Sotschi 2014 – Viererbob, Männer: Schnell, nett und naiv

Die Deutschen haben sich im Eiskanal blamiert. Warum nur? Den 35-jährigen Anschieber Kevin Kuske aus Potsdam trifft keine Schuld.

Der Kuske-Bob landete auf einem mittelmäßig siebten Platz. Bild: dpa

BERLIN taz | An Kevin Kuske hat es ganz gewiss nicht gelegen. Etliche Bobs hat der Anschieber aus Potsdam auf olympischen Bahnen schon derart kraftvoll in Fahrt gebracht, dass die Deutschen sich am Ende mit einer Medaille brüsten konnten.

Kuske war aufgrund seiner Sprintqualitäten, die sich auf den ersten 30 Metern gar mit dem 100-Meter-Weltrekordler Usian Bolt messen lassen können, Garant für Edelmetall. Viermal bestieg der 1,96 Meter große Modellathlet gemeinsam mit André Lange die oberste Podeststufe bei Olympischen Winterspielen – so oft wie kein anderer. Einmal in Salt Lake City (2002) und Vancouver (2010), zweimal in Turin (2006).

In Sotschi allerdings hätte Kuske gar die Zeiten von Usian Bolts insgesamt pulverisieren können, es hätte nur nichts genutzt. Nachdem er am Sonntag beim abschließenden Viererbobwettbewerb gespurtet war, wie er nur konnte, saß er machtlos eingeklemmt mit Christian Poser in der Mitte. Vorne lenkte Thomas Florschütz mit mäßigem Geschick, hinten bremste Joshua Blum auch nicht gerade fehlerfrei.

Und Kuske, der zusammengekrümmt möglichst wenig Luftwiderstand abgeben wollte, wusste vermutlich schon während der holprigen Fahrt, dass er mit seinem Team gerade dabei war, die Blamage zu vervollständigen. Denn seit 1956 blieben die deutschen Bobfahrer erstmals ohne Auszeichnung einer olympischen Plakette.

Die Atmosphäre nicht vergiften

Der Kuske-Bob landete auf einem mittelmäßig siebten Platz. Nicht minder enttäuscht hatten die anderen deutschen Bobs, Platz sechs und zehn. Kuske aber ist keiner, der innerhalb des Teams intrigiert, wenn es nicht läuft. Schon nach dem enttäuschenden Ergebnis im Zweierbob, Platz 11, schob der vielfache Olympiasieger die Verantwortung allein den Bobbauern vom Institut für Forschung und Entwicklung (FES) in Berlin zu.

Das war möglicherweise nicht fair, aber vorausschauend. Interne Kritik hätte die Verunsicherung unter den Bobfahrern nur noch weiter gesteigert. Kuske wollte bis zu seiner letzten Medaillenchance die Atmosphäre nicht vergiften. Vorbildhaft – auch wenn im Nachhinein dieser Erfolgsglaube naiv wirken mag.

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