Sigrid Emmenegger als Richterin: Grünes Licht für SPD-Kandidatin
Der Ausschuss hat Sigrid Emmenegger mit Zweidrittelmehrheit zur Wahl fürs Bundesverfassungsgericht nominiert. Einen Streitpunkt gibt es aber zwischen Union und Linkspartei.

„Ja, es wird klappen am Donnerstag“, sagte der Chef der Unionsfraktion, Jens Spahn, bereits am Sonntagabend in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. Die von der SPD aufgestellte Juristin Emmenegger sei eine „sehr gute“ Kandidatin. Er habe zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Unionsfraktion ein Gespräch mit Emmenegger geführt, berichtete Spahn. Die Verwaltungsrichterin sei „sehr überzeugend“ und „fachlich versiert“.
Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann sprach von einem „positiven Eindruck“ in der Unionsfraktion. „Wir sind zuversichtlich, dass wir mit dieser Richterwahl das Bundesverfassungsgericht stärken.“
Der erste Versuch der schwarz-roten Koalition, die frei gewordenen Stellen beim Bundesverfassungsgericht zu besetzen, war im Juli gescheitert: Die Union hatte ihre zunächst zugesicherte Unterstützung für die damals von der SPD aufgestellte Juristin Frauke Brosius-Gersdorf zurückgezogen. Grund waren unter anderem Positionen der Juristin zum Abtreibungsrecht. Die Potsdamer Rechtsprofessorin verzichtete schließlich auf eine Kandidatur.
Union will nicht mit Linkspartei sprechen
Emmenegger ist aktuell noch Richterin am Bundesverwaltungsgericht. Neben ihr hatte die SPD schon im Juli die Münchner Rechtswissenschaftlerin Ann-Katrin Kaufhold als weitere Kandidatin für die drei Richterposten aufgestellt; die Union unterstützt die Kandidatur von Günter Spinner, der derzeit Vorsitzender Richter am Bundesarbeitsgericht ist. Kaufhold und Spinner mussten nicht erneut durch den Wahlausschuss nominiert werden, nachdem dies bereits im Juli erfolgt war.
Zur für die Nominierung notwendigen Zweidrittelmehrheit im zwölfköpfigen Wahlausschuss brauchte Emmenegger mindestens acht Stimmen. In dem Gremium hat die Union fünf Vertreter, die AfD drei, die SPD zwei sowie Grüne und Linke jeweils einen. Union und SPD benötigten damit also mindestens eine weitere Stimme. Das Abstimmungsergebnis ist geheim. Wer mit den Koalitionsvertretern für die Nominierung stimmte, war unklar.
Nun ist nach den Planungen im Parlament am Donnerstagnachmittag das Bundestagsplenum am Zug. Dort benötigen alle drei Kandidatinnen und Kandidaten für eine Wahl eine Mehrheit von zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen. Union und SPD bräuchten dazu neben der Unterstützung der Grünen auch Voten aus der Linksfraktion, um nicht auf die AfD als größte Oppositionspartei angewiesen zu sein.
Die Linkspartei ließ ihre Position am Montag weiter offen. „Wir haben miteinander vereinbart, dass es sich bei dieser Wahl um eine Gewissensentscheidung handelt und unsere Abgeordneten jeweils für sich entscheiden“, erklärte Fraktionschefin Heidi Reichinnek nach einer Fraktionssitzung. Sie warf der Union vor, „demokratische Mehrheiten“ im Bundestag nicht sicherzustellen, indem sie keine direkten Gespräche mit ihrer Partei führte. Die CDU verweist dabei auf ihren Unvereinbarkeitsbeschluss zur Linkspartei.
Auch von den Grünen gab es am Montag keine feste Zusage für eine Unterstützung. Parteichef Felix Banaszak lobte Emmenegger aber als „eine gute, respektable Kandidatin“. Es sei nun Sache der Regierungskoalitionen, dafür zu sorgen, dass die „Hängepartie“, die das Verfassungsgericht bereits beschädigt habe, ein Ende finde.
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Sonja Eichwede sagte, ihre Partei habe mit den „demokratischen Fraktionen“ im Bundestag gesprochen. Von dort gebe es „positive Signale“.
AfD-Parlamentsgeschäftsführer Bernd Baumann kritisierte die zweite SPD-Kandidatin Kaufhold scharf und warnte wie bei Brosius-Gersdorf die Union vor einer Zustimmung. Baumann bezeichnete Kaufhold als „Aktivistin“ mit radikalen Positionen etwa in der Klimapolitik. Sie wolle zudem ein AfD-Verbot und könne sich Enteignungen vorstellen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert