappe. Auf die ist Klingenstein besonders stolz. Es ist die Brieffreunde-Mappe, die er noch vor der Oberschule anlegte. "Lieber burmesischer Freund" ist einer dieser Briefe überschrieben, auf Deutsch, daneben auf Birmesisch. Abgeschickt wurde er nie. Aber das spielte keine Rolle. "Hauptsache die Fantasie setzte sich ab und an gegen die Realität durch", sagt Klingenstein.

Irgendwann reichte diese Fantasie nicht mehr aus. "Ich hab Fragen gestellt. Man musste etwas tun. Aber man konnte auch etwas tun", erinnert er sich.

Zum Beispiel an seiner Oberschule, deren Rektorin ihn mit den Worten empfängt: "Studienwünsche wie Japanologie werden wir hier auch noch korrigieren." Als dann noch eine Mitschülerin von der Schule fliegen soll, weil sie sich weigert, Fontanes "Effi Briest" mit Gorkis "Mutter" zu vergleichen, legt Klingenstein seine Funktion als "FDJ-Agitator" nieder. Ein nicht nur für die Schulleitung höchst irritierender Schritt. "Da wusste ich, ich habe meine Zukunft in der DDR verspielt."

Diese Zukunft dauert tatsächlich nur noch ein Jahr. In seinem Abiturzeugnis steht der Satz: "Er misst seine Standpunkte nicht an der gesellschaftlichen Wahrheit." Eine Vernichtung. Mit 18 findet er Zugang zum Kreis der Promidissidenten um den Chemiker Robert Havemann und die Schriftsteller Stephan Hermlin und Stefan Heym. "Nach Gesprächen mit Robert habe ich mich für Momente gefühlt wie Einstein", schwärmt er.

Im Oktober 1980, ein Jahr nach der Trabifahrt mit Gysi, stehen drei Autos vor seiner Wohnungstür in Prenzlauer Berg. Es ist die Stasi. Sie holt ihn ab "zur Klärung eines Sachverhalts". Die Haft dauert sechs Monate, Gysi wird sein Anwalt. Noch während der Haft veröffentlicht der westdeutsche Piper-Verlag Klingensteins ersten Gedichtband, damals noch unter dem Namen Erwin: "Der Tag will immer morgen bleiben".

Das Buch steht heute rechts im Regal, bei der DDR-Literatur, jederzeit griffbereit. "Hören Sie mal", sagt Klingenstein, "dieses Gedicht mag ich immer noch sehr gerne." Er liest es vor, es ist ganz kurz:

"Früher habe ich Ausrufezeichen geglaubt.

Dann habe ich einen Punkt gesetzt.

Jetzt liebe ich Fragezeichen."

Er schaut auf. Sein Gesichtsausdruck sieht fast so aus, als sei er für dieses Gedicht gern in Stasihaft gegangen.

Aus der Gefängniszelle wird Klingenstein in die BRD abgeschoben, von dort gehts nach Berlin, München, Paris, Tokio. In Japan entdeckt er sich neu, legt 1986 die Schriftstelleridentität ab, wechselt den Namen und erlebt die Wende. Kurz darauf kommt er zurück nach Berlin. "Ich habe meinen Hintern ganz schön auf die Umlaufbahn gebracht", beschreibt er diese Zeit.

Seitdem lebt er in Kreuzberg und ist Künstler. Ein nicht ganz typischer, Klingenstein erfüllt nie ein Klischee. Sein Atelier ist geradezu klinisch sauber. Pinsel und Farben finden sich penibel geordnet in einem kleinen Wandregal im Nebenzimmer. "Hier können Sie lange warten, bis eine nackte Frau hinterm Ofen hervorspringt", sagt er und lacht. Die zwei Räume sind riesig. Der kleine Mann wirkt darin geradezu verloren. Obwohl er mit seinem Pfeifchen und dem grünen Kapuzenpulli an Popeye erinnert, den muskulösen Comic-Seemann. Zwei große Gemälde zieren die Wände. Eines davon zeigt eine maoistische Offizierin mit ausgetrecktem Arm vor rotem Hintergrund. Darüber stehen japanische Schriftzeichen. "Safety First", übersetzt Klingenstein, Sicherheit zuerst. Das andere ist fast ausschließlich schwarz, nur am linken Bildrand sind die Umrisse eines weiblichen Oberkörpers erkennbar. Politisch? "Wie Sie wollen. Ich gebe da keine Deutung vor." Er lacht.

Eines aber würde er nie zulassen: Einen fremden Blick auf seine unfertigen Bilder. Er hat sie alle hinten im Kabuff verstaut, bei den Stasiakten. Und malen kann er nur, wenn ihm niemand zuschaut. "Ich bin ein solitärer Arbeiter. Und ein kompletter Autodidakt."

Klingenstein lässt sich nichts vorschreiben. Er ist ganz schön frei geworden. Die Enge des DDR-Regimes muss ihm vorkommen, als läge sie Jahrhunderte zurück. Aber manchmal holt sie ihn eben doch wieder ein. Wie auf dem letzten Geburtstag von Stephan Hermlin Ende der Neunzigerjahre. Oder auf der Beerdigung von Stefan Heym im Jahr 2001. Beide Male traf er auf Gysi. Klingenstein meint, sich an ein Kopfnicken erinnern zu können. "Eine Flüchtigkeit." Mehr nicht.

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51 Kommentare

 / 
  • RK
    Robert Krol

    an Roger Lange (02.06.2008 13:13 Uhr):

    Bei Ihrem Kommentar graut mir vor dieser unerträglich arroganten Selbstherrlichkeit!

     

    Die vagen (nichts ist nämlich bewiesen, es gibt nur Aussagen, die interpretiert werden!) Verleumdungen gegen Gregor Gysi stellen Sie als wahr da und die erwiesene Observierung Havemanns durch Angela Merkel (es gibt Fotos, die sie hat verbieten lassen!) als Verleumdung. So kann man aus ideologischer Verblendung die Wirklichkeit auf den Kopf stellen.

    Wenn Ihnen die Vorwürfe gegen die Kanzlerin zu vage sind, dann bitte aber erst recht Fairness gegenüber Gregor Gysi. Ihre Einäugigkeit ist entlarvend, dass das alles nur gezielte Denunzierung und Verunglimpfung eines zu erfolgreichen Politikers der Opposition ist.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Ich finde es richtig geil, wenn Leser Fragen stellen, denn "dumme Fragen" gibt es nicht, allenfalls dumme Antworten und nicht, wer fragt, ist dumm, sondern wer nicht fragt, der bleibt dumm.

     

    Für mich werden hier z. T. so bemerkenswert kluge Fragen geäußert, dass ich mich schon frage, warum, zum Teufel, hat von den Verdachtschöpfern oder wenigstens dann in der Fragestunde des Bundestags die keiner derer gestellt, die Herrn Gysi sofort und auf niederträchtigste Weise, diesen des "liederlichen Verrats" schon vorverurteilten "Schuldigen" verbal angefallen haben? Warum müssen diese Fragen Leser stellen?

     

    Das ist nämlich das Leid mit denen, dass sie ent-lastendes Material in geradezu auffälliger Weiset da geflissentlich zu "übersehen" scheinen, wo eine politische Richtung vorgegeben ist und es inopportun wäre, dagegen zu argumentieren. Der versteckte Opportunismus dieser Art und ihrer noch so starken "Verdachtsmomente" widert mich einfach nur noch an. Da wird von bürgerlichen Neo-Kreuzzüglern so lange an der Verdachtsschraube gedreht, bis sie abreißt. Bei denen steht die Schuld aufgrund von "Verdachtsmomenten" bereits so fest, dass sie gar nicht mehr anders können, bzw. wollen, als Gysi politisch zu exekutieren. Man nennt das Vor-Verurteilung.

     

    Für Frau Merkel jedenfalls würde ich mich gewiss nicht so einsetzen.

     

    Denn bürgerliche "Hilfstruppen", die noch nicht einmal davor zurückschrecken, Berufsverleumder für ihre Zwecke einzusetzen, stehen Parteien, welche ein "C" und/oder ein "S" im Namen tragen schlecht zu Gesichte, dass da Öffentlichkeit notwendig wird.

     

    Dieser Tage durften das Flensburger im Stadtteil Neustadt live erleben, wie das en detail geht, politisch anders Denkende, fertig zu machen.

     

    Dazu reiste offenbar eigens eine kranke Bayerntruppe an, um hier zu demonstrieren, welche Handlanger alles in Diensten dieser langsam aber sicher ums politische Überleben kämpfenden, und dabei völlig skrupel- und gnadenlos agierenden bürgerlichen Nomenklatura stehen. Und die können einiges mobilisieren, alles nur eine Frage der Macht und des Geldes und da steht ihnen einiges zur Verfügung.

  • DB
    Dietmar Brach

    Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus. Da beschäftigt sich der Bundestag in entrüsteten Debatten über die Tätigkeit oder Nichttätigkeit von Gregor Gysi für die Stasi in der Vergangenheit. Gleichzeitig wird ein Abhörskandal durch die Telekom bekannt, bei dem die Stasi vor Neid erblassen würde. Es ist in diesem Land inzwischen üblich das Firmen ihre Mitarbeiter bespitzlen wie etwa Lidl, der Innenminister möchte private Pc's ausspoinieren.

    Die Sozialgesetze wurden maßgeblich von einem korrupten und inzwischen nur noch auf Bewährung freiem Berater erarbeitet, sind in weiten Teilen rechtswidrig und führen zu massenhafter Kinderarmut und Diskriminierung.

    Aber wenn es um die Linke geht dann greifen Cdu und Spd gerne in die Schmuddelkiste, lassen die Unschuldsvermutung außer acht und dreschen gemeinsam mit der Birthler Behörde auf Gysi ein.

    So ist man in der Ddr mit den politischen Gegnern die dem verbrecherischen Staat gefährlich werden konnten,umgegangen

    Dietmar Brach, Wiesbaden

  • RL
    Roger Lange

    Bei einigen Leser-Kommentaren graut mir vor dem politischen Opportunismus der Kommentatoren.

     

    Es wird geflissentlich die Dichte der Verdachtsmomente übersehen, das Opfer wird zu einem möglichen Täter gemacht, es werden bei dem Opfer vage unredliche Motive - Rache -in den Raum gestellt.

     

    Eine unbeteiligte Dritte, die Kanzlerin, wird aus nicht ersichtlichen Gründen mit einbezogen, wobei hier zumindest ein Teil der Verleumder die Quellen nennnen. Wenn man dort allerdings nachsieht, findet man inhaltlich - nichts, sondern eben nur an den Haaren herbeigezogene vage Verleumdungen.

     

    Herr Gysi hat bis heute noch kein klares Bild von seiner Tätigkeit geliefert und der Verdacht besteht weiter, dass er unschuldige Menschen bei der Staatssicherheit angeschwärzt und dass er Parteiverrat begangen hat. Er hat sich gegen solche - nach derzeitigem Stand wahrscheinlich richtige - Verdächtigungen mit juristischen Mitteln zur Wehr gesetzt und damit den Schaden und die Beschädigung Dritter vergrössert.

  • M
    Manfred (56)

    Ach ja. Herr Klingenstein ist sich nach 30 Jahren plötzlich ganz sicher, Frau Birthler schlußfolgert wieder einmal, weiß aber eigentlich nichts - in Halberstadt haben sehr viel konkretere Aussagen nicht ausgereicht, um ein paar Nazi-Schläger zu verurteilen. Aber hier wird ja wieder einmal die Hexenjagt auf Linke eröffnet, da gelten andere Maßstäbe. Leider auch bei der taz.

     

    Was die Stasi-Vorwürfe gegen Frau Merkel betrifft - könnte es sein, daß ein paar "Pateifreunde" so aus dem Umkreis Koch, Wulff etc. die Gelegenheit nutzen wollen, die Alte loszuwerden, sozusagen als "Kollateralnutzen"? Ach, ist das herrlich. Wenn man "Stasi" sagt, muß man nichts mehr beweisen, es reicht, zu vermuten oder zu "schlußfolgern".

  • A
    anke

    Für jemanden, der gern einen Beitrag zur Klarheit leisten würde, war Thomas Klingstein erstaunlich zurückhaltend auf dem letzten Geburtstag von Stephan Hermlin. Und auf der Beerdigung von Stefan Heym auch. Schade, dass Veit Medik nicht gefragt hat, warum Maler Klingstein sich seinerzeit hat abspeisen lassen mit einer „Flüchtigkeit“. Und wieso, zum Henker, sucht er heute noch nicht die direkte Konfrontation mit Gregor Gysi, wenn er tatsächlich so frei ist, wie behauptet wird. Soll ich mir das etwa selbst ausmalen? Genug Fantasie, fürchte ich, hätte ich.

  • SK
    Sonja Keti

    Wenn man bereit ist, sich auch im Ausland zu informieren, dann kann man erfahren, dass es genauso "starke" Indizien für eine Stasi-Tätigkeit unserer Kanzlerin gibt:

    http://schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/4283/2008-05-29.html

     

    Es ist furchtbar deprimierend, wie einseitig bloße Verdachtsmomente zu einer bösen persönlichen Denunzierungskampagne gegen einen Politker der Linken ausgeweitet werden, während durchaus existierende gleichrangige Verdachtsmomente gegen die Kanzlerin von allen Politikern und der weitgehend gleichgeschalteten deutschen Medienlandschaft unter den Tisch gekehrt werden.

    Also liebe taz, hakt da doch mal bitte nach !!!

  • P
    peterG

    Es ist mir egal was Gysi früher war. Heute ist er einer der wenigen vernünftigen, ja authentischen Politiker und es ist gut dass es ihn gibt. Zudem in der richtigen Partei die er gelegentlich aus den Wolken holen muss.

    Viele in den C-Parteien waren Nazis, viele symphatisieren und profitieren noch heute mit und von diesem Umfeld. Damit hat der Poltitapparat und die willfährige Presse offenbar keine Probleme. Wen wunderd´s, es ist ja fast alles in "christ-und sozialdemoratischer" Hand.

    Heuchler.

  • HS
    Heinz Steinle

    Da hätte ich denn doch einige Fragen. Warum hat Klingenstein seinen Namen geändert, das macht man ja in der Regel, wenn man was zu verbergen hat. War seine Beziehungen zur Stasi vielleicht doch enger, als er sich heute erinnern will. Dann zumindest ist der Namenswechsel zu verstehen

  • UR
    Udo Radert

    Schön, dass hier (wenigstens teilweise) auch mal die Sicht eines Opfers erwähnt wird, was ja nun nicht selbstverständlich ist.

     

    [bei Herrn Gessler wäre (und ist) sowas jedenfalls nicht passiert...]

     

    Schade, dass ich hier noch keine Reaktionen drauf lesen kann, da die Kommentare ja leider "im Block" veröffentlicht werden.

     

    Aber wetten, dass jetzt die Mehrheit (schon wieder mal) nicht auf die *Fakten* eingeht, sondern einmal mehr (und wie immer, wenns ungemütlich wird) laut nach einem "Schlußstrich" ruft?

     

    Dafür bin ja im Prinzip auch - nur müßte halt Herr Gysi diesen ziehen und endlich zurücktreten.

     

    Eher wird es nämlich keinen solchen geben - und das ist übrigens *auch gut so*...

  • D
    dernoergler

    Apropos Havemann:

    Wie bereits seit dem 29.5. auf den Seiten des schweizmagazin.ch zu lesen ist, gibt es auch konkrete Verdachtsmomente, dass Merkel für die StaSi jenen Havemann bespitzelt haben soll - eine Meldung scheint das niemandem wert.

     

    Tja, für die Cdu gelten eben andere Maßstäbe, was die Vergangenheit in verbrecherischen Regimen angeht, das gilt seit dem Dritten Reich und scheint selbst für die Bundeskanzlerin nicht anders zu sein...schade.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Liebe taz,

     

    vielen Dank für diesen Artikel, das war ja überfällig und ist für mich, der ich den Fall aufmerksam beachte, auch hilfreich.

