Start der Fitness-Messe Fibo in Köln: Following macht fit
Die Fibo in Köln ist ein wichtiges Event für Fitness-Influencer und ihre Fans. Aber für die Fibo sind Influencer nicht so wichtig.
Bodybuilder, Sportmodels und PhysiotherapeutInnen pilgern in den nächsten Tagen nach Köln. Von Donnerstag bis Sonntag findet dort die „Fibo“ statt, die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit. Das erste Mal fand sie im Jahr 1985 statt. Fitnessstudio-Betreiber Volker Ebner hatte keinen Zutritt zur Internationalen Messe für Sportmode und Sportartikel bekommen und sich deshalb vorgenommen, ein eigenes Event für die Fitness- und Bodybuilding-Branche auf die Beine zu stellen. Das Ergebnis war die Fibo.
Mittlerweile ist die Messe nicht mehr aus der Branche wegzudenken, letztes Jahr besuchten sie mehr als 150.000 Menschen, davon rund 83.000 FachbesucherInnen. Schon längst fokussiert sich die Messe nicht mehr nur ausschließlich auf Bodybuilding. Auch andere Sparten wie Physio, Wellness oder EMS-Training (bei dem die Muskeln elektrisch stimuliert werden, um noch bessere Ergebnisse zu erzielen), finden auf der Messe Platz.
Obwohl der Schwerpunkt der Fibo nach wie vor auf dem Business-Aspekt liegt, scheint die Messe auch für Privatbesucher immer interessanter zu werden. Ein Grund dafür dürften wohl die Fitness-Influencer sein, von denen seit 2013 immer mehr auf der Messe zu Gast sind – dieses Jahr insgesamt 170.
Eine davon ist die bekannteste deutsche Fitness-Influencerin Sophia Thiel mit 1,3 Millionen Followern auf Instagram. Viele ihrer Fans haben sich nur deshalb ein Ticket für die Messe gekauft, um sie zu treffen und vielleicht sogar ein Selfie mit ihr zu machen – dafür nehmen die treuen Follower auch mehrere Stunden Schlangestehen in Kauf.
Empfohlener externer Inhalt
Mit vielen Influencern konnte man schon seit Wochen auf die Fibo hinfiebern, während sie beispielsweise seit Februar eine „Fibo-Diät“ machen: Das ist ein eigener strikter Ernährungs- und Trainingsplan bis zum Messe-Start, um den eigenen Körper dort dann in bestmöglich gestählter Form präsentieren zu können.
Denn auch für die Influencer ist die Fibo ein wichtiger Business-Termin: Nicht nur ihre Follower sondern auch potenzielle Sponsoren sehen sie dort endlich mal in live – ohne Fotobearbeitungsprogramm oder Filter. Wenn sich auf der Messe rausstellt, dass ein Fitness-Influencer gar nicht so fit ist, wie er auf seinem Instagram-Profil immer aussieht, wirkt er nicht mehr authentisch. Und Sponsoren wollen authentische Influencer, die ihre Produkte auf den Social-Media-Kanälen bewerben sollen und dafür Geld kriegen.
Festival als Konkurrenz?
Zum ersten Mal fand im letzten Sommer noch ein weiteres Fitness-Event statt: der „World Fitness Day“ in Frankfurt am Main. Anders als auf der Messe stehen hier nicht die Marken und das Business im Vordergrund, sondern eher der „Lifestyle“ und die „Gemeinschaft mit Gleichgesinnten“. Die Veranstaltung sei eher ein Festivals und seine Grundlage seien die vielen Influencer, erklärte Julian Zietlow, einer der großen Fitnessgurus in Deutschland, letztes Jahr der Welt.
Genau das sei für ihn ein Vorteil des „World Fitness Day“ gegenüber der Fibo: Auf der Fibo würden Influencer eben nicht als Grundlage sondern nur als Bonus gesehen gesehen und zudem „arrogant behandelt“. Der „World Fitness Day“ könne deshalb eine Möglichkeit für Fitness-Influencer sein, sich von der Fibo zu emanzipieren und ein eigenes Event aufzubauen.
Die Veranstalter der Fibo sehen darin jedoch keine Gefahr, heißt es aus der Presseabteilung. Beide Veranstaltungen hätten komplett unterschiedliche Ausrichtungen und seien deshalb kaum vergleichbar. Den Einfluss von Influencern auf die Messe schätzen die Veranstalter als gering ein – auch das Publikum auf der Fibo habe sich in den letzten Jahren durch die Influencer nicht merklich verändert.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken