Soldaten im Corona-Einsatz in NRW: Hitlergruß am SS-Schießstand
Wegen der Pandemie halfen Soldaten im Gesundheitsamt Meschede aus – bis vier von ihnen nach Feierabend offenbar einen Nazi-Ausflug unternahmen.
Am 8. Juni gegen 18:45 Uhr beobachtete ein Zeuge am SS-Schießstand nahe dem ehemaligen Konzentrationslager vier Personen in Tarnuniform. Einer von ihnen soll dabei den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben haben. Die durch den Zeugen gerufene Polizei stellte die Personalien der Männer fest: Es handelte sich um Bundeswehrsoldaten, die eine knappe Autostunde entfernt im Einsatz gegen die Coronapandemie waren.
Sie halfen im Rahmen der Amtshilfe im Gesundheitsamt in Meschede aus, zu Spitzenzeiten waren hier mehr als 40 Soldat*innen im Einsatz, im Testzentrum, zur Kontaktnachverfolgung und an der Telefonhotline.
An dem Abend des mutmaßlichen Nazi-Ausflugs stellte die Polizei fest, dass die Soldaten mit ihrem Dienstfahrzeug von ihrer Unterkunft in Hachen zum ehemaligen SS-Schießstand gefahren waren, zwei von ihnen sollen leicht alkoholisiert gewesen sein. Sie sollen beim Betreten des Geländes auch eine Metallsonde bei sich geführt haben, womöglich wollten sie im Erdreich nach NS-Devotionalien suchen.
Staatsschutz ermittelt
Nach taz-Informationen sind zwei der Soldaten vom Panzerpionierbataillon 1 im niedersächsischen Holzminden, die anderen beiden gehören dem Marinefliegergeschwader 5 in Wurster an. Drei von ihnen sind Unteroffiziere, einer ist Mannschaftssoldat. Eine herbeigerufene Feldjägerstreife der Bundeswehr informierte noch am Abend die Disziplinarvorgesetzten der Soldaten.
Der Staatsschutz der Polizei in Bielefeld hat die Ermittlungen übernommen, wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen nach Paragraf 86a Strafgesetzbuch. Diese Ermittlungen dauern noch an, sagte ein Polizeisprecher der taz. Die Beschuldigten würden den Hitlergruß bestreiten.
Direkt am Tag nach dem Vorfall seien die vier Soldaten vom Corona-Einsatz abgezogen worden, sagt der Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, Martin Reuther, zu dem das Gesundheitsamt gehört. Sie hätten zuvor „hervorragende Arbeit abgeliefert“, seien gut integriert gewesen und immer freundlich. „Es ist umso bedauerlicher, dass es außerhalb des Dienstes zu dem Vorfall kam.“
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