     

    Ich hatte K. schon als Spitzel befürchtet, aber er war 18, das ändert die Sache ganz entscheidend, da hat man nicht den Hintergrund eines erheblich älteren Anwalts, der quasi im Politbüro ein und ausging.

     

    Aber interessant ist eine Nebensache, nämlich die Autofahrt und das "unmotivierte" Ausbremsen eines Taxifahrers durch einen ansonsten als besonnen, ja "cool" bekannten Advokaten.

     

    Erste Möglichkeit: Hoppla, jetzt komm ich - das man ja heute zunehmend sehen kann. - Aber auch das hatte ein Gysi gar nicht nötig.

     

    Die zweite Möglichkeit bietet da schon eher was: er hat als "alter Fuchs" selbstverständlich bemerkt, dass "die" da ein doppeltes Spiel spielten, da auf zwei Ebenen agiert wurde. - Der einen, "offiziellen", die Kontaktaufnahme mit Havemann unter Billigung des Regimes, das Ruhe im Karton wollte und die zweite, kleinkariertere, Stasi-Ebene, die weiter jeden überwachte und beschattete, der sich Havemann auch nur näherte.

     

    Vielleicht hat das Herrn Gysi, der sicherlich mit den Granden ein "Gentlemen-Agreement" hatte, dass sie gefälligst von ihm fernzubleiben hatten, so sehr geärgert, dass er dieses Manöver absichtlich so fuhr?

     

    Dinge, über die Mensch sich ärgert, bleiben oft länger im Gedächtnis, werden aber auch gerne verdrängt, sonst störten sie irgendwann zu sehr die Gegenwart und Zukunft, gerade, wenn Mensch jeden Tag so viel um die Ohren hatte, wie ein Mann in Gysis Position. Der beschwerte sich gewiss nicht über übereifrige Stasileute. Das erledigte sich eher von selbst, wenn sie das dienstbeflissen ihrem Chef meldeten und es einige Stufen höher ging, was das für ein "gefährlicher Staatsfeind" sei, der sich solche halsbrecherische Manöver erlaubt.

     

    Verstehen könnte - denke ich - auch für Herrn Klingenstein der erste Schritt zur Versöhnung auch mit diesem Kapitel aus seiner gemeinsamen Vergangenheit sein.

  • F
    Frage

    War "Erwin" Klingenstein nur einmal bei Havemann zu Besuch? Wenn nein, wie ist er die anderen Male von dort zurück nach Berlin gekommen? Und wenn er mehrmals mitgenommen wurde: Kann er sich an alle Gesichter und Fahrer erinnern? Wenn nein, wieso dann so genau an Gysi?

     

    Gysi war später auch Klingensteins Anwalt. Gibt es "Rachehinweise" in den Akten? War Klingenstein vielleicht unzufrieden mit Gysis-Anwaltsdienst? Immerhin saß er ein halbes Jahr und musste dann seine Heimat verlassen, weil er abgeschoben wurde. Weiter: Wurden die Anwaltsgespräche zwischen Gysi und Erwin in Haft abgehört? Wenn ja, ist aus der Aktenlage auf eine frühere Bekanntschaft zu schließen bzw. noch genauer auf waghalsige Fahrmanöver?

  • N
    Nachfrage:

    Der Fahrer, der ihn von Havemann aus mitgenommen hat, muss wegen einem Taxi scharf abbremsen und fährt anscheinend alleine weiter (also laut Klingenstein Gysi). Denn es heißt: "Erwin steigt um." Wohin steigt Erwin um? wieso fährt er nicht im gleichen Auto weiter? Und wer ist der Fahrer des Wagens, in den Erwin anscheinend einsteigt? Könnte es der "Im" sein, der Erwin mit in die Stadt nimmt?

     

    Klare Antworten wären schön!

  • MK
    Mehran Khanizadeh

    Hallo taz:

    eigentlich ging die Phantasie bischen mit mir durch. Das Folgende schicke ich, um meine taz-Freunde zu amüsieren.

     

    Stück in einem Akt

     

     

    Das Drama um Gregor Gysi

     

    Stasi: Hallo Herr Gysi, was gibt’s Neues?

     

    Gregor Gysi: Betreffend was?

    Stasi; Havemann, Havemann, als ob sie es nicht wussten!

     

    Gregor Gysi: Was möchten sie speziell über ihn wissen, sie kennen ihn und sie haben Zugang zu meinem Schriftverkehr mit dem Gericht.

    Stasi: was wir nicht wissen, und übrigens es scheint ihnen nicht zu behagen, dass ich hier bin.

    Gregor Gysi: Daran hatte eigentlich nicht gedacht.

    Stasi: ich sagte auch behagen.

     

    Gregor Gysi: nein, ich war bloß nicht darauf vorbereitet. Wissen sie, wenn ich im Büro bin, dann widme ich mich für gewöhnlich sachlichen Themen.

    Stasi: etwa dem Staatsfeind Nummer 1, Havemann meine ich.

    Gregor Gysi: Genosse, sie scheinen beim Wahl ihrer Worte sehr großzügig zu sein. Das erzeugt sonst Ungenauigkeit in einem Gespräch

    Stasi: Das ist sogar meine Pflicht. Solche subversive Elemente verdienen keine Genauigkeit. Wissen sie, wie ich das meine?

    Gregor Gysi: Ehrlich gesagt, das ist mir an der Uni entgangen.

    Stasi: Sie nehmen doch teil, an Parteiveranstaltungen, ist ihnen auch dort entgangen, wie wir unsere Feinde bezeichnen, lieber Genosse Gysi?

    Eine Stille drängt sich auf. Das Telefon klingelt, aber er reagiert nicht.

    Stasi: Wollen sie nicht ran gehen? Vielleicht ist es Havemann!

    Gysi macht eine hektische Bewegung, geht zu seinem Stuhl, dreht sich jedoch zu Genosse Stasi. Er schien seine Herschafft in seinem Büro hervorheben zu wollen:

    Gregor Gysi: Genosse, wahrscheinlich haben sie genauso wenig Zeit wie ich, wie kann ich helfen.

    Stasi: wie würden gerne wissen, was er für Pläne hat und mit wem er speziell Kontakte pflegt.

    Gregor Gysi: Aber Genosse, das wissen sie doch alles, außerdem bin ich kein Hellseher.

    Stasi ist genervt. Er hatte mit keinem Widerstand gerechnet.

    Stasi: Sie sind doch verdammt ein Parteimitglied, warum tun sie als ginge es sie nicht. Sie haben sich dem Willen der Partei zu fügen. Oder hat Herr Haveman sie genauso verseucht.

    Gregor Gysi: Genosse Stasi, ich und Havemann, wir reden über Dinge, die er mir erzählt und nicht über Dinge, die er verschweigt. Das können sie doch sicherlich einsehen, oder? Herr Genosse Stasi.

    Stasi schweigt. Er schien vor Wut starr.

    Gregor Gysi: wenn sie wolle…….

    Stasi: auch hören sie auf!

    Wieder eine giftige Stille breitet sich aus. Stasi beginnt auf und ab zu gehen. Es soll Abschreckung hervorrufen.

    Stasi: ach! eine Frage, wieso ist er ausgerechnet zu ihnen gekommen, er muss sehr dreist sein, zu einem Parteimitglied zu gehen. Meinen sie nicht auch Genosse, dass er bewusst seinem Ruf als Staatsfeind gerecht werden will.

     

    Gregor Gysi: er ist sich gewiss keine Schuld bewusst. Er ist nicht dreist. Er hat einfach nichts zu verbergen. Ich denke, er könnte genauso gut zu Teufel gehen. Er ist nur rational.

    Stasi: Apropo Teufel, er ist doch beim Teufel gelandet!!

    Stasi verlässt den Raum ohne sich zu verabschieden.

  • TC
    Tomas Capdevila

    Liebe Taz,

     

    das Gysi-Bashing ist doch schon Manie bei Euch, oder?

     

    Gruesse,

    Tomas

  • OS
    Oliver Stang

    Niemand darf das Unrecht eines Regimes verharmlosen. Doch wenn man sich die Hexenjagd auf ehemalige Ostbürger ansieht, frage ich mich, warum das mit den Nazis niemand getan hat. Stattdessen saßen tausende ehemaliger Nazischergen nach dem Kriege wieder in hohen Ämtern.Und kaum einer von denen wurde verunglimpft.

    Irgenwann muß Schluß sein, es hilft weder Opfer noch Täter wenn wir in Deutschland uns ständig runtermachen, nur um der Welt zu zeigen das von den "Deutschen" nichts unheilvolles mehr ausgeht.

    Gerade unsere heutige Gemeinschaft in Deutschland sollte viel mehr den Chinesen, Amerikanern und anderen Unrechtsregimen die Schranken aufzeigen und wirkliche Maßstäbe bei der Verwirklichung und Durchsetzung von Menschenrechten setzen.

    Müssen wir "einfachen" Bürger uns nicht fragen, warum die Wirtschaftsinteressen im Vordergrund stehen und nicht der Mensch???

  • RK
    Robert Krol

    an Roger Lange (02.06.2008 13:13 Uhr):

    Bei Ihrem Kommentar graut mir vor dieser unerträglich arroganten Selbstherrlichkeit!

     

    Die vagen (nichts ist nämlich bewiesen, es gibt nur Aussagen, die interpretiert werden!) Verleumdungen gegen Gregor Gysi stellen Sie als wahr da und die erwiesene Observierung Havemanns durch Angela Merkel (es gibt Fotos, die sie hat verbieten lassen!) als Verleumdung. So kann man aus ideologischer Verblendung die Wirklichkeit auf den Kopf stellen.

    Wenn Ihnen die Vorwürfe gegen die Kanzlerin zu vage sind, dann bitte aber erst recht Fairness gegenüber Gregor Gysi. Ihre Einäugigkeit ist entlarvend, dass das alles nur gezielte Denunzierung und Verunglimpfung eines zu erfolgreichen Politikers der Opposition ist.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Ich finde es richtig geil, wenn Leser Fragen stellen, denn "dumme Fragen" gibt es nicht, allenfalls dumme Antworten und nicht, wer fragt, ist dumm, sondern wer nicht fragt, der bleibt dumm.

     

    Für mich werden hier z. T. so bemerkenswert kluge Fragen geäußert, dass ich mich schon frage, warum, zum Teufel, hat von den Verdachtschöpfern oder wenigstens dann in der Fragestunde des Bundestags die keiner derer gestellt, die Herrn Gysi sofort und auf niederträchtigste Weise, diesen des "liederlichen Verrats" schon vorverurteilten "Schuldigen" verbal angefallen haben? Warum müssen diese Fragen Leser stellen?

     

    Das ist nämlich das Leid mit denen, dass sie ent-lastendes Material in geradezu auffälliger Weiset da geflissentlich zu "übersehen" scheinen, wo eine politische Richtung vorgegeben ist und es inopportun wäre, dagegen zu argumentieren. Der versteckte Opportunismus dieser Art und ihrer noch so starken "Verdachtsmomente" widert mich einfach nur noch an. Da wird von bürgerlichen Neo-Kreuzzüglern so lange an der Verdachtsschraube gedreht, bis sie abreißt. Bei denen steht die Schuld aufgrund von "Verdachtsmomenten" bereits so fest, dass sie gar nicht mehr anders können, bzw. wollen, als Gysi politisch zu exekutieren. Man nennt das Vor-Verurteilung.

     

    Für Frau Merkel jedenfalls würde ich mich gewiss nicht so einsetzen.

     

    Denn bürgerliche "Hilfstruppen", die noch nicht einmal davor zurückschrecken, Berufsverleumder für ihre Zwecke einzusetzen, stehen Parteien, welche ein "C" und/oder ein "S" im Namen tragen schlecht zu Gesichte, dass da Öffentlichkeit notwendig wird.

     

    Dieser Tage durften das Flensburger im Stadtteil Neustadt live erleben, wie das en detail geht, politisch anders Denkende, fertig zu machen.

     

    Dazu reiste offenbar eigens eine kranke Bayerntruppe an, um hier zu demonstrieren, welche Handlanger alles in Diensten dieser langsam aber sicher ums politische Überleben kämpfenden, und dabei völlig skrupel- und gnadenlos agierenden bürgerlichen Nomenklatura stehen. Und die können einiges mobilisieren, alles nur eine Frage der Macht und des Geldes und da steht ihnen einiges zur Verfügung.

  • DB
    Dietmar Brach

    Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus. Da beschäftigt sich der Bundestag in entrüsteten Debatten über die Tätigkeit oder Nichttätigkeit von Gregor Gysi für die Stasi in der Vergangenheit. Gleichzeitig wird ein Abhörskandal durch die Telekom bekannt, bei dem die Stasi vor Neid erblassen würde. Es ist in diesem Land inzwischen üblich das Firmen ihre Mitarbeiter bespitzlen wie etwa Lidl, der Innenminister möchte private Pc's ausspoinieren.

    Die Sozialgesetze wurden maßgeblich von einem korrupten und inzwischen nur noch auf Bewährung freiem Berater erarbeitet, sind in weiten Teilen rechtswidrig und führen zu massenhafter Kinderarmut und Diskriminierung.

    Aber wenn es um die Linke geht dann greifen Cdu und Spd gerne in die Schmuddelkiste, lassen die Unschuldsvermutung außer acht und dreschen gemeinsam mit der Birthler Behörde auf Gysi ein.

    So ist man in der Ddr mit den politischen Gegnern die dem verbrecherischen Staat gefährlich werden konnten,umgegangen

    Dietmar Brach, Wiesbaden

  • RL
    Roger Lange

    Bei einigen Leser-Kommentaren graut mir vor dem politischen Opportunismus der Kommentatoren.

     

    Es wird geflissentlich die Dichte der Verdachtsmomente übersehen, das Opfer wird zu einem möglichen Täter gemacht, es werden bei dem Opfer vage unredliche Motive - Rache -in den Raum gestellt.

     

    Eine unbeteiligte Dritte, die Kanzlerin, wird aus nicht ersichtlichen Gründen mit einbezogen, wobei hier zumindest ein Teil der Verleumder die Quellen nennnen. Wenn man dort allerdings nachsieht, findet man inhaltlich - nichts, sondern eben nur an den Haaren herbeigezogene vage Verleumdungen.

     

    Herr Gysi hat bis heute noch kein klares Bild von seiner Tätigkeit geliefert und der Verdacht besteht weiter, dass er unschuldige Menschen bei der Staatssicherheit angeschwärzt und dass er Parteiverrat begangen hat. Er hat sich gegen solche - nach derzeitigem Stand wahrscheinlich richtige - Verdächtigungen mit juristischen Mitteln zur Wehr gesetzt und damit den Schaden und die Beschädigung Dritter vergrössert.

  • M
    Manfred (56)

    Ach ja. Herr Klingenstein ist sich nach 30 Jahren plötzlich ganz sicher, Frau Birthler schlußfolgert wieder einmal, weiß aber eigentlich nichts - in Halberstadt haben sehr viel konkretere Aussagen nicht ausgereicht, um ein paar Nazi-Schläger zu verurteilen. Aber hier wird ja wieder einmal die Hexenjagt auf Linke eröffnet, da gelten andere Maßstäbe. Leider auch bei der taz.

     

    Was die Stasi-Vorwürfe gegen Frau Merkel betrifft - könnte es sein, daß ein paar "Pateifreunde" so aus dem Umkreis Koch, Wulff etc. die Gelegenheit nutzen wollen, die Alte loszuwerden, sozusagen als "Kollateralnutzen"? Ach, ist das herrlich. Wenn man "Stasi" sagt, muß man nichts mehr beweisen, es reicht, zu vermuten oder zu "schlußfolgern".

  • A
    anke

    Für jemanden, der gern einen Beitrag zur Klarheit leisten würde, war Thomas Klingstein erstaunlich zurückhaltend auf dem letzten Geburtstag von Stephan Hermlin. Und auf der Beerdigung von Stefan Heym auch. Schade, dass Veit Medik nicht gefragt hat, warum Maler Klingstein sich seinerzeit hat abspeisen lassen mit einer „Flüchtigkeit“. Und wieso, zum Henker, sucht er heute noch nicht die direkte Konfrontation mit Gregor Gysi, wenn er tatsächlich so frei ist, wie behauptet wird. Soll ich mir das etwa selbst ausmalen? Genug Fantasie, fürchte ich, hätte ich.

