Staatsbürgerschaft im Abgeordnetenhaus: Zum Wählen auch ohne deutschen Pass
Das Parlament diskutiert über zügige Einbürgerung. Unabhängig davon ist Rot-Grün-Rot dafür, dass nach fünf Jahren in Deutschland jeder wählen darf.
Hintergrund der Debatte ist der Wille von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), eine Einbürgerung statt nach acht Jahren künftig nach fünf, teils schon nach drei Jahren zu ermöglichen. Faeser geht es dabei um den rechtlichen Rahmen – die Debatte im Abgeordnetenhaus drehte sich um eine beschleunigte Abwicklung. Mehrere Redner berichteten, dass es ein Jahr, in Spandau sogar zwei Jahre, bis zu einem ersten Termin dazu im Bezirksamt dauere. Teilweise gebe es für Einbürgerungen nur einen Mitarbeiter. In Lichtenberg würde es zehn Jahre dauern, den Antragsstau aufzulösen, berichtete die FDP-Abgeordnete Maren Jasper-Winter.
Unabhängig von neuen Regeln, so war zu hören, könnten in Berlin derzeit über 400.000 Menschen eine Einbürgerung beantragen, die seit über zehn Jahren hier leben. Damit so etwas schneller geht, soll sich ein Landeseinbürgerungsamt an zentraler Stelle der Stadt damit befassen, mit 90 dafür bisher bei den Bezirken zuständigen Mitarbeitern und 120 zusätzlichen. Diese Stellen sind zwar schon bewilligt, aber noch nicht besetzt. „Wir haben jetzt im Jahr 8.000 Einbürgerungen“, sagte Regierungschefin Franziska Giffey (SPD), „unser Ziel ist, auf 20.000 zu kommen.“
Während SPD-Fraktionschef Raed Saleh davor warnte, mit einer Ablehnung eines zentralen Einbürgerungsamts versündige man sich an einem guten Teil der Bevölkerung Berlins, machte der CDU-Abgeordnete Björn Wohlert genau das. „Wir brauchen kein kostenintensives Landeseinbürgerungszentrum“, sagte er. Verbessern ließe sich die Lage aus seiner Sicht mit vereinheitlichten digitalen Prozessen in den Bezirken und mehr Geld für Personal.
Was die CDU gleichfalls genauso wenig wie FDP und AfD mittragen mochte, ist ein Wahlrecht zum Abgeordnetenhaus allein mit hiesigem Wohnsitz, aber ohne deutschen Pass. „Erst mit der deutschen Staatsbürgerschaft wird das Wahlrecht verliehen“, sagte Wohlert. Die Fraktionen der rot-grün-roten Koalition sahen das anders und setzten einen Beschluss durch: Der fordert den Senat auf, sich – auch über eine Bundesratsinitiative – für eine solche Änderung einzusetzen. Für EU-Bürger soll das Wählen ohne weitere Voraussetzung möglich sein, für andere Nichtdeutsche dann, wenn sie „seit mindestens fünf Jahren ihren ständigen Wohnsitz im Bundesgebiet haben“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
MLPD droht Nichtzulassung zur Wahl
Scheitert der „echte Sozialismus“ am Parteiengesetz?
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Förderung von E-Mobilität
Habeck plant Hilfspaket mit 1.000 Euro Ladestromguthaben
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen