Spaniens Ex-Monarch Juan Carlos: Ein König stiehlt sich davon
Spaniens ehemaliger König Juan Carlos I. galt nach dem Ende Francos als volksnaher Regent. Er fiel tief – und mit ihm das Ansehen der Monarchie.
S panien hat ein Problem: Die Staatsform, die sich das Land 1975 nach dem Tod des Diktators Francisco Franco gegeben hat, gerät ins Wanken. Die fluchtartige Wohnsitzverlegung von Alt-König Juan Carlos I. ins Ausland könnte weitreichende Folgen haben. Denn Spanien ist nicht mehrheitlich monarchistisch. Viele Spanier akzeptierten die Monarchie nur, weil sie Respekt vor Juan Carlos I. hatten.
Er galt ihnen als effektiver Staatschef, als volksnah und anständig. Sie waren „juancarlistas“, wie dies in Spanien hieß. Doch nach zahlreichen Skandalen und jetzt gar noch Ermittlungen in der Schweiz und in Spanien wegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung ist es vorbei mit dem guten Image. „Juancarlista“ zu sein fällt alles andere als leicht.
Wer kein Monarchist ist, denkt um. Zumal Sohn Felipe VI. nie die Beliebtheit erreichte, die sein Vater hatte. Zu steif, zu fern vom Volk ist er. Anders als bei seinem Vater, der als einer der Architekten des demokratischen Spaniens gilt, sucht man bei ihm vergeblich nach großen Leistungen, die jemanden „felipista“ werden lassen könnten, wenn er schon kein Monarchist ist.
Felipe hatte genau eine Chance, und die vergab er. Als er nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien zur Aussöhnung und Besonnenheit hätte rufen können, redete er den Hardlinern das Wort, half, die Katalanen zu verteufeln. Er verzichtete darauf, eigene, nachhaltige Akzente zu setzten, die den Spaniern in Erinnerung bleiben.
Außerdem sind immer mehr Spanier in der Demokratie geboren und aufgewachsen. Das Mantra, dass das System, so wie es nach 1975 entstand, das einzig mögliche und einzig stabile sei, zieht nicht mehr. Die wenigen Umfragen, die es gibt, zeigen, dass mittlerweile mindestens die Hälfte der Spanier dafür ist, ihren Staatschef zu wählen. Eindeutiger Vorteil wäre: Ist er korrupt, kann er aus dem Amt gewählt und vor Gericht gestellt werden. Die Spanier müssten dann nicht warten, bis er so gütig ist und geht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Anschlag in Magdeburg
Der Täter hat sein Ziel erreicht: Angst verbreiten