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Staatstrauer um Papst FranziskusArgentinien trauert um Jorge Bergoglio

Als Erzbischof in Buenos Aires war der spätere Papst Franziskus äußerst beliebt: Er galt als nahbar und den Armen zugewandt.

Menschen beten am Montag in der Kathedrale von Buenos Aires für den verstorbenen Papst Franziskus Foto: Cristina Sille/dpa

Buenos Aires taz | Die Nachricht überraschte die Menschen am frühen Ostermontag, der in Argentinien ein normaler Werktag ist. Um 2.35 Uhr Ortszeit in Buenos Aires war Papst Franziskus in Rom gestorben. Noch am Vortag hatten die Bilder des Papsts, der in seinem „Papamobil“ über den Petersplatz fuhr, bei vielen Argentiniern Freude und Erleichterung ausgelöst.

Kaum machte die traurige Nachricht die Runde, kamen viele Menschen zur Kathedrale an der Plaza de Mayo im Zentrum der Hauptstadt und zündeten Kerzen an. Hier hatte Jorge Mario Bergoglio als Erzbischof von Bue­nos Aires seit 1998 seinen Arbeitsplatz, bevor er im März 2013 zum Papst gewählt wurde. Seither war er nicht mehr in sein Heimatland zurückgekehrt, auch wenn während seiner zwölfjährigen Amtszeit kein Monat verging, in dem nicht über einen möglichen Besuch spekuliert worden war.

Stattdessen begann eine nicht abreißende Pilgerfahrt nach Rom, bei der sich auch Po­li­ti­ke­r*in­nen jeglicher politischen Couleur im Petersdom zum Fotoshooting die Klinke in die Hand gaben. Stets ließ sich dabei am Gesichtsausdruck des Papstes der Grad der Freude über den Besuch ablesen. Im Februar 2024 empfing Franziskus Argentiniens libertären Präsidenten Javier Milei – und dies trotz dessen Äußerungen, nach der die katholische Soziallehre Teufelszeug sei.

„Mit tiefer Trauer habe ich heute Morgen erfahren, dass Papst Franziskus, Jorge Bergoglio, verstorben ist und nun in Frieden ruht. Trotz der Unterschiede, die heute gering erscheinen, war es für mich eine große Ehre, ihn in seiner Güte und Weisheit kennenzulernen“, twitterte Milei und ordnete eine siebentägige Staatstrauer an. Papst und Präsident verband die Ablehnung des Schwangerschaftsabruchs.

Seit 2013 war Franziskus nicht mehr in sein Heimatland zurückgekehrt

Auf die Frage, was passiert, nachdem wir gestorben sind, fragte Franziskus einmal zurück: „Es muss ein großes Licht und eine großes Glücklichsein geben auf dem Weg zum dem Treffen mit Gott, nicht wahr?“ Sein Krankenhausaufenthalt wegen einer Lungenentzündung zu Beginn des Jahres und der Genesungsprozess des 88-Jährigen war am Río de la Plata aufmerksam verfolgt worden. Landesweit waren Mahnwachen abgehalten worden. „Heute beten wir in den Armenvierteln für Papst Franziskus“, erklärte damals Padre Pepe di Paola, ein Schützling und Freund des Papstes. Er erinnerte daran, dass der Papst schon als Erzbischof eine Verbindung zum Priesterteam in den Armenvierteln aufbaute. Dort ging er spazieren und nahm an den Volksfesten teil, so Padre Pepe.

„Papst der Armen und Ausgestoßenen“

Um 8.30 Uhr Ortszeit am Montagmorgen öffneten sich in Buenos Aires die Tore der Kathedrale. „Der Papst der Armen und Ausgestoßenen hat uns verlassen“, begann Erzbischof Jorge García Cuerva die Andacht in der voll besetzten Kirche. Der Schmerz sei groß, denn Papst Franziskus sei auch der Vater aller Argentinier gewesen: „Jetzt müssen wir alle ein wenig wie Franziskus sein“, so der Erzbischof in der Messe, die der Auftakt für landesweite Andachten war.

Der argentinische Fußballverband AFA hat eine Schweigeminute vor allen Spielen angekündigt. Papst Franziskus war „un Papa futbolero“, so die Ligaleitung. Als Mitglied bei seinem Heimatclub San Lorenzo de Almagro verfolgte er auch von Rom aus weiter das sportliche Geschehen. Der Rabe ist gestorben, so hieß es aus dem Club, deren Anhänger sich Cuervos, Raben, nennen. „Cuervo als Kind und als Erwachsener, Cuervo als Priester und Kardinal, Cuervo auch als Papst“, twitterte ein Anhänger.

Wenige Tage nach seinem Amtsantritt als Papst 2013 soll er, noch so eine Anekdote, den Besitzer des Zeitungskiosks gegenüber der Plaza de Mayo angerufen haben: „Hallo Daniel, hier ist Kardinal Jorge“, soll er sich gemeldet haben. Und dass er sein Zeitungsabo nicht mehr benötige. Er war ja umgezogen. Seine Nahbarkeit machte Bergoglio bei seinen Landsleuten beliebt. Er zog es vor, mit dem Bus oder der U-Bahn zu fahren, statt mit dem Dienstwagen. Und so gibt es viele Geschichten, die mit den Worten beginnen: „Che, heute bin ich mit dem Bischof gefahren“.

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1 Kommentar

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  • Weil der Papst für soziale Gerechtigkeit war, die wiederum das Gleiche sei, wie die Erbsünde "Neid", bezeichnete Milei den Papst als "Verrückten" und "Repräsentantes des Bösen" in Rom.



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