  • SK
    Sonja Keti

    Wenn man bereit ist, sich auch im Ausland zu informieren, dann kann man erfahren, dass es genauso "starke" Indizien für eine Stasi-Tätigkeit unserer Kanzlerin gibt:

    http://schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/4283/2008-05-29.html

     

    Es ist furchtbar deprimierend, wie einseitig bloße Verdachtsmomente zu einer bösen persönlichen Denunzierungskampagne gegen einen Politker der Linken ausgeweitet werden, während durchaus existierende gleichrangige Verdachtsmomente gegen die Kanzlerin von allen Politikern und der weitgehend gleichgeschalteten deutschen Medienlandschaft unter den Tisch gekehrt werden.

    Also liebe taz, hakt da doch mal bitte nach !!!

  • P
    peterG

    Es ist mir egal was Gysi früher war. Heute ist er einer der wenigen vernünftigen, ja authentischen Politiker und es ist gut dass es ihn gibt. Zudem in der richtigen Partei die er gelegentlich aus den Wolken holen muss.

    Viele in den C-Parteien waren Nazis, viele symphatisieren und profitieren noch heute mit und von diesem Umfeld. Damit hat der Poltitapparat und die willfährige Presse offenbar keine Probleme. Wen wunderd´s, es ist ja fast alles in "christ-und sozialdemoratischer" Hand.

    Heuchler.

  • HS
    Heinz Steinle

    Da hätte ich denn doch einige Fragen. Warum hat Klingenstein seinen Namen geändert, das macht man ja in der Regel, wenn man was zu verbergen hat. War seine Beziehungen zur Stasi vielleicht doch enger, als er sich heute erinnern will. Dann zumindest ist der Namenswechsel zu verstehen

  • UR
    Udo Radert

    Schön, dass hier (wenigstens teilweise) auch mal die Sicht eines Opfers erwähnt wird, was ja nun nicht selbstverständlich ist.

     

    [bei Herrn Gessler wäre (und ist) sowas jedenfalls nicht passiert...]

     

    Schade, dass ich hier noch keine Reaktionen drauf lesen kann, da die Kommentare ja leider "im Block" veröffentlicht werden.

     

    Aber wetten, dass jetzt die Mehrheit (schon wieder mal) nicht auf die *Fakten* eingeht, sondern einmal mehr (und wie immer, wenns ungemütlich wird) laut nach einem "Schlußstrich" ruft?

     

    Dafür bin ja im Prinzip auch - nur müßte halt Herr Gysi diesen ziehen und endlich zurücktreten.

     

    Eher wird es nämlich keinen solchen geben - und das ist übrigens *auch gut so*...

  • D
    dernoergler

    Apropos Havemann:

    Wie bereits seit dem 29.5. auf den Seiten des schweizmagazin.ch zu lesen ist, gibt es auch konkrete Verdachtsmomente, dass Merkel für die StaSi jenen Havemann bespitzelt haben soll - eine Meldung scheint das niemandem wert.

     

    Tja, für die Cdu gelten eben andere Maßstäbe, was die Vergangenheit in verbrecherischen Regimen angeht, das gilt seit dem Dritten Reich und scheint selbst für die Bundeskanzlerin nicht anders zu sein...schade.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Liebe taz,

     

    vielen Dank für diesen Artikel, das war ja überfällig und ist für mich, der ich den Fall aufmerksam beachte, auch hilfreich.

     

    Ich hatte K. schon als Spitzel befürchtet, aber er war 18, das ändert die Sache ganz entscheidend, da hat man nicht den Hintergrund eines erheblich älteren Anwalts, der quasi im Politbüro ein und ausging.

     

    Aber interessant ist eine Nebensache, nämlich die Autofahrt und das "unmotivierte" Ausbremsen eines Taxifahrers durch einen ansonsten als besonnen, ja "cool" bekannten Advokaten.

     

    Erste Möglichkeit: Hoppla, jetzt komm ich - das man ja heute zunehmend sehen kann. - Aber auch das hatte ein Gysi gar nicht nötig.

     

    Die zweite Möglichkeit bietet da schon eher was: er hat als "alter Fuchs" selbstverständlich bemerkt, dass "die" da ein doppeltes Spiel spielten, da auf zwei Ebenen agiert wurde. - Der einen, "offiziellen", die Kontaktaufnahme mit Havemann unter Billigung des Regimes, das Ruhe im Karton wollte und die zweite, kleinkariertere, Stasi-Ebene, die weiter jeden überwachte und beschattete, der sich Havemann auch nur näherte.

     

    Vielleicht hat das Herrn Gysi, der sicherlich mit den Granden ein "Gentlemen-Agreement" hatte, dass sie gefälligst von ihm fernzubleiben hatten, so sehr geärgert, dass er dieses Manöver absichtlich so fuhr?

     

    Dinge, über die Mensch sich ärgert, bleiben oft länger im Gedächtnis, werden aber auch gerne verdrängt, sonst störten sie irgendwann zu sehr die Gegenwart und Zukunft, gerade, wenn Mensch jeden Tag so viel um die Ohren hatte, wie ein Mann in Gysis Position. Der beschwerte sich gewiss nicht über übereifrige Stasileute. Das erledigte sich eher von selbst, wenn sie das dienstbeflissen ihrem Chef meldeten und es einige Stufen höher ging, was das für ein "gefährlicher Staatsfeind" sei, der sich solche halsbrecherische Manöver erlaubt.

     

    Verstehen könnte - denke ich - auch für Herrn Klingenstein der erste Schritt zur Versöhnung auch mit diesem Kapitel aus seiner gemeinsamen Vergangenheit sein.

  • F
    Frage

    War "Erwin" Klingenstein nur einmal bei Havemann zu Besuch? Wenn nein, wie ist er die anderen Male von dort zurück nach Berlin gekommen? Und wenn er mehrmals mitgenommen wurde: Kann er sich an alle Gesichter und Fahrer erinnern? Wenn nein, wieso dann so genau an Gysi?

     

    Gysi war später auch Klingensteins Anwalt. Gibt es "Rachehinweise" in den Akten? War Klingenstein vielleicht unzufrieden mit Gysis-Anwaltsdienst? Immerhin saß er ein halbes Jahr und musste dann seine Heimat verlassen, weil er abgeschoben wurde. Weiter: Wurden die Anwaltsgespräche zwischen Gysi und Erwin in Haft abgehört? Wenn ja, ist aus der Aktenlage auf eine frühere Bekanntschaft zu schließen bzw. noch genauer auf waghalsige Fahrmanöver?

  • N
    Nachfrage:

    Der Fahrer, der ihn von Havemann aus mitgenommen hat, muss wegen einem Taxi scharf abbremsen und fährt anscheinend alleine weiter (also laut Klingenstein Gysi). Denn es heißt: "Erwin steigt um." Wohin steigt Erwin um? wieso fährt er nicht im gleichen Auto weiter? Und wer ist der Fahrer des Wagens, in den Erwin anscheinend einsteigt? Könnte es der "Im" sein, der Erwin mit in die Stadt nimmt?

     

    Klare Antworten wären schön!

  • MK
    Mehran Khanizadeh

    Hallo taz:

    eigentlich ging die Phantasie bischen mit mir durch. Das Folgende schicke ich, um meine taz-Freunde zu amüsieren.

     

    Stück in einem Akt

     

     

    Das Drama um Gregor Gysi

     

    Stasi: Hallo Herr Gysi, was gibt’s Neues?

     

    Gregor Gysi: Betreffend was?

    Stasi; Havemann, Havemann, als ob sie es nicht wussten!

     

    Gregor Gysi: Was möchten sie speziell über ihn wissen, sie kennen ihn und sie haben Zugang zu meinem Schriftverkehr mit dem Gericht.

    Stasi: was wir nicht wissen, und übrigens es scheint ihnen nicht zu behagen, dass ich hier bin.

    Gregor Gysi: Daran hatte eigentlich nicht gedacht.

    Stasi: ich sagte auch behagen.

