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Soziologe über die neue Mittelklasse„Der Unterschied liegt in der Kultur“

Andreas Reckwitz erforscht die Gegenwartsgesellschaft. Er analysiert, wieso es zu Konflikten zwischen den Klassen kommt.

Offene Küche und Freelance: Das Leben der neuen Mittelklasse Foto: imago/westend61
Jan Feddersen
Interview von Jan Feddersen und Martin Reeh

taz: Herr Reckwitz, wie sieht Ihre Küche aus?

Andreas Reckwitz: Warum fragen Sie?

Sie schreiben von offenen Küchen als neuem Trend in der neuen Mittelschicht. Zu denen wir ja alle gehören. Man erkennt sich in ihren Beschreibungen wieder – meine Wohnungswahl in Nordneukölln hatte etwas mit der offenen Küche zu tun.

Ich habe keine offene Küche. Ich mag es, wenn die Küche vom Wohnzimmer halb abgetrennt ist. Wenn man in meine Wohnung rein kommt, tritt man nicht sofort in die Einbauküche hinein. Insofern bin ich untypisch.

Erkennen Sie sich an anderen Punkten in dem Buch, an denen Sie die neuen Mittelschichten beschreiben?

Natürlich. Viele der Leser und auch ich als Autor sind natürlich in die neue Mittelklasse einzuordnen. Aber als Soziologe hat man ja einen fremden Blick auf das Eigene. Da erkennt man Strukturen hinter den vertrauten Phänomenen des Alltags.

Aber das eigene Milieu ist ja das kulturell dominante Milieu, oder?

Im Interview: Andreas Reckwitz

48 Jahre, ist Professor für vergleichende Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Sein Buch „Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne“ wurde im November 2017 mit dem Bayerischen Buchpreis ausgezeichnet.

Die neue Mittelklasse prägt die Konsumpräferenzen, teilweise die medialen Darstellungen, sie hat auch in der Politik einen starken Einfluss auf die Parteien und Themen. Durch ihre hohen Bildungsabschlüsse hat sie eine starke Stellung in allen Bereichen. Sie ist so etwas wie das Schlüsselmilieu dieser spätmodernen Gesellschaft. Dennoch darf man sich eben nicht nur ein Milieu anschauen, sondern muss eine Kartografie der Milieus oder der Klassen entwerfen, die die Gegenwartsgesellschaft ausmachen. Daran fehlt es, wir haben in der soziologischen Analyse keine Klassenmodelle mehr. Wir haben stattdessen lange über eine Pluralisierung der Lebensstile geredet: viele bunte Milieus, die nebeneinander existieren. Oft ist auch die Rede von der Krise der Mittelschicht, man weiß aber nicht, was an deren Stelle getreten ist. Deshalb ist eine Kartografie der Gegenwartsgesellschaft wichtig. Ich würde hier ganz grundsätzlich zwischen neuer Mittelklasse, alter Mittelklasse und neuer Unterklasse als den drei großen Formationen unterscheiden, plus der winzigen Oberklasse.

Was unterscheidet die neue Mittelklasse von der der 70er Jahre?

Helmut Schelsky hat in den 50er Jahren richtigerweise von der nivellierten Mittelstandsgesellschaft gesprochen. In der Nachkriegszeit gab es eine relativ egalitäre, kulturell homogene Gesellschaft. Das ist seit den 70er Jahren langsam aufgebrochen. Deshalb macht es keinen Sinn mehr, von der Mittelschicht als einheitlichem Block zu reden. Die neue Mittelklasse hat sich aus der alten herausentwickelt, sie hat teilweise eine neue Struktur. Drei Faktoren sind dafür verantwortlich: Erstens die Postindustrialisierung, also die Entwicklung weg von der klassischen Industriegesellschaft hin zur Wissensökonomie – ein breiter, expandierender Zweig von Berufen, in denen Akademiker beschäftigt sind. Damit zusammenhängend die Bildungsexpansion. Die neue Mittelklasse ist mit hohem kulturellem Kapital ausgestattet, also in der Regel mit Hochschulabschlüssen. Drittens der Wertewandel weg von reinen Pflichtwerten zu Werten der Selbstentfaltung und Individualität. Dieser Wertewandel wird entscheidend von der neuen Mittelklasse getragen.

Die Einflüsse der neuen Mittelklasse gehen bis weit in die CSU, aber in der Mitte thronen die Grünen. Richtig?

Wenn man das parteipolitisch und auf Deutschland beziehen will: ja. Die neue Mittelklasse bedeutet zunächst einen lebensweltlichen Wandel, auf dem dann die politischen Einstellungen draufsitzen. Ihr Lebensgefühl ist ein anderes als das der alten Mittelklasse. Es ist kosmopolitischer, internationaler, liberaler. Damit gibt es eine neue politische Konfliktlinie, welche die klassische Links-rechts-Konfliktlinie durchschneidet. Die Kosmopoliten sind für Öffnung in vielerlei Hinsicht: der Identitäten, auch der Märkte, gegen zu starke Ordnung, gegen zu starke Regulierung. Liberalisierung im weitesten Sinne des Wortes eigentlich. Die Grünen sind in der Tat am ehesten die Partei der neuen Mittelklasse. Aber auch die SPD hat Wähler dort, die Union, die FDP natürlich, auch die Linkspartei.

Sie schreiben, die Mittelklassen hatten in den 70er Jahren keine Lust mehr auf eine egalitäre Gesellschaft – weil ihnen die kulturelle Egalität nicht gepasst hat. Warum gehen Sie von einer bewussten Abkehr von der Egalität aus?

Das ist eher eine indirekte Abkehr. Die Industriegesellschaft hatte gewissermaßen zwei Seiten: Egalitarismus und Konformismus. Das war eine relativ egalitäre Gesellschaft und gleichzeitig auch eine kulturell sehr konformistische Gesellschaft. Es herrschte ein starker Anpassungsdruck. Warum dieses Modell erodiert ist, hatte mehrere Gründe. Die Vorgänger der heutigen neuen Mittelklasse sind die revoltierenden Akademiker Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre. Deren Kritik an der industriellen Moderne bezog sich nicht auf den Egalitarismus, sondern auf den kulturellen Konformismus. Am Ende haben sie den Egalitarismus mit abgeräumt. Denn dieser kulturelle, antikonformistische Wertewandel ist mit der ökonomischen Entwicklung der 70er Jahre zusammengetroffen – der Krise des Fordismus, als das industrielle Wirtschaftsmodell nicht mehr expansionsfähig war.

Dann kam der Neoliberalismus

… und die Transformation der Ökonomie in Richtung Postindustrialismus: weg von der Industrieökonomie hin zum kognitiven Kapitalismus – mit der neuen Polarität zwischen den Hochqualifizierten der Wis­sens­ökonomie und den Niedrigqualifizierten in den einfachen Dienstleistungen. Der Begriff Neoliberalismus allein ist mir hier zu eng, um diese ökonomische Entwicklung zu beschreiben. Aufs Politische übersetzt heißt das aber: Der antikonformistische Linksliberalismus und der antiegalitäre Neoliberalismus haben sich als die beiden Flügel einer Bewegung der Öffnung und „Deregulierung“ dargestellt, die zur heutigen Gesellschaftsform geführt haben.

Grüne und FDP.

So könnte man sagen, wenn man es parteipolitisch übersetzt. Das scheint verwirrend: Zwei Richtungen, von denen man denkt, sie sind miteinander verfeindet, gehören aus größerer Distanz betrachtet zusammen – als Elemente eines tiefgreifenden Liberalisierungsprozesses.

Ihre These ist, für die neue Mittelklasse ist heute Singularität, Einzigartigkeit wichtig. Bei Wohnungen, Kultur oder auch im Tourismus. ­Städte­rei­se statt Mallorca. Aber ist das Reiseziel Berlin nicht das Mallorca der neuen Mittelklasse?

Die Singularität, die Besonderheit oder Einzigartigkeit, liegt im Auge des Betrachters. Es gibt keine objektive Einzigartigkeit. Sie hängt also ab von komplizieren Bewertungsprozessen, die auch sehr mobil und veränderlich sind. Kritik am Konformistischen ist gewissermaßen Teil des Singularitätsspiels. Dann fährt man nicht mehr nach Berlin, sondern nach Lissabon. Im Übrigen: dass etwas von vielen Menschen präferiert wird, macht es ja nicht unbedingt weniger singulär: dass Bob Dylan so beliebt ist, rüttelt nicht an seinem Status als außerordentlich. Er ist dann eben ein Klassiker.

Wo ist die alte Mittelklasse geblieben?

Der Unterschied liegt nicht so sehr im Einkommen, im Materiellen, sondern in der Kultur, im Lebensmodell. Das der neuen Mittelklasse ist eines der Selbstverwirklichung, kombiniert mit Erfolg und Prestige. Also Bürgerlichkeit und Bohème in einem. Die alte Mittelklasse ist eher über Statusinteresse und Selbstdisziplin definiert. Es geht um einen bestimmten Lebensstandard, nicht um die immaterielle Lebensqualität, die für die neue Mittelklasse so wichtig ist. Die alte Mittelklasse ist bildungsmäßig eher mittel und deutlich weniger mobil als die neue Mittelklasse, auch häufiger im ländlichen Bereich angesiedelt. Sowohl bildungsmäßig als auch räumlich repräsentiert man nicht mehr die Mitte der Gesellschaft. Die ehemaligen Bildungsabschlüsse „der Mitte“ verlieren angesichts der Akademisierung an Wert.

Welche sind das?

In Deutschland wäre das eine Berufsausbildung, ein Haupt- oder Realschulabschluss.

Und die Unterschicht?

Die neue Unterklasse ist eine neue Klasse so wie die neue Mittelklasse neu ist: Menschen, die häufig im Bereich der sogenannten einfachen Dienstleistungen arbeiten. Das Hamburger Institut für Sozialforschung spricht vom Dienstleistungsproletariat. Dazu gehören auch Menschen, die nicht am Arbeitsmarkt aktiv sind. Man muss sich durchwursteln, mit der ständigen Gefahr von Lebenskrisen umgehen. Die Selbstverwirklichung der neuen Mittelklasse erscheint aus Sicht der Unterschicht als Paralleluniversum.

Warum knallt es jetzt politisch zwischen den drei Klassen?

Die Frage scheint mir fast: Warum hat es so lange nicht geknallt? Diese drei sozialen Großgruppen haben sehr unterschiedliche Lebenswirklichkeiten – das baut sich schon seit mehreren Jahrzehnten auf. Die eine Gruppe, die neue Mittelklasse, kann sich als Teil und Träger des Fortschritts der westlichen Moderne nach dem Mauerfall sehen, der Liberalisierung, des Bildungsfortschritts etc.. Die beiden anderen Klassen sehen sich eher in einer manifesten oder latenten Situation von Entwertung. Die neue Unterklasse ist sozial deklassiert. Die alte Mittelklasse, die materiell noch relativ gut dasteht, sieht sich häufig in einer kulturellen Defensive gegenüber den Liberalisierungsprozessen. Diese Polarisierung von Lebenswelten und -gefühlen setzt sich in eine Polarisierung von politischen Einstellungen um. Der Aufstieg des Rechtspopulismus ist international ein Ausdruck dieser Entwertungserfahrungen. Es gibt aber Anzeichen, dass der liberale Wertecluster der neuen Mittelklasse sich selbst verändert.

Woran machen Sie das fest?

An der öffentlichen Diskussion über die Krise des Liberalismus. Das betrifft interessanterweise den Wirtschaftsliberalismus und den Linksliberalismus gleichermaßen. Nehmen wir als Beispiel den Wohnungsbau in Berlin. Auch die neue Mittelklasse ist durch die eklatanten Mietpreissteigerungen betroffen. Sodass sie sieht: Wir brauchen Rahmenbedingungen, eine Mietpreisbremse etwa. Und auch die Frage nach gemeinsamen Regeln des zivilen Zusammenlebens wird ja lebensweltlich sehr akut, wenn man etwa zur Zielscheibe der Enthemmung im Internet wird. Dass die Liberalisierungen durch neue Regulierungen ausbalanciert werden müssen, wird so immer deutlicher.

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13 Kommentare

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  • heftige Diskussion über Klassen , die man da unten sieht...

    Aber es geht eher darum, wie Klassenverhältnis mit der Kultur (bez. Kultur-Industrie), verändert wurde.

    Milieu-Studien waren immer vor allem von Marxisten kritisiert, da solche Studien die ökonomische Unterschiede einerseits kulturisiert , anderseits marginalisiert. In dem Sinne haben sie sowohl recht als auch unrecht.







    In der Informationsgesellschaft verändert sich Grundbedingung nach und nach.

    Klasse wird nicht von Außen oder von den ökonomischen Bedingungen bestimmt , sondern vom Bewusstsein.

    Alte oder einige Marxistische Ansätze können solche neue Bewegung nicht erfassen wie z.B : multitude-Lehre von Antonio Negri.

    Anderseits, Kultur-Soziologische Ansätze haben Problem, alles auf das kulturelle Spiel reduzieren: Life Style,Skil, usw.

    Momentan versuchen viele Soziologe beide Ansätze sinnvoll zu integrieren.

    Leider . viele Linke reagieren eher allergisch darauf. So scheint mir zumindest. Naja, klar weil solche Ansicht gewisser weise den Linken dividieren kann.

    Aber diese Debatte oder Infragestellung gab es immer am Rande bei den Linken. Bloß Main Stream Linke, die bewusst oder unbewusst eher zum bürgerlichen Lager gehörten, ignorierten.

    (Neo)Liberalisierung wie man es deutlich bei den SNS Linken beobachten kann , war im Gang.

    Neue Mitte ( neue Bürgertum) tauft da auf.Wie Netzfeminisumus gern tut, greifen die Leute gern anti-neue Mitte Argumente an. Neue linke Populismus verwüstet überall auf diese Weise.

    Ich kann nur verstehen warum sie einerseits so geliebt zugleich gehasst sind.

  • Interessantes Interview.

  • Herr Feddersen, für Ihr wiederholtes Erwähnen der "Mittelklasse" zeige ich Ihnen hiermit den "Mittel"Finger

  • Sehr interessantes Interview. Mich würde interessieren, wie die neue Mittelklasse die neue Unterschicht unterdrückt: Deklassierung durch das Bildungs- und Ausbildungssystem, vielleicht weniger als klar formuliertes Ziel, eher als Ergebnis der Wirkmächtigkeit: Der Ausschluss von Jugendlichen, Schülern, armen Studenten und Lehrlingen, die gar nicht in Konkurrenz zu den Kindern der neuen Mittelklasse antreten können.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Andreas_2020:

      Meiner Meinung nach ist "Bildung und Ausbildung" vor allem die Eintrittskarte zu den Seilschaften, nicht aber wirklich die Qualifizierung, als die sie gerne hingestellt wird. Diese Seilschaften bilden die "Elite der Mittelklasse" und verweisen deren Rest auf die Plätze, die dieser durch die "neue Unterschicht" bedroht sieht, weshalb er kräftig nach unten tritt. während er nach oben buckelt.

  • Nur nicht am Kapitalismus kratzen und schon gar nicht den Begriff im Kontext gebrauchen.

    „Als Klassen bezeichnet man große Menschengruppen, die sich voneinander unterscheiden nach ihrem Platz in einem geschichtlich bestimmten System der gesellschaftlichen Produktion, nach ihrem (größtenteils in Gesetzen fixierten und formulierten) Verhältnis zu den Produktionsmitteln, nach ihrer Rolle in der gesellschaftlichen Organisation der Arbeit und folglich nach der Art der Erlangung und der Größe des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum, über den sie verfügen. Klassen sind Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit der andern aneignen kann infolge der Verschiedenheit ihres Platzes in einem bestimmten System der Gesellschaftlichen Wirtschaft.“ (Lenin)

    Grundlegend für die Unterscheidung der Klassen ist in jedem Fall das Eigentumsverhältnis zu den gesellschaftlichen Produktionsmitteln. Alle anderen Merkmale der Klasse sind daraus abgeleitet. Die wissenschaftliche Klassentheorie wurde von Karl Marx und Friedrich Engels begründet und ausgearbeitet und von W. I. Lenin weiterentwickelt.

    Die Existenz von Klassen und ihr Kampf untereinander wurde bereits vor Marx von bürgerlichen Historikern (A. Thiers, A. Thierry, F.-P.-G. Guizot) und von bürgerlichen Ökonomen (a. Smith, D. Ricardo) festgestellt. Was Marx entdeckte, war „1. …, dass die Existenz der Klassen bloß an bestimmte historische Entwicklungsphasen der Produktion gebunden ist; 2. dass der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. dass diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet.“ (Marx)

    PS.: Die bürgerliche Intelligenz sollte auch heute noch den Mut dazu aufbringen, die bestehende bürgerliche Gesellschaftsordnung in Deutschland und Europa als Kapitalismus und Klassengesellschaft zu bezeichnen.

    • 8G
      80576 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Der ewige Kommunist. Gähn.

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Hierzu Adorno (psychosputnik.word...triegesellschaft/):

      "Die Kriterien des Klassenverhältnisses, welche die empirische Forschung solche der social stratification, der Schichtung nach Einkommen, Lebensstandard, Bildung zu nennen liebt, sind Verallgemeinerungen von Befunden an einzelnen Individuen. Insofern dür­fen sie subjektiv heißen. Demgegenüber war der ältere Klassenbegriff objektiv, unabhängig von Indices in­tendiert, die unmittelbar am Leben der Subjekte ge­wonnen sind, wie sehr im übrigen auch diese soziale Objektivitäten ausdrücken. Die Marxische Theorie beruhte auf der Stellung von Unternehmern und Ar­beitern im Produktionsprozeß, letztlich der Verfügung über die Produktionsmittel. In den augenblicklich vor­herrschenden Strömungen der Soziologie wird dieser Ausgang weithin als dogmatisch abgelehnt. Der Streit ist theoretisch auszutragen, nicht allein durch Präsen­tation von Fakten, die zwar ihrerseits vielfach zur Kritik beitragen, der kritischen Theorie zufolge je­doch ebenso die Struktur verdecken."

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      *Gähn* Da kommt jemand mit einer frischen Analyse der sich verändernden Milleus in der Hoffunung, den Menschen einen besseren Blick auf aktuelle Entwicklungen zu geben; und der erste Vorwurf besteht darin, dass er nicht den Kapitalismus erwähnt und die Klassengesellschaftsleier nicht konsequent genug im Sinne von Marx herunterbetet, wovon ja echt noch nie jemand was gehört und es diskutiert hat /s ... .

    • @Reinhold Schramm:

      "PS.: Die bürgerliche Intelligenz sollte auch heute noch den Mut dazu aufbringen, die bestehende bürgerliche Gesellschaftsordnung in Deutschland und Europa als Kapitalismus und Klassengesellschaft zu bezeichnen."

      Das hat nichts mit Mut zu tun. Die bürgerliche Intelligenz WILL keine Klassenanalyse und wollte sie noch nie. Stattdessen hat uns die Soziologie der bürgerlichen Intelligenz beibringen wollen, dass es unterschiedliche Schichten gibt, die man empirisch belegen kann.

      Dass auch unsere spätkapitalistische Gesellschaft noch genau so funktioniert wie vor 100 Jahren, nämlich auf der Grundlage kapitalistischer Wertschöpfung, wollen natürlich die modernen Selbstausbeuter in den hippen Milieus nicht wissen.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Will das überhaupt jemand wissen? Es ist doch so, dass auch jene am Ende der Fahnenstange noch die Augen nach oben richten.

    • @Reinhold Schramm:

      Zitat:



      "2. dass der Klassenkampf notwendig zur Diktatur des Proletariats führt; 3. dass diese Diktatur selbst nur den Übergang zur Aufhebung aller Klassen und zu einer klassenlosen Gesellschaft bildet.“

      Ich bin immer wieder überrascht, mit welcher Leichtigkeit bestimmte Menschen die Einführung einer Diktatur fordern, mit dem wagen Versprechen verbunden, dass diese Diktatur irgendwann von selbst verschwindet.

      Da in allen Fällen die Diktatur aber erst mit dem Zusammenbruch des herrschenden Systems beendet wurde ist die Begeisterung für weitere Anläufe bei den meisten Menschen erfreulicher Weise eher verhalten.

    • 9G
      90667 (Profil gelöscht)
      @Reinhold Schramm:

      Immerhin bringen Sie den Mut auf die Klassentheorie wissenschaftlich zu nennen. Hut ab vor so viel Chuzpe!