Sexuelle Belästigung bei der Formel 1: Ego polieren an der Rennstrecke

Der Große Preis von Österreich der Formel 1 wurde von Beleidigungen und Belästigungen überschattet. Im Netz rechtfertigen sich die Täter.

Oranger Rauche und Verstappen-Fans dicht gedrängt im Zuschauerbereich beim Rennen in Österreich

Bier, lautes Motorrengeheul und sexuelle Belästigung: So sah es am Wochenende bei der Formel 1 aus Foto: Matthias Schrader/ap

In Spielberg in Österreich fand letztes Wochenende ein Formel-1-Rennen am Red-Bull-Ring statt. Insbesondere die niederländischen Verstappen-Fans machten während des Grand Prix von sich reden. Auf der Tribüne sei es mehrfach zu sexualisierten Belästigungen, auch Catcalling genannt, gekommen. Eine Eisverkäuferin sei beispielsweise permanent sexuell belästigt worden. Einem Hamilton-Fan sei unter den Rock gegriffen worden. Auf Twitter berichten Opfer, dass die Täter teilweise ihr Tun mit Aussagen, dass die Fans anderer Fahrer keinen Respekt verdient hätten, erklärt und relativiert hätten. Außerdem wurden homophobe und rassistische Äußerungen über die sozialen Netzwerke publik.

Die Mittel, nämlich beschämende Äußerungen einiger Fans, waren dabei schlimmer als der traurige Zweck. Über diesen Zweck kann man nur spekulieren. Ego aufpolieren oder Macho-Dasein bestätigen vielleicht. Mit Sportlichkeit hat das Ganze gar nichts zu tun. Das Gegenüber wird zum Objekt degradiert und öffentlich bloßgestellt. Das dient ausschließlich dem Zweck, sich beispielsweise in einer Gruppe zu profilieren. Für die Opfer hingegen bedeutet es nicht selten eine lange Phase der Aufarbeitung. Es ist toxische Männlichkeit in Reinform; zwischen Bier, Bockwurst und lautem Wrummwrumm.

Wenn nun Stimmen laut werden, die meinen, die Betroffenen hätten sich halt wehren sollen, wird das Unverständnis dem Problem und den Opfern gegenüber noch deutlicher. Solche Angriffe gehen mit einem Machtgefälle einher; der Täter erhöht sich künstlich durch die Erniedrigung des Opfers. Nicht selten wird der oder die Betroffene kurzzeitig handlungsunfähig und realisiert erst im Nachhinein, was eigentlich passiert ist. Solange einige nicht verstehen wollen, dass sie kein Recht haben, respektlos ihrem Macho-Dasein zu frönen, ist die Zivilgesellschaft, sind auch die Veranstalter gefordert, solchem Verhalten unmissverständlich Einhalt zu gebieten.

Besonders deutliche Worte findet der Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Wenn ihr zu dieser Kategorie dazuzählt, verpisst euch einfach“, sagte er nach dem Rennen am Sonntag. Das von Red-Bull-Pilot Verstappen geforderte Alkoholverbot greift dagegen zu kurz. Die Zurückhaltung, so zu handeln, wird durch Alkohol maximal enthemmt. Die Grundeinstellung ändert der Alkohol allerdings nicht.

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