Speicher für erneuerbare Energien: Finnland testet Sandbatterie
Ein finnisches Energieunternehmen will überschüssigen Strom als Wärme speichern. Das Prinzip scheint simpel: Ein Silo voll Sand und ein Wärmetauscher.
In der kleinen westfinnischen Stadt Kankanpää steht die Batterie, die dazu beitragen soll, die Überschussenergie von Windkraftwerken, Solarzellen oder anderen grünen Energiequellen zu lagern, bis sie gebraucht wird. Die ebenso einfache wie relativ billige Lösung: 100 Tonnen Sand in einem 7 Meter hohen Silo, der einen Durchmesser von 4 Metern hat und in dem mithilfe eines Wärmetauschers der Sand auf Temperaturen von 500 bis 600 Grad erhitzt wird.
Gekoppelt ist diese Sandbatterie an das lokale Fernwärmekraftwerk der Energiegesellschaft Vatajankoski. Sie soll beispielsweise im Winter, wenn Sonne und Wind sich rarmachen, mit der so gespeicherten Energie eine Ergänzung bei der konventionellen Fernwärmeproduktion sein. Voll „geladen“ soll die Anlage bei einer Nennleistung von 100 Kilowatt 8 Megawattstunden Energie speichern können.
Laut der Firma „Polar Night Energy“, die das Konzept entwickelt hat, speichert der Sand in dem Stahlsilo die Hitze bis zu drei Monate lang. Möglich sei auch, die Batterie so zu designen, dass man sie vergraben kann oder dass sie nur ein einzelnes oder mehrere Häuser versorgt. Man hat aber auch bereits Pläne für Installationen mit einer Speicherkapazität von bis zu 20 Gigawattstunden.
Nur minimale Wärmeverluste bei langer Lagerung
Mit dem System könne auch Überschusswärme aus Kraftwerken oder Datenzentren ausgenutzt werden. „Sand ist ein billiges und reichlich vorhandenes Material, das auf bis zu 1.000 Grad Celsius und noch höher erhitzt werden kann“, wirbt das Unternehmen. „Gute Isolierung zwischen dem Sandlager und der Umgebung gewährleistet eine Lagerungsdauer von mehreren Monaten bei minimalen Wärmeverlusten.“
Die Installationskosten für das in Kankanpää verwendete Konzept beziffert man umgerechnet auf weniger als zehn Euro pro Kilowattstunde. Die Bezeichnung „Sandbatterie“ sei für diese Anlage ein wenig irreführend, gesteht der Technikchef von „Polar Night Energy“, Markku Ylönen, denn man wandle ja die Wärme nicht wieder in Elektrizität um. Mit etwas komplexerer Technik sei auch das möglich, allerdings zu höheren Systemkosten und mit einem deutlich niedrigeren Wirkungsgrad.
Was die CO2-Bilanz angehe, sei „die aus unserem Speicher entnommene Wärme genauso grün wie die des in den Speicher eingespeisten Stroms“. Die CO2-Emissionen einer solchen Batterie seien lediglich die, die während der Bauphase und bei der Herstellung der verwendeten Baumaterialien freigesetzt worden seien.
Kaum laufende Kosten
Sand sei ein besonders effektives Speichermedium, und es könne ganz normaler Sand verwendet werden. Er müsse nur recht trocken sein, damit in der Startphase nicht zu viel Energie verloren geht, und er darf keine brennbaren Rückstände enthalten. Beim Betrieb entstünden so gut wie keine laufenden Kosten; eine solche Anlage habe auch eine lange Lebensdauer.
„Der Sand ist nun schon recht heiß“, berichtete Technikchef Ylönen in der vergangenen Woche vor der Presse: „Und wir glauben, dass unser System sogar noch mehr Potenzial hat, als wir erwartet haben.“ Vatajankoski-CEO Pekka Passi ergänzt: „Uns gefiel die Idee sofort, weil es so eine einfache Lösung ist. Warum nicht mal etwas ausprobieren und damit vielleicht weltweit die Ersten sein? Und natürlich glauben wir an den Erfolg.“
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Thüringen
Das hat Erpresserpotenzial
Friedenspreis für Anne Applebaum
Für den Frieden, aber nicht bedingungslos
BSW in Sachsen und Thüringen
Wagenknecht grätscht Landesverbänden rein
Rückkehr zur Atomkraft
Italien will erstes AKW seit 40 Jahren bauen
Klimaschädliche Dienstwagen
Andersrum umverteilen
Tech-Investor Peter Thiel
Der Auszug der Milliardäre aus der Verantwortung