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Und noch eins liebe taz.
Statt solch einen weichgespülten Kommentar über das allgemeine Gerechtigkeitsempfinden gegenüber unseren Reichen abzudrucken, die wenig leisten und dich ihren Reichtum mehren, wäre es wohltuend, mehr über die zu lesen, die viel leisten und wenig bekommen.
Kleiner Tipp:
In NRW wird seit mehr als einem Monat für Entlastung in den Unikliniken gestreikt. Die da streiken gehören zu denen, für die unsere ökoliberale Mittelschicht in der Pandemie zeitweilig so selbstlos geklatscht hat.
Ein Teil der 13,4 Mio.Armen macht sich sichtbar auf #IchBinArmutsbetroffen:
"wir liegen knapp vor den 200.000 Tweets."
twitter.com/sorgew...wWgIC-_b_IotMqAAAA
und startete mit diesen Forderungen eine Petition:
"Wir fordern eine gesellschaftliche Umverteilung hin zu mehr Gerechtigkeit, unter anderem durch
armutsfeste Mindestlöhne,
existenzsicherndes BAföG,
Einführung einer Grundsicherung für Kinder,
Abschaffung der Bedarfsgemeinschaft,
Anhebung von Regelsätzen auf ein lebenswürdiges Niveau,
krisenfeste Absicherungen für Alters- und Erwerbsminderungsrentner:innen,
Abschaffung von Bürokratie und menschenunwürdigen Sanktionen."
weact.campact.de/p...n-schafft-armut-ab
"Schließlich ginge es nur darum, dass die Reichen etwas weniger schnell noch reicher werden. Die Verlangsamung schadet ihnen nicht, auch wenn der Verband der Familienunternehmen das Gegenteil behauptet."
Genau. Immer schön vorsichtig mit unseren Oligarchen umgehen. Die scheuen Rehe sind sensibel wenn es um ihr Geld geht.
Nicht dass sie Panikattacken bekommen!
Richtigerweise verbindet Herr Koch hier zwei Dinge: Bildung und soziale Gerechtigkeit. Insoweit wäre es richtig, den "Reichen" für einen bestimmten Zeitraum etwas mehr Steuern aufzuerlegen und damit das Bildungswesen effizient auf einen modernen und produktiven Stand zu bringen, so dass jedes Kind im Land die gleiche und eine gute Bildung genießt und die Chance hat, ein einkömmliches Einkommen zu erwirtschaften. In diesem Fall gäbe es wohl kaum Widerstände gegen angemessene Steuererhöhungen.
Bedauerlicherweise gehen die Diskussionen im allgemeinen eher darum mehr oder weniger irgendetwas umzuverteilen.
Bedauerlicherweise haben wir derzeit auch nicht die Voraussetzungen, das Bildungswesen effizient zu modernisieren, da (1) die Kernzuständigkeiten auf Länderebene (und in Berlin teilweise auf Bezirksebene) liegen und wir (2) derzeit nirgends das derzeit notwendige Personal haben.
Solange wir im Schulsystem also nicht endlich eine "Zeitenwende" einläuten (wie es neuerdings so schön heisst), brauchen wir auch keine Steuererhöhungen.
Und wenn es Herrn Koch nur darum geht, dass die "Reichen" nicht mehr so schnell immer reicher werden, dann muss er nur den Bericht für dieses Jahr abwarten. Mit einem Blick auf die Börsenentwicklungen ist die Tendenz bereits deutlich.
Die Debatte über das Heizungsgesetz war nur der Anfang. Klar ist: Deutschland wird seine Klimaziele nur erreichen, wenn sich die SPD neu erfindet.
Soziale Ungleichheit nimmt zu: Ohne Mühen zu mehr Reichtum
Warum stört uns, dass es immer mehr Millionäre gibt? Weil großer Reichtum dem heutigen Ideal der sozialen Gerechtigkeit widerspricht.
Die erste Million ist schwer, danach geht es zumeist schneller Foto: plainpicture
Eigentlich ist das kein Aufreger, sondern eine Binsenweisheit: Die Reichen werden reicher – und mehr. Im vergangenen Jahr stieg der Zahl der Vermögensmillionäre weltweit auf rund 22,5 Millionen Personen. Ihr gemeinsames Kapital summiert sich inzwischen auf 82.000 Milliarden Euro, wie die französische Unternehmensberatung Capgemini gerade errechnet hat. Das entspricht ungefähr der gesamten Wirtschaftsleistung der Welt in einem Jahr. Ja, das ist unvorstellbar viel Geld. Aber warum stört uns das?
Ein Blick zurück in die Geschichte: Die Könige, Kurfürsten, Erzbischöfe des Mittelalters waren im Vergleich zu den damaligen Bauern und Handwerkern mindestens so reich wie die heutige Elite. Die Industriellen des 19. Jahrhunderts lebten wahrscheinlich doppelt so lange wie ihre Arbeiterinnen und Arbeiter. Der Unterschied zwischen diesen historischen Epochen und der Gegenwart besteht im Ideal der sozialen Gerechtigkeit.
Dieses Ideal lässt die heutigen Menschen zu große Differenzen im Wohlstand als unmoralisch betrachten. Außerdem gefährdet eklatante soziale Ungleichheit die politische Gleichberechtigung: Wenn Schulen wegen Geldmangels so schlecht ausgestattet sind, dass Kinder aus ärmeren Familien keine vernünftige Bildung erhalten, untergräbt das die Demokratie.
Trotzdem gebiert Kapital mehr Kapital. Die erste Million ist schwer, danach geht es zumeist schneller, oft quasi ohne viel Zutun der Eigentümer. Diese Reichtumsvermehrung kann man nicht einmal mit diktatorischen Methoden wie in China oder Nordkorea verhindern – selbst dort fährt die Elite Lamborghini. Allerdings müssen es sich die Reichen in zivilisierten Staaten heute gefallen lassen, dass sie einen guten Teil ihrer Zugewinne an die Allgemeinheit abtreten.
Wie viel Steuern gerecht sind, ist immer wieder Gegenstand der öffentlichen Debatte. Momentan dürfte es ruhig etwas mehr sein. Schließlich ginge es nur darum, dass die Reichen etwas weniger schnell noch reicher werden. Die Verlangsamung schadet ihnen nicht, auch wenn der Verband der Familienunternehmen das Gegenteil behauptet.
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Kommentar von
Hannes Koch
Freier Autor
Geboren 1961, ist selbstständiger Wirtschaftskorrespondent in Berlin. Er schreibt über nationale und internationale Wirtschafts- und Finanzpolitik. 2020 veröffentlichte er zusammen mit KollegInnen das illustrierte Lexikon „101 x Wirtschaft. Alles was wichtig ist“. 2007 erschien sein Buch „Soziale Kapitalisten“, das sich mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen beschäftigt. Bis 2007 arbeitete Hannes Koch unter anderem als Parlamentskorrespondent bei der taz.
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