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Sozialer Wohnungsbau in HamburgZiel bei Sozialwohnungen verfehlt

Die Neubauzahlen in Hamburg erreichen nur zwei Drittel der Vorgaben. Längere Preisbindungen von Wohnungen sollen das ausgleichen.

Hier auf setzt der Hamburger Senat: Baustelle des städtischen Unternehmens Saga Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Hamburg taz | Der rot-grüne Hamburger Senat hat im vergangenen Jahr sein selbst gesetztes Ziel beim Neubau von Sozialwohnungen deutlich verfehlt. Statt eines knappen Drittels wurde nur ein knappes Fünftel der neuen Wohnungen mit staatlicher Förderung und damit mietpreisgebunden errichtet. Um dies auszugleichen und die Gesamtzahl der Sozial­wohnungen nicht sinken zu lassen, hat der Senat zusätzlich die Bindungsfristen bestehender Sozialwohnungen verlängert und Bindungen gekauft. Wegen der gestiegenen Baukosten will er die Fördersumme für Neubauten in diesem Jahr um 12 Prozent erhöhen.

Hamburg ist mit seiner Politik, den steigenden Mieten mit massivem Neubau zu begegnen, zum Vorbild geworden

Hamburg ist mit seiner Politik, den steigenden Mieten mit massivem Neubau zu begegnen, bundesweit zum Vorbild geworden. Über 980.000 Wohnungen verfügte die Hansestadt 2020; rund 10.000 neue Wohnungen pro Jahr will der Senat neu bauen, was er in den vergangenen Jahren im Großen und Ganzen auch geschafft hat. Bisher 30, in Zukunft 35 Prozent davon sollen als Sozialwohnungen im ersten und zweiten Förderweg, also für Mieten zwischen 6,90 und neun Euro, gebaut werden.

Ausweislich der Zahlen der Hamburger Investitions- und Förderbank wurden 2021 knapp 1.900 sozial gebundene Wohnungen fertiggestellt. Im Jahr davor waren es knapp 3.500 und 2019 sogar 3.700. Die Stadtentwicklungsbehörde erklärte den Rückgang damit, dass 2021 weniger große Projekte mit vielen Wohnungen fertig geworden seien. Zudem seien die Bauvorhaben komplexer geworden.

Baumaterial ist teurer

Dazu kämen die „sprunghaften Preissteigerungen“ für Baumaterial. Die notwendig gewordenen Nachverhandlungen der Wohnungsbauunternehmen mit ihren Auftragnehmern hätten laufende Projekte verzögert. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) betonte, dass kein Bundesland soviel Geld zur Koförderung des Wohnungsbaus ausgebe wie Hamburg.

Dagegen kritisierte Heike Sudmann, Bürgerschaftsabgeordnete der Linken, unter Verweis auf Zahlen des Senats, dass mittlerweile fast 340.000 Haushalte Anspruch auf eine Sozialwohnung hätten, während die Zahl der Sozialwohnungen bei 77.700 stagniere. „Selbst mit den 113.000 Wohnungen vom freien Wohnungsmarkt, deren Quadratmetermiete maximal beim Sozialwohnungspreis liegt, müssen 148.000 Haushalte in die Röhre schauen“, sagte Sudmann.

Der Senat strebt bis 2030 rund 87.000 Sozialwohnungen an. Wegen der laufenden Abgänge müssten jährlich etwa 5.300 neue Förderungen dazu kommen.

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1 Kommentar

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  • Es müssen jedes Jahr Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden. Da heute bereits eine normale Fachkraft in einem Ortsamt eigentlich eine Sozialwohnung braucht, ist das Ganze ein großer Lacher.



    Meiner Meinung nach sollte die Stadt mehr Studentenheime bauen und den WG-Markt entzerren, das könnte kurzfristig Druck rausnehmen. Ansonsten muss der Senat mal mehr Gas geben, sonst gehen die Preise durch die Decke. Und es gibt keine echten Preiskontrollen oder Regulationen. Das Ganze basiert doch darauf, dass es der Markt regelt, nur Sozialwohnungen sind verbrieft OK. Aber die SAGA erhöht wie verrückt die Mieten und ist nicht der effezienteste Anbieter von günstigem Sozialwohnraum. Viele Genossenschaften bauen neu und vermieten dann wieder teuer. Im Zuge von sehr niedrigen Renten und einer einsetzenden Armutsverrentung steuert Hamburg auf sozial sehr unangenehme Zeiten zu. Wenn der Senat da nichts macht, dann sieht er schnell alt aus. Den Grünen ist es nicht so wichtig, die haben viele gut-bezahlte Anhänger und Wähler, die sind davon weniger betroffen.