Schwulenfeindlicher Angriff in Kiel: Messerstiche wegen Nagellack
In Kiel wurden mehrere Personen durch Unbekannte teils lebensbedrohlich mit Messern verletzt. Die Polizei ermittelt wegen versuchter Tötung.
Infolgedessen erlitt ein 23-Jähriger lebensbedrohliche Stichverletzung am Oberkörper, zwei weitere erlitten ebenfalls Verletzungen durch den Messereinsatz sowie durch Schläge.
„Im Rahmen der ersten Befragungen der Geschädigten sowie Zeuginnen und Zeugen dürfte der Streit seinen Ursprung offenbar aufgrund der lackierten Fingernägel eines der Geschädigten haben“, teilten Kieler Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mit. Die Opfer hielten sich zum Tatzeitpunkt vor der Bar „Mum and Dad“ auf. Drei von ihnen standen vor der Bar, als eine drei- bis vierköpfige Gruppe an ihnen vorbeiging. Aus dieser Gruppe heraus sollen die Opfer, die lackierten Fingernägel zum Anlass nehmend, zunächst homofeindlich beleidigt worden sein.
Der lebensbedrohlich verletzte 23-jährige soll noch versucht haben, den Konflikt zu schlichten. Nach der Auseinandersetzung konnten die männlichen Angreifer erfolgreich flüchten. Einer Mitteilung der Barbetreiber zufolge sollen die Täter mit einem Auto geflüchtet sein. Der Zustand des 23-Jährigen ist mittlerweile aufgrund der notärztlichen Behandlung stabil, teilt die Polizei mit. Den bisherigen Zeugenaussagen zufolge kannten die Angegriffenen die Täter nicht. Für Hinweise auf deren Identität hat die Staatsanwaltschaft bereits eine Belohnung ausgelobt.
Mahnwache gegen queerfeindliche Gewalt
Das Entsetzen über die Tat ist in Kiel groß. Für Montagabend hatten mehrere Gruppen nach dem Bekanntwerden weiterer Details der Attacke zu einer Mahnwache am Tatort aufgerufen, um ein Zeichen gegen queerfeindliche Gewalt zu setzen. Auch der linke Bundestagsabgeordnete Lorenz Gösta Beutin rief zur Teilnahme auf.
Vor dem Rathaus in Kiel wurde am Montag eine Regenbogenflagge als Reaktion auf die Tat gehisst. Der aus Schleswig-Holstein stammende Europaparlamentsabgeordnete Rasmus Andresen (Grüne) beklagt im Hinblick auf die Tat, dass Taten motiviert durch Hass auf Schwule derzeit immer häufiger stattfänden.
Auch wenn es für diese These noch keine aktuellen polizeilichen Statistiken gibt, scheinen sich im Norden homofeindliche Attacken zu häufen: Am Wochenende zuvor beleidigte nach Angaben der Polizei ein 19-Jähriger zwei Männer in der Bremer Bahnhofsvorstadt schwulenfeindlich. Die Tat ereignete sich am Sonntagnachmittag vor einem Lokal. Anschließend attackierte er die beiden mit Schlägen und Tritten.
Einem der beiden soll der Tatverdächtige Zeugenaussagen zufolge auch gegen den Kopf getreten haben. Er flüchtete daraufhin, wurde jedoch von der Polizei gefasst und vorläufig festgenommen. Die Bremer Polizei wertet die Tat als Hasskriminalität – die Staatsschutzabteilung hat deshalb die Ermittlungen übernommen.
Auch in Hannover gab es zuletzt Attacken
In Hannover meldete am Freitag die Polizei – mit einiger Verzögerung – zwei weitere schwulenfeindlich motivierte Angriffe. Ein Paar sei vor zwei Wochen von zwei jüngeren Männern im Steintorviertel zuerst homofeindlich beleidigt und anschließend attackiert worden. Die Täter sollen dabei versucht haben, einen der beiden auszurauben. Sie schlugen auf ihn ein und traten ihn. Da sich der Mann lautstark wehrte, ließen die Täter von ihm ab und flüchteten.
In die Kritik geriet die Polizei, weil das Opfer die Attacke in den sozialen Medien publik machte – ein Hinweis an die Öffentlichkeit, dass nach den Tätern gesucht wird, kam von Seiten der hannoverschen Polizei jedoch erst mit mehreren Tagen Verzögerung und offenbar auch erst nach Anfragen von Medien.
Daraufhin meldete die Polizei noch eine weitere homofeindliche Attacke in der Stadt. So soll ein Unbekannter in der angrenzenden Gemeinde Garbsen-Berenbostel ein schwules Paar wegen eines Kusses geschlagen haben. Die Opfer standen an einem Nachmittag an einer Bushaltestelle und gaben sich einen Kuss, woraufhin der Täter die beiden angriff.
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