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■ Standbild250 Jahre Viagra

„Geheimakte G.“ und „Das Literarische Quartett – Extra“, Do., ab 22.15 Uhr, ZDF

„Jawohl, Viagra!“ Hellmuth Karaseck ist kaum zu halten. „Erinnern Sie sich nicht? Vor zwei Jahren, als Viagra rauskam? Das war doch eine große Geschichte damals! Und der Faust, ich sage Ihnen, der handelt von nichts anderem! Jawohl mein Freund! Das ist ein Viagra-Stück! Ich meine, der Hexentrank und das Ausrasten des Faust danach. Was ist das anderes? Toll! Toll aktuell, das Stück. Noch heute.“

Das Literarische Quartett, in der Sondersendung mal als Terzett, ganz unter sich. Es geht um Goethe. Da will man sich nicht reinreden lassen. Da ist die Runde noch aufgeregter als sonst. „Mein Lieber“, klopft Reich-Ranicki dem schweißgebadeten Tagesspiegel-Herausgeber beruhigend auf die Schulter, „und wenn Gretchen die Pille genommen hätte, dann wäre es zu dem ganzen Drama gar nicht gekommen. Schon gut, schon gut.“ „Es geht auch noch um anderes im Faust“, bringt sich Sigrid Löffler ein, beklagt sich dann aber doch lieber über das Männerbild im Egmont, woraufhin Karaseck, noch immer innerlich von seiner Viagra-Idee geschüttelt, erklärt, Goethe sei für ihn der größte Dichter aller Zeiten, weil er ihm „die meisten Fragen über Frauen gestellt habe“. Zwischendurch wird immer wieder eine Goethe-Büste eingeblendet: Ja, er ist noch da.

Vor der privaten Goethe-Feier der drei Kritiker hatte das ZDF mit „Geheimakte G.“ einen sehr schönen Fernsehfilm Gero von Boehms ausgestrahlt, der die Italienische Reise des Dichters als „Weg in ein neues Leben“, als das Aussteigerabenteuer des 18. Jahrhunderts vorstellte. Der italienische Germanist Roberto Zapperi enthüllte: „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass er Kontakt mit käuflichen Damen hatte. “ Und auch sonst wurden noch allerlei Frauengeschichten aufgedeckt, Liebesgeschichten, Lebensgeschichten, Erweckungsgeschichten und dass er mit 38 Jahren zum ersten Mal die Liebe fand. „Wegen Viagra, vielleicht?“ hört man Karaseck noch glucksen. Am Ende sieht man nicht mal mehr die Büste.

Volker Weidermann

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