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Skater sollen weichen

Weil die Stadt in Wilhelmsburg die Elbinselquartiere bauen will, soll ein Skatepark abgerissen werden. Die Betreiber*innen kämpfen für den Erhalt

Von Skater*innen selbst gebaut: Eine von drei Halfpipes im Skatepark „Fauna“ Foto: Moritz Freimuth

Von Yevgeniya Shcherbakova

Weg mit den Bäumen, her mit den kahlen Rasenflächen – so sehen es die Bebauungspläne für das Elbinselquartier am südlichen Ernst-August-Kanal im Stadtteil Wilhelmsburg unter anderem vor. Damit würde aber auch ein Skatepark dem Erdboden gleich gemacht.

2018 haben Viva.con.crete, eine Organisation für Skaterkultur, und der Skateboard e.V. dort ein in Hamburg einzigartiges Projekt gestartet: Einen Do-It-Yourself-, kurz DIY-, Skatepark. Das Bezirksamt Mitte fand die Idee gut und bot eine Fläche zur befristeten Patenschaft an, auf der heute auch der Skatepark ist.

„Wir haben den Abfall und Schutt entsorgt und angefangen zu bauen“, sagt Julia Reusig,­ Mitglied bei Viva.con.crete. „Dabei war es uns wichtig, die Natur hier so zu lassen, wie sie ist.”Entstanden ist innerhalb von zwei Jahren die „Fauna”, ein von Skater*innen selbstgemachter Skatepark, aber auch ein Rückzugsort, an den es nicht nur Boardbegeisterte zieht. „Hier kommen ganz unterschiedliche Menschen her, man kann das nicht altersmäßig eingrenzen”, erzählt Reusig. „Manche kommen, um einfach miteinander zu chillen.”Auch der benachbarte Schrebergartenverein sei von dem Projekt begeistert.

Der Skateboardverein bietet auch Workshops an, bei denen Skater*innen lernen können, sich selbst Rampen zu bauen.

Halfpipes wurden durch Spenden finanziert

13.000 Euro hat die Organisation bereits durch Spenden und Veranstaltungen gesammelt und damit Halfpipes, eine Baumschaukel, selbstgebaute Sitzflächen und regelmäßige Pflege der Anlage finanziert. Das Dreifache würde ein neuer Skatepark die Stadt kosten, sagt ein junger Mann, der Mitglied im Skateboardverein ist und lieber anonym bleiben möchte.

Und dennoch: Mitte Oktober läuft die Patenschaft für die Grünfläche aus und ab Januar kommenden Jahres sollen hier, anstelle von Boards, die Bagger rollen.

Die Stadt will Platz machen für den Bau des Elbinselquartiers. Laut Bebauungsplan soll dafür die 4,5 Kilometer lange Wilhelmsburger Reichsstraße verlegt werden und Platz für Neubauquartiere geschaffen werden. Unter einem Brückenabschnitt der Reichsstraße, unter dem sich die „Fauna”befindet, soll sie einem Grünstreifen weichen. „Die Bebauungspläne sehen keinen Park oder ähnliches vor. Es soll einfach nur eine leere Fläche werden”, sagt der Mann vom Skateboardverein.

Ein Konzept zum Erhalt der „Fauna”liegt vor

Seit vier Wochen läge der Stadt ein Konzept des Skateboardvereins zum Erhalt der „Fauna”vor. Eine Rückmeldung dazu habe es bisher nicht gegeben. Das öffentlich einsehbare Konzept orientiert sich unter anderem auch an einem Skatepark aus Hannover,­ der ebenfalls als DIY-Projekt gestartet und von der Stadt angenommen wurde.

Sie sei nicht auf Konfrontation mit der Stadt aus, sagt Reusig. „Wir wollen hier keine Revolte, wir wollen Gespräche und uns als Einwohnerinnen einbringen können in unseren Stadtteil.“ Es sei aber schwer gewesen, überhaupt ein Gespräch mit der Stadt aufzubauen. „Man muss sehr hartnäckig sein.”

Die Linke, Grüne und FDP würden den Konflikt eher aus sicherer Entfernung beobachten, sagt Reusig. Der Skateboardverein sei mit der SPD in Gesprächen. „Wir finden das Projekt gut, aber das Leben besteht aus Kompromissen”, kommentiert die SPD-­Bezirksabgeordnete Kesbana­ Klein. Wie ein Kompromiss aussehen könnte, ist aber unklar.

Die Entscheidung ist von der Statik der Brücke abhängig

Roland Hoitz, Bezirksabgeordneter der CDU, steht nach eigener Aussage hinter dem Projekt. Er sei sich des Engagements­ des Vereins bewusst, sagt aber auch, die Brücke über der „Fauna”könne nicht auf Wunsch des Vereins­ bleiben. „Wir haben nur begrenzte Möglichkeiten, Physik und Statik auszusetzen.”Eine endgültige Entscheidung könne erst fallen, sobald man wisse, ob die Brücke fallen muss.

„Es handelt sich bei den ­Elbinselquartieren um eine sehr langfristige Planung”, sagt Hoitz. Die Gruppe sei sich bereits im Vorfeld darüber bewusst gewesen, dass es sich nur um eine vorüber­gehende Zusammenarbeit handele. „Ich bin verhalten optimistisch, dass die Brücke­aufgrund der Statik erhalten bleiben kann”, sagt er. „Wir prüfen nun aber, inwiefern der Skatepark­ mit oder ohne Brücke erhalten bleiben kann.”Diese Prüfung könne von vier Tagen bis hin zu einem Monat­ dauern. Bis dahin wäre die ­Patenschaft jedenfalls beendet.

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