piwik no script img

Schwatzhafte PäpsteTreffen sich Obama, Trump und der Papst im Himmel

Früher waren Päpste humorlose Knochen. Aber das hat sich spätestens mit jüngst verstorbenen Papst Franziskus geändert. Der erzählte selbst gern Witze.

„Und kennt ihr den…?“ – Papst Franziskus 2018 zu Besuch in Dublin Foto: Hannah Mckay/reuters

K ennen Sie den? „Papst Franziskus besucht die USA. Er nutzt die Chance einer Pause im Reiseprogramm, um sich einen Traum zu erfüllen. Er bittet seine Gastgeber, ausnahmsweise und heimlich statt seines kleinen Ford ­Focus eine Stretchlimousine fahren zu dürfen. Das geht, der Papst gibt ordentlich Gas – und wird wegen zu schnellen Fahrens von einem Polizisten angehalten. Der ist geschockt, als er sieht, wer da am Lenker sitzt. Der Polizist geht zur Seite und fragt seinen Chef über Funk, was er machen soll. Er habe da einen sehr wichtigen Menschen angehalten, der sei sogar wichtiger als der US-Präsident. Ja, aber das gibt es doch gar nicht, meint der Chef, wer es denn sei? Da­rauf der Polizist: ‚Chef, ich weiß es nicht, aber sein Chauffeur ist der Papst!‘ “

Franziskus erzählte besonders gern Witze über Schwiegermütter

Diesen Witz hat der kürzlich verstorbene Papst Franziskus selbst erzählt – in seinen Memoiren „Hoffe“, die nur wenige Wochen vor seinem Tod erschienen sind. Nun mag das nicht der Brüller schlechthin sein, aber für einen Witz vom Papst ist er echt nicht schlecht. Zugleich zeigt er etwas an: Selbst Päpste sind nicht mehr das, was sie mal waren. Genauer: Sie hauen einfach mal Sachen raus, plaudern, machen Witze, sind plötzlich so furchtbar nahbar.

Das ist sub specie aeternitatis (nicht googeln!) und in den Maßstäben der katholischen Kirche eine ziemlich neue Entwicklung. Über Jahrhunderte und bis ins 20. Jahrhundert hinein trugen Päpste noch eine dreifache Krone, ließen sich in einer Senfte tragen, nutzten den Pluralis Majestatis (neihein, nicht googeln!) und machten Witze, wenn überhaupt, nur im Geheimen. Ironie, gar Selbstironie, das war erstens diesen meist sehr ernsten und ehrgeizigen Oberhäuptern einer Weltreligion fremd. Und zweitens hätte dies auch der Würde des Amts widersprochen. So glaubte man zumindest früher. Wenn man, so ein alter Ehrentitel, der Stellvertreter Christi auf Erden ist, sind Plaudereien und Gags ausgeschlossen – siehe auch „Der Name der Rose“.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Aber spätestens mit Franziskus (vielleicht auch schon mit Johannes XXIII., Papst von 1958 bis 1963) war das nicht mehr so. Päpste dürfen Witze machen, das macht sie nahbar, bedient die Mediengesellschaft – oder es ist ihnen schlicht wurscht. Franziskus erzählte öffentlich besonders gern Witze über Schwiegermütter, was für einen zölibatär lebenden Mann ein Witz in sich ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Der Initiator des Zweiten Vatikanischen Konzils war als sehr humorvoll bekannt und beliebt:



    "Besonders viele heitere Geschichten gibt es rund um Johannes XXIII. (1881-1963) zu erzählen. Mit 63 Jahren ist der bei Bergamo als Angelo Giuseppe Roncalli geborene Geistliche 1945 von Pius XII. (1876-1958) als Papstbotschafter nach Paris berufen worden. Er rechnete aufgrund seines Alters nicht mehr mit einer solchen Ernennung und brachte dies mit dem pointierten Satz „Wenn Pferde nicht mehr können, nimmt man Esel“ zum Ausdruck."



    Und weiter über ihn:



    "Bei einem Papstbesuch im römischen Ordenskrankenhaus ,,Zum Heiligen Geist“ stellte sich die Leiterin bei Johannes XXIII. mit den Worten vor: „Heiliger Vater, ich bin die Oberin vom ‚Heiligen Geist‘“. Darauf der Papst: ,,Da haben Sie aber Glück! Ich bin nur der Stellvertreter Christi auf Erden."



    Quelle meinekirchenzeitung.at

  • Karol Woytyla galt als krakauer Erzbischof als humorvoll, auch in der Öffentlichkeit.

  • Na Na - Herr Philipp Gessler - Vielleicht zu jung?

    Ja wie? “Aber spätestens mit Franziskus (vielleicht auch schon mit Johannes XXIII., Papst von 1958 bis 1963) war das nicht mehr so.“ Is ja rein tonn katolsch warrn!

    Unschlagbar bereits: Ich bin ja nur der Papst. Humor und Weisheit Johannes XXIII. - Softcover 0, 95 € - 3,13 € - ZVAB -

    il Papa buono



    Angelo Giuseppe Roncalli wurde in ärmlichen Verhältnissen als Sohn von Marianna Roncalli und Giovanni Battista in Sotto il Monte am Rand der Alpen geboren; sein Vater war ein mezzadro (Halbpächter), ein Bauer, der die Hälfte seiner Ernte an den Gutsherrn abzuliefern hatte.…



    Mit privatem Lateinunterricht förderte der Pfarrer seinen Schüler. Doch Angelos Vater war dagegen, da er auf dessen Arbeitskraft nicht verzichten konnte. Der Aussicht, dass sein Sohn Priester werden sollte, stand er skeptisch gegenüber. Nur mühsam konnte der Vater überzeugt werden…



    Die Krönung …1958 beeindruckte die Weltöffentlichkeit, als der Papst sich mit Bezug auf seinen Taufnamen Giuseppe mit „Ich bin Josef, euer Bruder“ vorstellte.…Mit seiner 1963 …Enzyklika Pacem in terris …Vatikan eine tiefgreifende Wende, indem er erstmals die Menschenrechte anerkennt.

    • @Lowandorder:

      Witzig, das stand bei meinem Vater, kath., Ministrant, Theol.-Stud. usw.usf. samt Abkehr im Regal, irgendwo zwischen diversen Bibeln, "Schriften der Kirchenväter" und den späteren Austretern, inneren uns äußeren Kritikern.

      Und der beiläufig-tiefgehende Bezug zum alttestamentl. Josef



      - beeindruckend.