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Stand der Solarenergie
Aktuell ist mein Stand der: Ich habe für einen Bekannten eine 1500W Balkonsolar mit einstellbaren Wechselricher installiert. Jetzt dürfte sie nur mit 600W statt 800W betrieben werden, weil diese Regierung mal wieder ein Versprechen nicht gehalten hat und die neue Balkonkraftwerk-Verordnung, sie wurde zum 1.1.24 zugesagt, einfach auf unbekannt verschoben hat.
Danke auch Ampel, so wird das nichts mit der Energiewende. Leider fehlt meinem Bekannten der Mut, sie einfach ohne Anmeldung laufen zu lassen. Ich würde es eiskalt tun, und dann auch gleich mit 1500W.
@Rudi Hamm Im Winter ist man eh dankbar über jede kwh Solarstrom, da fallen keinem die 1500W auf... Wenn ich nicht schon eine große Anlage auf dem Dach hätte, würde ich auch mindestens 800W am Balkon aufhängen. Oder zwei Anlagen eine Richtung Ost und eine Richtung West und um die Mittagszeit umschalten.
@Strolch "Made in Germany" ist nicht immer die richtige Lösung.
Wir haben den Anschluss an die PV-Industrie der asiatischen Länder verpasst und sollten auch nicht versuchen es wieder zu uns zu holen.
Grund: Unser Strom ist mit der teuerste der Welt, mit Zwangs-PV oder Importzöllen würde er noch teurer.
Mit Billig-PV aber wird es immer günstiger. Unterm Strich sparen wir so mehr und es bleibt jedem mehr im Geldbeutel, als es Arbeitsplätze bringen würde.
Es gibt genug andere Felder wo wir wieder Anschluss finden müssen, weil es sich dort auch mehr rechnet.
So haben wir grob fahrlässig die Pharmaindustrie, teilweise Chemie, Kraftwerkstechnik, Windkraft und E-Autos vernachlässigt und rennen jetzt den anderen hinterher. Hier reden wir über hunderttausende HiTec Arbeitsplätze.
Jetzt kommen also die von unten nach oben Umverteilungvorschläge schon in der taz?
Stand der Solarenergie: Mehr als nur eine Nischenlösung
Wenn Politik heimische Wertschöpfung forcieren will, sollte sie das Thema grundsätzlicher angehen.
Balkonkraftwerk in Freiburg Foto: Fleig/Eibner-Pressefoto/imago
Nach der Logik des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) scheint das Konzept durchaus charmant: Man erhöht einfach die Einspeisevergütungen jener Photovoltaikanlagen, deren Komponenten aus europäischer Produktion stammen – und schon füllen sich die Auftragsbücher der heimischen Hersteller.
Doch der Gedanke ist zu schön, um das Problem der großen Abhängigkeit Europas von asiatischer Solartechnik lösen zu können. Denn solche Differenzierung bringt viel Aufwand mit sich. Vor allem wenn man – wie es die Branche vorschlägt und was sinnvoll erscheint – die unterschiedlichen Wertschöpfungsstufen mit individuellen Aufschlägen bei der Vergütung belohnt.
Die Fertigungsprozesse sind vielschichtig. Zum Beispiel hat man Rohsilizium aus Deutschland, das zur Kristallisation nach Asien geht, dort in dünne Scheiben gesägt und zu Zellen prozessiert wird, die dann in Deutschland zu Modulen verbaut werden, deren Glas wiederum importiert ist. Der Wechselrichter kommt wiederum aus Europa.
Somit würden sich je nach Einzelfall unzählige Vergütungssätze ergeben. Zugleich müsste jeder Schritt zertifiziert werden, zur Freude von Gutachtern, denen ein weiteres Betätigungsfeld im Umfeld des ohnehin aufwendigen Lieferkettengesetzes zufiele.
Zuerst 2000
Auch grundsätzlich ist zu hinterfragen, ob das EEG noch der richtige Ort ist, um heimische Fertigung zu fördern. Zum einen ist das Gesetz ohnehin maßlos kompliziert. Als das erste EEG im Jahr 2000 entstand, reichte gesunder Menschenverstand, um Rechtsfragen durch einen Blick ins Gesetz zu klären. Heute braucht man Fachjuristen.
Zudem sollte das EEG eigentlich nur der Markteinführung der Erneuerbaren dienen, was grandios gelungen ist. Längst ist Solarstrom so billig – was Solarfreunde bei jeder Gelegenheit betonen –, dass man sich mit dem Gedanken anfreunden sollte, die Photovoltaik den Marktkräften zu überlassen.
Klar, das Problem fehlender heimischer Wertschöpfung wird damit nicht gelöst. Aber das muss auch nicht über das EEG erfolgen, denn den Verlust heimischer Produktion kennen andere Branchen ebenso – etwa Mikroelektronik oder Pharma. Deswegen sollte man das Ziel, Wertschöpfung nach Europa zurückzuholen, grundsätzlicher angehen.
Einen Weg könnte das Steuerrecht bieten, durch höhere Verbrauchssteuern bei gleichzeitiger Senkung der Lohnnebenkosten; das würde für heimische Produkte idealerweise zum Nullsummenspiel, Importware hingegen würde teurer. Doch dies ist nur eine Idee. Weitere Ideen sind gefragt. Stoßrichtung muss ein allgemeines Industriekonzept für Europa sein, keine Nischenlösung für die Photovoltaik.
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Kommentar von
Bernward Janzing
Autor*in
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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