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Sind deutsche Flughäfen sicher?Geiselnahme löst Debatte aus

Im Hamburg fährt ein Mann mit seinem Auto und Kleinkind auf das Flughafengelände – und gibt nach Stunden auf. Nun beginnt eine Sicherheitsdiskussion.

Das Auto des Geiselnehmers auf dem Flughafen Hamburg hinter einem Flugzeug Foto: Jonas Walzberg, dpa

Hamburg dpa/rtr/taz | Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hat sich nach dem Ende einer Geiselnahme am Flughafen Hamburg erleichtert gezeigt. „Die Geiselnahme auf dem Hamburg Airport ist nach langen, dramatischen Stunden beendet“, schrieb Tschentscher am Sonntag auf X, früher Twitter. Er dankte der Polizei für ihren Einsatz und das besonnene Vorgehen.

Zuvor war Samstagnacht ein Mann mit einem Auto und einem vierjährigen Mädchen auf das Rollfeld des Flughafens vorgedrungen und hatte seinen Wagen neben einem Flugzeug von Turkish Airlines geparkt. Er soll auch in die Luft geschossen und zwei brennende Flaschen aus dem Autofenster geworfen haben. Schaden wurde dabei nicht angerichtet.

Die Polizei ging von einem Sorgerechtsstreit aus. Der Flughafen war daraufhin bis zum Sonntagnachmittag gesperrt worden. Mehr als 150 Flüge mussten gestrichen werden. Die Mutter des Mädchens hatte die Polizei verständigt, dass der Mann die Tat angekündigt habe. Offenbar wollte er mit seiner Tochter in die Türkei ausreisen. Die Polizei hatte gewarnt, der Mann könne bewaffnet sein.

Am frühen Sonntagnachmittag ließ sich der Mann dann nach stundenlangen Verhandlungen widerstandsfrei festnehmen. Er verließ laut Polizei mit dem Mädchen, das anscheinend unverletzt war, das Auto.

Innensenator: „Einer der schwierigsten Einsätze“

„Ich wünsche der Mutter, dem Kind und ihrer Familie viel Kraft, die schrecklichen Erlebnisse zu bewältigen“, erklärte Tschentscher. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) sprach von einem „der längsten und schwierigsten Einsätze der jüngeren Geschichte“ für die Hamburger Polizei.

Der Flughafen kündigte am Sonntagnachmittag an, den Flugbetrieb schnellstmöglich wieder aufzunehmen zu wollen. Allein für den Sonntag waren 286 Flüge – 139 Abflüge und 147 Ankünfte – mit rund 34.500 Passagieren geplant gewesen.

Zugleich begann eine öffentliche Debatte, wie sicher deutsche Flughäfen sind. Andreas Roßkopf von der Gewerkschaft der Polizei sagte der ARD, die Sicherheitskonzepte an den Flughäfen seien veraltet. Es brauche etwa mehr Kameraüberwachung oder Bewegungssensoren. Zudem müssten Zufahrtswegen mit Barrieren und Schranken arbeiten, die mit normalen Fahrzeugen nicht zu durchbrechen seien. Die Politik müsse hier Vorgaben machen.

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5 Kommentare

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  • Mindestens…



    Ein wenig sicherer sollten die Hindernisse an Flughäfen schon sein, also etwas dichter als die Zäune um beliebige Viehweiden und Pferdekoppeln, denn außer einer Blechschranke war dem Fahrer wohl nichts ernsthaftes im Weg.



    Wie, wenn zwei Dutzend Entschlossene in Deutschland, Frankreich und Benelux gleichzeitig mit ihren SUVs oder Trucks Lust auf Rollbahn haben, so aus schlechter Laune heraus, weil sie „mit was nicht einverstanden sind“, Protest oder so…

  • Jedes Sicherheitskonzept kann immer nur ein Kompromiss sein.

    Und wenn sich eine Lücke zeigt muss man halt nachsteuern.

    Und die GdP soll mal schön die Interessen ihren Mitglieder vertreten und sich nicht darin einmischen wie die Sicherheitsarchitekten ihren Job machen.

    Die IG-Metall redet VW ja auch nicht rein, wie man Autos zu bauen hat.

  • "Zugleich begann eine öffentliche Debatte, wie sicher deutsche Flughäfen sind."



    Begann? Ich meine, die Frage wurde bereits vor einigen Jahren laut, - es ging um völlig offenen Zugang zu Frachtverladebereichen.

  • SO sicher kann nichts sein, um alles verhindern zu können. Wir können nicht zu einem Polizeistaat werden, nur um die Freiheit sicherzustellen...

    Sorgerechtsprobleme sind keine Seltenheit. Väter oder Mütter, die damit Probleme haben, sind auch keine Seltenheit. Das ist insgesamt ein gesellschaftliches Problem, kein polizeiliches Problem. Man muss daraus nicht mehr machen als es ist.

    Sorry, wenn das mal wieder die falschen Leute gegen den Strich bürstet, nur weil das zufällig kein Biodeutscher war.

  • Nein, sie sind nicht sicher.



    Die LG kommt locker rein, sogar der Entführer gestern kam problemlos rein.



    Die Frage "Sind deutsche Flughäfen sicher" lässt sich zumindest in Bezug auf illegales Eindringen klar mit "nein" beantworten.