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Skandal um rechte Lieder und ÜbergriffSoldaten aus Litauen abgezogen

Bundeswehrsoldaten sollen auf Nato-Mission rechte Lieder gesungen haben, auch sexualisierte Gewalt gab es wohl. Das Verteidigungsministerium holt die Einheit nun zurück.

Panzer der Bundeswehr in Vilnius, Litauen 2018 Foto: Karolis Kavolelis/imago

Berlin dpa | Der Skandal um das Fehlverhalten von Bundeswehrsoldaten in Litauen weitet sich aus. Die Bundeswehr zieht einen ganzen Panzergrenadierzug von der Nato-Mission zurück nach Deutschland ab. Bei den Hauptbeschuldigten werde zudem eine fristlose Entlassung nach dem Soldatengesetz geprüft, teilte das Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

In die Ermittlungen sei auch der Militärische Abschirmdienst (MAD) eingebunden, so das Ministerium weiter. Im Zuge der Untersuchung gebe es auch Verdachtsmomente zu weiteren Unregelmäßigkeiten, darunter ein Fehlbestand an Munition in dreistelliger Höhe.

Ermittlungen hätten bereits einen Anfangsverdacht auf Straftaten wie sexuelle Nötigung, Beleidigung, womöglich mit rassistischem Hintergrund, und Nötigung sowie auf extremistische Verhaltensweisen ergeben. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Bei einer Party Ende April in einem Hotel sollen demnach rechtsradikale und antisemitische Lieder gesungen worden sein. Von einem mutmaßlichen sexuellen Übergriff gebe es auch Film-Aufnahmen. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte erklärt, auch diejenigen würden zur Rechenschaft gezogen, die möglicherweise etwas von den Vorfällen wussten, Informationen aber nicht weitergaben.

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3 Kommentare

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  • Dem Bataillon fehlen auch noch ein paar hundert Schuss Handmunition...

    "Im Zuge der Ermittlungen wurde weiterhin bekannt, dass am 3. April 2021 ein Fehl von 569 Schuss Handwaffenmunition festgestellt wurde. Der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr hat hierzu ein Ermittlerteam entsandt, das insbesondere dem Verdacht auf mögliche Buchungsfehler nach einer Schießübung nachgehen soll. Die Befragungen und Ermittlungen dauern an."

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Sven Günther:

      Gibt es solche Vorfälle häufiger oder ist man heute aufmerksamer und es kommt häufiger raus, was denken Sie?

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Alles was ich dazu schreiben könnte, hätte rein anekdotische Evidenz. Mir würde auch kein Bericht einfallen, wo so etwas mal aufgelistet wurde.

        Grundsätzlich müsste es wegen SASPF, SAP Software für die BW, darüber läuft auch die Materialwirtschaft, besser erkannt werden.

        Bei den Vorfällen beim KSK wurde dann vom Ministerium erwähnt, mmh, naja, das Munitionsdepot in Wermutshausen, das für das KSK zuständig ist, ist gar nicht an SASPF angeschlossen und die Sache fiel vor allem wegen der dortigen "Buchführung" nicht auf.

        "Das für das KSK zuständige Munitionslager in Wermutshausen wird nun an das digitale Buchungssystem SASPF angebunden, denn als Zwischenergebnis wird festgehalten, dass ein hoher Anteil des vermeintlichen Fehlbestandes auf unsachgemäße Buchführung zurückzuführen ist und bei der umfassenden Generalinventur des KSK inzwischen nachvollzogen werden konnte."

        Frag ich mich, wie viele Parallelstrukturen gibt es denn noch so?