Skandal um Abgastests weitet sich aus: Renault stinkt auch
Umweltschützer finden bei einem Renault Espace extrem hohe Schadstoffemissionen. Und auch die VW-Tochter Audi hat illegale Software genutzt.
Bislang hatte Volkswagen in den USA nur zugegeben, bei 2,0-Liter-Motoren gezielt getrickst zu haben. Jetzt ist der Konzern gegenüber den US-Behörden auch bei größeren Motoren in Erklärungsnot, die in Modellen von Audi, Porsche und VW verbaut wurden. Audi will nun die Software für den selbst entwickelten Motor nachbessern und aufspielen, sobald sie von den US-Behörden genehmigt ist.
Harte Vorwürfe erhebt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) gegen den Hersteller Renault, der in Deutschland als Importeur – auch mit seiner Billigmarke Dacia – erfolgreich ist. Die Organisation ließ Anfang November einen Renault Espace 1.6 dCi in der Schweiz in einem Labor der Berner Universität testen. Das überprüfte Fahrzeug, Erstzulassung 2015, erfüllt offiziell die strenge Euro-6-Norm und hatte beim Test einen Kilometerstand von 12.300.
„Die Ergebnisse des Tests sind erschreckend“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Wolfgang Resch. Insbesondere Tests mit warmem Motor wiesen sehr hohe Stickoxid-Emissionen auf. Die Werte hätten den geltenden Grenzwert um das 13- bis 25-Fache überschritten.
Erhebliche Überschreitungen
Besonders merkwürdig fanden die Tester: Wenn der Motor – entsprechend der Vorkonditionierung für offizielle Tests – kalt war, blieb das Fahrzeug deutlich unter den Grenzwerten. Lief das Fahrzeug aber mit warmem Motor, zeigten sich erhebliche Überschreitungen. „Dafür gibt es keine vernünftige physikalisch-chemische Erklärung“, sagte Testexperte Axel Friedrich. Normalerweise müsse der Warmtest besser ausfallen als der Kalttest. Die Vorkonditionierung eines Fahrzeugs ist im Testverfahren vorgeschrieben, um die Vergleichbarkeit und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen.
Damit kann sich die Möglichkeit für Fahrzeughersteller ergeben, die Autos so einzustellen, dass sie Prüfsituationen erkennen – und für diesen Fall die Abgasreinigung optimal einzustellen. In den anderen Fällen könnten eine – illegale – Abschalteinrichtung aktiv und die Abgasreinigung reduziert werden, um mehr Leistung aus den Motoren zu holen, wie es VW bereits eingeräumt hat. Und wie kann ein Fahrzeug erkennen, dass es nicht im Testbetrieb läuft? Etwa, indem Sensoren feststellen, dass es auf der Straße unterwegs ist: durch Lenkbewegungen, Erschütterungen oder durch schwankende Außentemperaturen.
Verkehrsexperte Friedrich sieht nun die Politik in der Pflicht. Nötig sei ein umfassender Umbau des Zulassungssystems von Fahrzeugen, in das „regelmäßige Kontrollmessungen auf der Straße verbindlich integriert werden“, sagt er.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen