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Söder und die K-FrageDer Märchenkanzler im Butterfass

Dominik Baur
Kommentar von Dominik Baur

Markus Söder wandelt auf Ludwigs II. Spuren. Doch was peinlich wirkt, ist wohl kalkuliert. Dem Kanzleramt bringt ihn das aber noch nicht näher.

Dick aufgetragen: Söder und Merkel in der Spiegelgalerie des Neuen Schlosses am Herrenchiemsee Foto: Peter Kneffel/Pool via Reuters

J edem anderen wäre es wohl zu peinlich gewesen, eine Spur zu dick aufgetragen. Zu stark die Analogien zum größenwahnsinnigen Märchenkönig, zu kitschig die Bilder, zu bissig der zu erwartende Spott. Aber einen Markus Söder ficht das nicht an. Was offiziell der Besuch Merkels bei einer Sitzung des bayerischen Kabinetts ist, mutiert unter seiner Regie zu einem romantischen Inseltrip mit gemeinsamer Kutschfahrt und finalem Höhepunkt im prunkvoll-angeberischen Spiegelsaal des Schlosses.

So amüsant auch der Kontrast zwischen diesem Spektakel und Merkels routinierter und offen zur Schau getragenen Unbeeindruckbarkeit ist, so bleibt doch ein Faszinosum: Mit wie viel Chuzpe Söder die scheinbaren Grenzen des Erlaubten auch strapaziert, am Ende weicht das Kopfschütteln der Zeugen dieses Kunststücks dann doch dem Respekt: Was der sich traut! Klar, auch Spott gibt es reichlich, aber den lässt der CSU-Chef gekonnt an sich abperlen. Es ist eben ein Unterschied, ob einer in ein Fettnäpfchen tritt und sich peinlich berührt umblickt oder ob einer sich dreist ins Butterfass setzt und lacht. Markus Söder hat sich über die Jahre eine Mischung aus Narrenfreiheit und Souveränität erarbeitet, die ihm vieles erlaubt, was sich keiner sonst leisten könnte.

Was bedeutet das nun für die eventuellen Kanzlerambitionen des bayerischen Ministerpräsidenten? Erstmal rein gar nichts! Ein Inseltörn an Kanzlerinnenseite bringt Söder dem Kanzleramt noch keinen Zentimeter näher. Ob er Kanzler darf und will, das hängt noch von sehr vielen Unwägbarkeiten ab. (Dass er es kann, steht für ihn selbst ohnehin außer Frage.) Zu diesen Unwägbarkeiten gehören allen voran der Ausgang des Rennens um den CDU-Vorsitz und der weitere Verlauf der Corona-Krise.

Und wenn die Sache mit der Kanzlerkandidatur dann doch irgendwann spruchreif wird, dann hat Söder schon mal den nötigen Bilderteppich ausgerollt. Söder kennt die Macht der Bilder, überlässt hier nichts dem Zufall. Auf die Fotos aus Herrenchiemsee wird so mancher Bildredakteur in den kommenden Monaten noch zurückgreifen – Bilder, die zeigen, in welcher Liga Söder spielt.

Und wenn nicht? Wenn sich diese K-Sache doch recht bald wieder zerschlägt? Dann bleibt die Erinnerung an einen herrlichen Julitag am Chiemsee, an dem Markus Söder schon einmal ein bisschen Märchenkanzler spielen durfte.

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Dominik Baur
Bayernkorrespondent
Jahrgang 1971. Seit 2015 Bayernkorrespondent der taz. Davor unter anderem zehn Jahre Redakteur und Ressortleiter bei "Spiegel Online", seit 2009 frei. Mitglied des Journalistennetzwerks beschreiber.de.
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8 Kommentare

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  • Nun gönnt der Angela doch auch mal etwas. Eine Fahrt mit dem Muschelkahn in der unterirdischen Grotte von Schloss Linderhof sollte sie sich keinesfalls entgehen lassen.



    Ihr Freund wartet schon:



    www.merkur.de/bild...te-Uu2XTJzpNNG.jpg

  • Wirkt wie eine Hommage an



    Rudolph Moshammer und



    Harald Glööckler. Lächerlicher kann sich Politik nicht präsentieren.

  • Das wirkt alles wie eine Faschingsveranstaltung

  • Wie sollen wir diese offensichtliche Inszenierung mit den Pracht- und Prunksymbolen der Eliten der Vergangenheit eigentlich verstehen? Ist das nur historisierendes Schauspiel als Spaß und Unterhaltung oder spiegelt das irgendwie auch konservative Vorstellungen von Regieren und Gesellschaft?

    • @Nilsson Samuelsson:

      Bayern ist schön. Seine Landschaften sind zum Verlieben, seine Bauwerke einzigartig (frei nach der Erdinger-Werbung von anno Toback).

      Bayern ist der Nabel der Welt, und wenn ein durchgeknallter Wittelbacher einen Spiegelsaal wie in Versailles baut, dann ist das nicht etwa eine prunksüchtige Farce, sondern ein Denkmal auch für die Groß- und Einzigartigkeit des von den Bayern liebevoll "da Keni" genannten Ludwig Zwo...

      Ich könnte noch eine Weile weitermachen und Ihnen Bayern aus Sicht des jeweilgien Ministerpräsidenten erklären. Aber vielleicht können Sie schon aus diesen zwei mageren Absätzen erkennen, warum man sich darunten überhaupt keinen Kopf macht über derartige Eskapaden: Wir brauchen einen Saal, der groß genug ist und was hermacht - homma do.

    • @Nilsson Samuelsson:

      Richtig, wie verstehen? Sich in der Weise feudal am 14. July der Öffentlichkeit zu präsentieren bleiben uns Gast und Gastgeber eine Antwort schuldig!

    • @Nilsson Samuelsson:

      Der Mann hat's mit den Symbolen. Vergessen wir nicht die Sache mit den Kreuzen. Das war auch der.

      Ist das Strategie? Ist der so und kann nicht anders? Ist beides ein- und dasselbe?

      Keine Ahnung. Den jedenfalls wünsche ich mir nicht als Kanzler.

  • Ein Großteil der Anwesenden wird sich bei dieser Veranstaltung wohl ihren Teil denken...