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Eröffnung der Skisaison in ÖsterreichZwei Spuren im Schnee und jede Menge Jägermeister

Die Pisten sind beschneit und die Kühlschränke der Après-Ski-Bars bestens gefüllt. Das Grauen des Wintersports in den Alpen nimmt seinen Lauf.

Sportlicher Hort der Unterhaltung: Kuhstall in Ischgl Foto: Daniel Scharinger/imago

D as ist nicht mehr mein Sölden, mag sich manch Skisportler denken, der dieser Tage die neuen Regeln zu spüren bekommt, die sich die Gemeinde für diese Wintersaison gegeben hat. Seit September gilt auf den Straßen im hinteren Ötztal ein Alkoholverbot. Ist Skifahren ohne nennenswerten Jägermeisteranteil im Blut überhaupt möglich? Das mag man sich angesichts dieser erschütternden Nachricht aus Sölden fragen. Doch da kann Entwarnung gegeben werden. Der Après-Ski-Zirkus wird in den großen österreichischen Wintersportgebieten mit unverminderter Härte weitergeführt – auch in Sölden.

Auf der Website der 3.000-Einwohnerinnen-Gemeinde wird sogar explizit dafür Werbung gemacht. „Du trittst ein: Hier gibt es keine Fragen. Auch die Vernunft kann draußen bleiben. Denn was dich hier erwartet, hast du noch nie erlebt: Après-Ski auf einem nie dagewesenen Level.“ So wird die Bar Almrausch beschrieben, die wie das Fire & Ice im Söldener Bermudadreieck liegt, der Dorfstraße.

Da singt am 21. Dezember der ballermannerprobte Matty Valentino ganz sicher einen seiner schönsten Sportlersongs, den er zusammen mit „Jägermeister DJ Alex“ fabriziert hat: „Auffe aufn Berg und oba mit de Ski/Eine in die Hüttn und die Händ in die Höh/Aussa mit de Hasal und ei mim Jagertee/Oida, des is schee, he.“ Ab 15 Uhr darf in der Bar, die sich auf ihren Instagramaccount angemessen aufgeregt über das Alkoholverbot in Sölden lustig macht, täglich gesoffen werden.

Weltstars von gestern

Ausverkauft sind leider bereits die großen Events zum Ski-Opening in dem nicht minder für seine Après-Ski-Qualitäten berühmten Schladming am kommenden Wochenende. Kein Wunder – es kommen schließlich echte Weltstars ins Skistadion Planai: die Backstreet Boys. 50.000 Tickets und VIP-Pakete wurden für die Shows der Männergruppe, von der man zuletzt rund um die Jahrtausendwende gehört hat, an Freunde des Skisports verkauft.

Solche können auf den von fleißig arbeitenden Schneekanonen gut beschneiten Pisten am Wochenende darauf direkt vor der Schafalm abschwingen, um sich zu den Klängen der steirischen Unterhaltungsgruppe Endlich Krawall vormals Party-Mafia, ein paar Bier zuzuführen.

Auch Marteria hat es ins Opening­programm von Saalbach-Hinterglemm geschafft

Natürlich lässt sich auch im vor allem als Virusschleuder weltbekannten Kuhstall – Home of Wahnsinn in Ischgl würdevoll in die Wintersportsaison starten. Dort ist die Skisaison schon am vergangenen Wochenende mit dem „Top of the Mountain Opening Concert“ mit Rita Ora – auch sie ein Weltstar – vor Tausenden Sportlern eröffnet worden. In der Bar im Tal hat danach der aus diesem Text schon bekannte Matty Valentino seine Gletscherbrille aufgesetzt und mit den Gästen der Musik mit seinen Liedern gewohnt stilsicher pure Gewalt angetan. Bis April geht das nun so weiter.

Auch das Programm des Openingwochenendes von Saalbach-Hinterglemm hat es in sich. Da spielen die Los Brudalos im Gasteiner Stadl und Brew Berrymore werden auf der Hinterhagalm gewiss ein paar Songs ihres Debütalbums „Have A Beer in Stratosphere“ zum Besten geben.

Auch der Rostocker Rapper Marteria hat es in das Programm des Bergfestivals von Saalbach-Hinterglemm geschafft – warum auch immer. Seine Vorband auf der Schattbergbühne passt da schon besser zum Skisport; sie heißt Turbobier. Nebenan tritt derweil das österreichische Gesamtkunstwerk Fenzl auf, dessen „Bierdringa“ zu den bemerkenswerten Coverversionen eines Stücks von Bob Marley gehören dürfte. In diesem Sinne: Ski heil! Und: Prost!

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Andreas Rüttenauer
Sport, dies und das
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