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Sparkurs im Kongo84 Euro pro Einwohner

Fallende Rohstoffpreise, kaum Steuereinnahmen: Die Regierung im Kongo muss mit einem Budget von 6,3 Milliarden Euro auskommen.

Auch die Rohstoffe bringen der Demokratischen Republik Kongo immer weniger Geld ein: Arbeiter vor einer Kupfer- und Kobaltmine Foto: reuters

Berlin taz | Die Wirtschaftskrise, die zahlreiche Rohstoffexporteure Afrikas erfasst hat, trifft jetzt die Demokratische Republik Kongo besonders hart. Am Montag stellte Premierminister Augustin Matata Ponyo im Parlament in Kinshasa einen drakonischen Sparhaushalt vor.

Die Staatsausgaben im Etat 2016, ohnehin mit umgerechnet rund 8 Milliarden Euro für ein 75 Millionen Einwohner zählendes Land sehr niedrig, sollen um 22 Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro sinken – in Landeswährung eine Kürzung von 8.476 auf 6.611 Milliarden kongolesische Franc.

Einzelne Bereiche wie Gesundheitsausgaben sollen um über 90 Prozent schrumpfen. Grund für die Sparpolitik ist der starke Rückgang des Devisenzuflusses wegen der sinkenden Rohstoffpreise.

Staat? Wo denn?

Nach Jahrzehnten von Krieg und Staatszerfall ist der Staat im Kongo nur rudimentär präsent; die Steuerquote liegt bei rund 10 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Weil sie kaum auf Budgethilfe von außen hoffen kann, muss die Regierung jedes Jahr einen mindestens ausgeglichenen Haushalt erwirtschaften. Das macht es ihr unmöglich, eine aktive Politik zur Linderung der schreienden Massenarmut der Kongolesen zu finanzieren.

Haushaltspläne im Kongo haben dabei traditionell mit den realen Ausgaben wenig zu tun – so gibt Präsident Joseph Kabila jedes Jahr etwa so viel Staatsgelder aus wie der gesamte Gesundheitssektor, obwohl dessen Etat auf dem Papier viel höher ist. Zuletzt aber sind auch Steuer- und Zolleinnahmen weit unter Plan geblieben, und Haushaltsdefizite kann Kongos Regierung aus eigener Kraft nicht decken.

Pläne, erstmals seit Jahrzehnten wieder Anleihen auf den internationalen Kapitalmärkten aufzunehmen – die Rede war von einer Milliarde US-Dollar –, werden aufgrund der zu erwartenden hohen Zinsen von über 12 Prozent zurückgestellt. Stattdessen bittet Kongos Regierung um Direkthilfen.

Dass es kaum noch Liquidität in Kongos Wirtschaft gibt, wurde im April deutlich, als die Banque Internationale pour l’Afrique au Congo (BIAC) Abhebungen an Geldautomaten beschränken musste. Dann setzte die Regierung die Erstattung von Mehrwertsteuervorauszahlungen aus – eine geeignete Maßnahme, um sämtliche Wirtschaftskreisläufe zum Erliegen zu bringen.

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8 Kommentare

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  • Man will ja nicht kleinlich sein, aber:

    Bild und Erläuterung (Arbeiter vor einer Kobaldmine) passen (mal wieder) nicht!

    Menschen vor einer waterpump beim Wasserholen und im Hintergrund (allenfalls) eine Abraumhalde besagter Mine?

    Und was ist dann vom Rest des Textes zu halten wenn schon ein offensichtliches Detail nicht stimmt. Sorry aber genau so geht das nicht mit dem Qualtätsjournalismus.

    • @Tom Farmer:

      Hier finden Sie das Bild von Reuters, tatsächlich tituliert als "Kobaldmine im Kongo" (Bild Nr. 3)

        • @LiebeSonneScheine:

          Danke für den Hinweis:

          Dann gilt meine Bildkritik Reuters das so zu titulieren und dennoch der Hinweis an dei TAZ so was nicht einfach so zu übernehmen.

           

          Für was die gelben Kanister sind weiß jeder der mal dort war; definitiv haben die primär nix mit der Kobaldmine zu tun und Arbeiter sind das eben keine; sonder zumindest z.T. Frauen und Kinder und eben alle beim Wasser holen.

          • @Tom Farmer:

            Naja, ich kann mir schon vorstellen, dass auch Frauen und Kinder sich dort Wasser holen, weil es die einzige verfügbare Wasserstelle der Umgebung ist, bzw. weil die Familie eben mitkommt. Ist auch nicht unmöglich, dass Frauen und Kinder dort zum Wasser holen angestellt sind. Beachten Sie den Zaun rechts im Bild, der ist auch auf anderen Bildern der Mine zu sehen.

            • @LiebeSonneScheine:

              Ist übrigens auch auffallend, dass alle Wasserbehälter gleich aussehen, gelb. Das könnte darauf hinweisen, dass die Leute, die auf diesem Bild mit dem Transport von Wasser beschäftigt sind, (oder gerade warten) für die Mine arbeiten.