     

    Gregor Gysi: nein, ich war bloß nicht darauf vorbereitet. Wissen sie, wenn ich im Büro bin, dann widme ich mich für gewöhnlich sachlichen Themen.

    Stasi: etwa dem Staatsfeind Nummer 1, Havemann meine ich.

    Gregor Gysi: Genosse, sie scheinen beim Wahl ihrer Worte sehr großzügig zu sein. Das erzeugt sonst Ungenauigkeit in einem Gespräch

    Stasi: Das ist sogar meine Pflicht. Solche subversive Elemente verdienen keine Genauigkeit. Wissen sie, wie ich das meine?

    Gregor Gysi: Ehrlich gesagt, das ist mir an der Uni entgangen.

    Stasi: Sie nehmen doch teil, an Parteiveranstaltungen, ist ihnen auch dort entgangen, wie wir unsere Feinde bezeichnen, lieber Genosse Gysi?

    Eine Stille drängt sich auf. Das Telefon klingelt, aber er reagiert nicht.

    Stasi: Wollen sie nicht ran gehen? Vielleicht ist es Havemann!

    Gysi macht eine hektische Bewegung, geht zu seinem Stuhl, dreht sich jedoch zu Genosse Stasi. Er schien seine Herschafft in seinem Büro hervorheben zu wollen:

    Gregor Gysi: Genosse, wahrscheinlich haben sie genauso wenig Zeit wie ich, wie kann ich helfen.

    Stasi: wie würden gerne wissen, was er für Pläne hat und mit wem er speziell Kontakte pflegt.

    Gregor Gysi: Aber Genosse, das wissen sie doch alles, außerdem bin ich kein Hellseher.

    Stasi ist genervt. Er hatte mit keinem Widerstand gerechnet.

    Stasi: Sie sind doch verdammt ein Parteimitglied, warum tun sie als ginge es sie nicht. Sie haben sich dem Willen der Partei zu fügen. Oder hat Herr Haveman sie genauso verseucht.

    Gregor Gysi: Genosse Stasi, ich und Havemann, wir reden über Dinge, die er mir erzählt und nicht über Dinge, die er verschweigt. Das können sie doch sicherlich einsehen, oder? Herr Genosse Stasi.

    Stasi schweigt. Er schien vor Wut starr.

    Gregor Gysi: wenn sie wolle…….

    Stasi: auch hören sie auf!

    Wieder eine giftige Stille breitet sich aus. Stasi beginnt auf und ab zu gehen. Es soll Abschreckung hervorrufen.

    Stasi: ach! eine Frage, wieso ist er ausgerechnet zu ihnen gekommen, er muss sehr dreist sein, zu einem Parteimitglied zu gehen. Meinen sie nicht auch Genosse, dass er bewusst seinem Ruf als Staatsfeind gerecht werden will.

     

    Gregor Gysi: er ist sich gewiss keine Schuld bewusst. Er ist nicht dreist. Er hat einfach nichts zu verbergen. Ich denke, er könnte genauso gut zu Teufel gehen. Er ist nur rational.

    Stasi: Apropo Teufel, er ist doch beim Teufel gelandet!!

    Stasi verlässt den Raum ohne sich zu verabschieden.

  • TC
    Tomas Capdevila

    Liebe Taz,

     

    das Gysi-Bashing ist doch schon Manie bei Euch, oder?

     

    Gruesse,

    Tomas

  • OS
    Oliver Stang

    Niemand darf das Unrecht eines Regimes verharmlosen. Doch wenn man sich die Hexenjagd auf ehemalige Ostbürger ansieht, frage ich mich, warum das mit den Nazis niemand getan hat. Stattdessen saßen tausende ehemaliger Nazischergen nach dem Kriege wieder in hohen Ämtern.Und kaum einer von denen wurde verunglimpft.

    Irgenwann muß Schluß sein, es hilft weder Opfer noch Täter wenn wir in Deutschland uns ständig runtermachen, nur um der Welt zu zeigen das von den "Deutschen" nichts unheilvolles mehr ausgeht.

    Gerade unsere heutige Gemeinschaft in Deutschland sollte viel mehr den Chinesen, Amerikanern und anderen Unrechtsregimen die Schranken aufzeigen und wirkliche Maßstäbe bei der Verwirklichung und Durchsetzung von Menschenrechten setzen.

    Müssen wir "einfachen" Bürger uns nicht fragen, warum die Wirtschaftsinteressen im Vordergrund stehen und nicht der Mensch???

  • RK
    Robert Krol

    an Roger Lange (02.06.2008 13:13 Uhr):

    Bei Ihrem Kommentar graut mir vor dieser unerträglich arroganten Selbstherrlichkeit!

     

    Die vagen (nichts ist nämlich bewiesen, es gibt nur Aussagen, die interpretiert werden!) Verleumdungen gegen Gregor Gysi stellen Sie als wahr da und die erwiesene Observierung Havemanns durch Angela Merkel (es gibt Fotos, die sie hat verbieten lassen!) als Verleumdung. So kann man aus ideologischer Verblendung die Wirklichkeit auf den Kopf stellen.

    Wenn Ihnen die Vorwürfe gegen die Kanzlerin zu vage sind, dann bitte aber erst recht Fairness gegenüber Gregor Gysi. Ihre Einäugigkeit ist entlarvend, dass das alles nur gezielte Denunzierung und Verunglimpfung eines zu erfolgreichen Politikers der Opposition ist.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Ich finde es richtig geil, wenn Leser Fragen stellen, denn "dumme Fragen" gibt es nicht, allenfalls dumme Antworten und nicht, wer fragt, ist dumm, sondern wer nicht fragt, der bleibt dumm.

     

    Für mich werden hier z. T. so bemerkenswert kluge Fragen geäußert, dass ich mich schon frage, warum, zum Teufel, hat von den Verdachtschöpfern oder wenigstens dann in der Fragestunde des Bundestags die keiner derer gestellt, die Herrn Gysi sofort und auf niederträchtigste Weise, diesen des "liederlichen Verrats" schon vorverurteilten "Schuldigen" verbal angefallen haben? Warum müssen diese Fragen Leser stellen?

     

    Das ist nämlich das Leid mit denen, dass sie ent-lastendes Material in geradezu auffälliger Weiset da geflissentlich zu "übersehen" scheinen, wo eine politische Richtung vorgegeben ist und es inopportun wäre, dagegen zu argumentieren. Der versteckte Opportunismus dieser Art und ihrer noch so starken "Verdachtsmomente" widert mich einfach nur noch an. Da wird von bürgerlichen Neo-Kreuzzüglern so lange an der Verdachtsschraube gedreht, bis sie abreißt. Bei denen steht die Schuld aufgrund von "Verdachtsmomenten" bereits so fest, dass sie gar nicht mehr anders können, bzw. wollen, als Gysi politisch zu exekutieren. Man nennt das Vor-Verurteilung.

     

    Für Frau Merkel jedenfalls würde ich mich gewiss nicht so einsetzen.

     

    Denn bürgerliche "Hilfstruppen", die noch nicht einmal davor zurückschrecken, Berufsverleumder für ihre Zwecke einzusetzen, stehen Parteien, welche ein "C" und/oder ein "S" im Namen tragen schlecht zu Gesichte, dass da Öffentlichkeit notwendig wird.

     

    Dieser Tage durften das Flensburger im Stadtteil Neustadt live erleben, wie das en detail geht, politisch anders Denkende, fertig zu machen.

     

    Dazu reiste offenbar eigens eine kranke Bayerntruppe an, um hier zu demonstrieren, welche Handlanger alles in Diensten dieser langsam aber sicher ums politische Überleben kämpfenden, und dabei völlig skrupel- und gnadenlos agierenden bürgerlichen Nomenklatura stehen. Und die können einiges mobilisieren, alles nur eine Frage der Macht und des Geldes und da steht ihnen einiges zur Verfügung.

  • DB
    Dietmar Brach

    Es ist schon ein Stück aus dem Tollhaus. Da beschäftigt sich der Bundestag in entrüsteten Debatten über die Tätigkeit oder Nichttätigkeit von Gregor Gysi für die Stasi in der Vergangenheit. Gleichzeitig wird ein Abhörskandal durch die Telekom bekannt, bei dem die Stasi vor Neid erblassen würde. Es ist in diesem Land inzwischen üblich das Firmen ihre Mitarbeiter bespitzlen wie etwa Lidl, der Innenminister möchte private Pc's ausspoinieren.

    Die Sozialgesetze wurden maßgeblich von einem korrupten und inzwischen nur noch auf Bewährung freiem Berater erarbeitet, sind in weiten Teilen rechtswidrig und führen zu massenhafter Kinderarmut und Diskriminierung.

    Aber wenn es um die Linke geht dann greifen Cdu und Spd gerne in die Schmuddelkiste, lassen die Unschuldsvermutung außer acht und dreschen gemeinsam mit der Birthler Behörde auf Gysi ein.

    So ist man in der Ddr mit den politischen Gegnern die dem verbrecherischen Staat gefährlich werden konnten,umgegangen

    Dietmar Brach, Wiesbaden

  • RL
    Roger Lange

    Bei einigen Leser-Kommentaren graut mir vor dem politischen Opportunismus der Kommentatoren.

     

    Es wird geflissentlich die Dichte der Verdachtsmomente übersehen, das Opfer wird zu einem möglichen Täter gemacht, es werden bei dem Opfer vage unredliche Motive - Rache -in den Raum gestellt.

     

    Eine unbeteiligte Dritte, die Kanzlerin, wird aus nicht ersichtlichen Gründen mit einbezogen, wobei hier zumindest ein Teil der Verleumder die Quellen nennnen. Wenn man dort allerdings nachsieht, findet man inhaltlich - nichts, sondern eben nur an den Haaren herbeigezogene vage Verleumdungen.

     

    Herr Gysi hat bis heute noch kein klares Bild von seiner Tätigkeit geliefert und der Verdacht besteht weiter, dass er unschuldige Menschen bei der Staatssicherheit angeschwärzt und dass er Parteiverrat begangen hat. Er hat sich gegen solche - nach derzeitigem Stand wahrscheinlich richtige - Verdächtigungen mit juristischen Mitteln zur Wehr gesetzt und damit den Schaden und die Beschädigung Dritter vergrössert.

  • M
    Manfred (56)

    Ach ja. Herr Klingenstein ist sich nach 30 Jahren plötzlich ganz sicher, Frau Birthler schlußfolgert wieder einmal, weiß aber eigentlich nichts - in Halberstadt haben sehr viel konkretere Aussagen nicht ausgereicht, um ein paar Nazi-Schläger zu verurteilen. Aber hier wird ja wieder einmal die Hexenjagt auf Linke eröffnet, da gelten andere Maßstäbe. Leider auch bei der taz.

     

    Was die Stasi-Vorwürfe gegen Frau Merkel betrifft - könnte es sein, daß ein paar "Pateifreunde" so aus dem Umkreis Koch, Wulff etc. die Gelegenheit nutzen wollen, die Alte loszuwerden, sozusagen als "Kollateralnutzen"? Ach, ist das herrlich. Wenn man "Stasi" sagt, muß man nichts mehr beweisen, es reicht, zu vermuten oder zu "schlußfolgern".

  • A
    anke

    Für jemanden, der gern einen Beitrag zur Klarheit leisten würde, war Thomas Klingstein erstaunlich zurückhaltend auf dem letzten Geburtstag von Stephan Hermlin. Und auf der Beerdigung von Stefan Heym auch. Schade, dass Veit Medik nicht gefragt hat, warum Maler Klingstein sich seinerzeit hat abspeisen lassen mit einer „Flüchtigkeit“. Und wieso, zum Henker, sucht er heute noch nicht die direkte Konfrontation mit Gregor Gysi, wenn er tatsächlich so frei ist, wie behauptet wird. Soll ich mir das etwa selbst ausmalen? Genug Fantasie, fürchte ich, hätte ich.

  • SK
    Sonja Keti

    Wenn man bereit ist, sich auch im Ausland zu informieren, dann kann man erfahren, dass es genauso "starke" Indizien für eine Stasi-Tätigkeit unserer Kanzlerin gibt:

    http://schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/4283/2008-05-29.html

     

    Es ist furchtbar deprimierend, wie einseitig bloße Verdachtsmomente zu einer bösen persönlichen Denunzierungskampagne gegen einen Politker der Linken ausgeweitet werden, während durchaus existierende gleichrangige Verdachtsmomente gegen die Kanzlerin von allen Politikern und der weitgehend gleichgeschalteten deutschen Medienlandschaft unter den Tisch gekehrt werden.

    Also liebe taz, hakt da doch mal bitte nach !!!

  • P
    peterG

    Es ist mir egal was Gysi früher war. Heute ist er einer der wenigen vernünftigen, ja authentischen Politiker und es ist gut dass es ihn gibt. Zudem in der richtigen Partei die er gelegentlich aus den Wolken holen muss.

    Viele in den C-Parteien waren Nazis, viele symphatisieren und profitieren noch heute mit und von diesem Umfeld. Damit hat der Poltitapparat und die willfährige Presse offenbar keine Probleme. Wen wunderd´s, es ist ja fast alles in "christ-und sozialdemoratischer" Hand.

    Heuchler.

  • HS
    Heinz Steinle

    Da hätte ich denn doch einige Fragen. Warum hat Klingenstein seinen Namen geändert, das macht man ja in der Regel, wenn man was zu verbergen hat. War seine Beziehungen zur Stasi vielleicht doch enger, als er sich heute erinnern will. Dann zumindest ist der Namenswechsel zu verstehen

  • UR
    Udo Radert

    Schön, dass hier (wenigstens teilweise) auch mal die Sicht eines Opfers erwähnt wird, was ja nun nicht selbstverständlich ist.

     

    [bei Herrn Gessler wäre (und ist) sowas jedenfalls nicht passiert...]

     

    Schade, dass ich hier noch keine Reaktionen drauf lesen kann, da die Kommentare ja leider "im Block" veröffentlicht werden.

     

    Aber wetten, dass jetzt die Mehrheit (schon wieder mal) nicht auf die *Fakten* eingeht, sondern einmal mehr (und wie immer, wenns ungemütlich wird) laut nach einem "Schlußstrich" ruft?

     

    Dafür bin ja im Prinzip auch - nur müßte halt Herr Gysi diesen ziehen und endlich zurücktreten.

     

    Eher wird es nämlich keinen solchen geben - und das ist übrigens *auch gut so*...

  • D
    dernoergler

    Apropos Havemann:

    Wie bereits seit dem 29.5. auf den Seiten des schweizmagazin.ch zu lesen ist, gibt es auch konkrete Verdachtsmomente, dass Merkel für die StaSi jenen Havemann bespitzelt haben soll - eine Meldung scheint das niemandem wert.

     

    Tja, für die Cdu gelten eben andere Maßstäbe, was die Vergangenheit in verbrecherischen Regimen angeht, das gilt seit dem Dritten Reich und scheint selbst für die Bundeskanzlerin nicht anders zu sein...schade.

  • JG
    Jürgen G. Gmell

    Liebe taz,

     

    vielen Dank für diesen Artikel, das war ja überfällig und ist für mich, der ich den Fall aufmerksam beachte, auch hilfreich.

     

    Ich hatte K. schon als Spitzel befürchtet, aber er war 18, das ändert die Sache ganz entscheidend, da hat man nicht den Hintergrund eines erheblich älteren Anwalts, der quasi im Politbüro ein und ausging.

     

    Aber interessant ist eine Nebensache, nämlich die Autofahrt und das "unmotivierte" Ausbremsen eines Taxifahrers durch einen ansonsten als besonnen, ja "cool" bekannten Advokaten.

     

    Erste Möglichkeit: Hoppla, jetzt komm ich - das man ja heute zunehmend sehen kann. - Aber auch das hatte ein Gysi gar nicht nötig.

     

    Die zweite Möglichkeit bietet da schon eher was: er hat als "alter Fuchs" selbstverständlich bemerkt, dass "die" da ein doppeltes Spiel spielten, da auf zwei Ebenen agiert wurde. - Der einen, "offiziellen", die Kontaktaufnahme mit Havemann unter Billigung des Regimes, das Ruhe im Karton wollte und die zweite, kleinkariertere, Stasi-Ebene, die weiter jeden überwachte und beschattete, der sich Havemann auch nur näherte.

     

    Vielleicht hat das Herrn Gysi, der sicherlich mit den Granden ein "Gentlemen-Agreement" hatte, dass sie gefälligst von ihm fernzubleiben hatten, so sehr geärgert, dass er dieses Manöver absichtlich so fuhr?

     

    Dinge, über die Mensch sich ärgert, bleiben oft länger im Gedächtnis, werden aber auch gerne verdrängt, sonst störten sie irgendwann zu sehr die Gegenwart und Zukunft, gerade, wenn Mensch jeden Tag so viel um die Ohren hatte, wie ein Mann in Gysis Position. Der beschwerte sich gewiss nicht über übereifrige Stasileute. Das erledigte sich eher von selbst, wenn sie das dienstbeflissen ihrem Chef meldeten und es einige Stufen höher ging, was das für ein "gefährlicher Staatsfeind" sei, der sich solche halsbrecherische Manöver erlaubt.

     

    Verstehen könnte - denke ich - auch für Herrn Klingenstein der erste Schritt zur Versöhnung auch mit diesem Kapitel aus seiner gemeinsamen Vergangenheit sein.

  • F
    Frage

    War "Erwin" Klingenstein nur einmal bei Havemann zu Besuch? Wenn nein, wie ist er die anderen Male von dort zurück nach Berlin gekommen? Und wenn er mehrmals mitgenommen wurde: Kann er sich an alle Gesichter und Fahrer erinnern? Wenn nein, wieso dann so genau an Gysi?

     

    Gysi war später auch Klingensteins Anwalt. Gibt es "Rachehinweise" in den Akten? War Klingenstein vielleicht unzufrieden mit Gysis-Anwaltsdienst? Immerhin saß er ein halbes Jahr und musste dann seine Heimat verlassen, weil er abgeschoben wurde. Weiter: Wurden die Anwaltsgespräche zwischen Gysi und Erwin in Haft abgehört? Wenn ja, ist aus der Aktenlage auf eine frühere Bekanntschaft zu schließen bzw. noch genauer auf waghalsige Fahrmanöver?

  • N
    Nachfrage:

    Der Fahrer, der ihn von Havemann aus mitgenommen hat, muss wegen einem Taxi scharf abbremsen und fährt anscheinend alleine weiter (also laut Klingenstein Gysi). Denn es heißt: "Erwin steigt um." Wohin steigt Erwin um? wieso fährt er nicht im gleichen Auto weiter? Und wer ist der Fahrer des Wagens, in den Erwin anscheinend einsteigt? Könnte es der "Im" sein, der Erwin mit in die Stadt nimmt?

     

    Klare Antworten wären schön!

  • MK
    Mehran Khanizadeh

    Hallo taz:

    eigentlich ging die Phantasie bischen mit mir durch. Das Folgende schicke ich, um meine taz-Freunde zu amüsieren.

     

    Stück in einem Akt

     

     

    Das Drama um Gregor Gysi

     

    Stasi: Hallo Herr Gysi, was gibt’s Neues?

     

    Gregor Gysi: Betreffend was?

    Stasi; Havemann, Havemann, als ob sie es nicht wussten!

     

    Gregor Gysi: Was möchten sie speziell über ihn wissen, sie kennen ihn und sie haben Zugang zu meinem Schriftverkehr mit dem Gericht.

    Stasi: was wir nicht wissen, und übrigens es scheint ihnen nicht zu behagen, dass ich hier bin.

    Gregor Gysi: Daran hatte eigentlich nicht gedacht.

    Stasi: ich sagte auch behagen.

     

    Gregor Gysi: nein, ich war bloß nicht darauf vorbereitet. Wissen sie, wenn ich im Büro bin, dann widme ich mich für gewöhnlich sachlichen Themen.

    Stasi: etwa dem Staatsfeind Nummer 1, Havemann meine ich.

    Gregor Gysi: Genosse, sie scheinen beim Wahl ihrer Worte sehr großzügig zu sein. Das erzeugt sonst Ungenauigkeit in einem Gespräch

    Stasi: Das ist sogar meine Pflicht. Solche subversive Elemente verdienen keine Genauigkeit. Wissen sie, wie ich das meine?

    Gregor Gysi: Ehrlich gesagt, das ist mir an der Uni entgangen.

    Stasi: Sie nehmen doch teil, an Parteiveranstaltungen, ist ihnen auch dort entgangen, wie wir unsere Feinde bezeichnen, lieber Genosse Gysi?

    Eine Stille drängt sich auf. Das Telefon klingelt, aber er reagiert nicht.

    Stasi: Wollen sie nicht ran gehen? Vielleicht ist es Havemann!

    Gysi macht eine hektische Bewegung, geht zu seinem Stuhl, dreht sich jedoch zu Genosse Stasi. Er schien seine Herschafft in seinem Büro hervorheben zu wollen:

    Gregor Gysi: Genosse, wahrscheinlich haben sie genauso wenig Zeit wie ich, wie kann ich helfen.

    Stasi: wie würden gerne wissen, was er für Pläne hat und mit wem er speziell Kontakte pflegt.

    Gregor Gysi: Aber Genosse, das wissen sie doch alles, außerdem bin ich kein Hellseher.

    Stasi ist genervt. Er hatte mit keinem Widerstand gerechnet.

    Stasi: Sie sind doch verdammt ein Parteimitglied, warum tun sie als ginge es sie nicht. Sie haben sich dem Willen der Partei zu fügen. Oder hat Herr Haveman sie genauso verseucht.

    Gregor Gysi: Genosse Stasi, ich und Havemann, wir reden über Dinge, die er mir erzählt und nicht über Dinge, die er verschweigt. Das können sie doch sicherlich einsehen, oder? Herr Genosse Stasi.

    Stasi schweigt. Er schien vor Wut starr.

    Gregor Gysi: wenn sie wolle…….

    Stasi: auch hören sie auf!

    Wieder eine giftige Stille breitet sich aus. Stasi beginnt auf und ab zu gehen. Es soll Abschreckung hervorrufen.

    Stasi: ach! eine Frage, wieso ist er ausgerechnet zu ihnen gekommen, er muss sehr dreist sein, zu einem Parteimitglied zu gehen. Meinen sie nicht auch Genosse, dass er bewusst seinem Ruf als Staatsfeind gerecht werden will.

     

    Gregor Gysi: er ist sich gewiss keine Schuld bewusst. Er ist nicht dreist. Er hat einfach nichts zu verbergen. Ich denke, er könnte genauso gut zu Teufel gehen. Er ist nur rational.

    Stasi: Apropo Teufel, er ist doch beim Teufel gelandet!!

    Stasi verlässt den Raum ohne sich zu verabschieden.

  • TC
    Tomas Capdevila

    Liebe Taz,

     

    das Gysi-Bashing ist doch schon Manie bei Euch, oder?

     

    Gruesse,

    Tomas

  • OS
    Oliver Stang

    Niemand darf das Unrecht eines Regimes verharmlosen. Doch wenn man sich die Hexenjagd auf ehemalige Ostbürger ansieht, frage ich mich, warum das mit den Nazis niemand getan hat. Stattdessen saßen tausende ehemaliger Nazischergen nach dem Kriege wieder in hohen Ämtern.Und kaum einer von denen wurde verunglimpft.

    Irgenwann muß Schluß sein, es hilft weder Opfer noch Täter wenn wir in Deutschland uns ständig runtermachen, nur um der Welt zu zeigen das von den "Deutschen" nichts unheilvolles mehr ausgeht.

    Gerade unsere heutige Gemeinschaft in Deutschland sollte viel mehr den Chinesen, Amerikanern und anderen Unrechtsregimen die Schranken aufzeigen und wirkliche Maßstäbe bei der Verwirklichung und Durchsetzung von Menschenrechten setzen.

    Müssen wir "einfachen" Bürger uns nicht fragen, warum die Wirtschaftsinteressen im Vordergrund stehen und nicht der Mensch???