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Schwarzer Musiker über RassismusDer Mann, der Nazis zweifeln lässt

Daryl Davis ist Afro-Amerikaner. Er hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, Ku-Klux-Klan-Mitglieder zu bekehren. Bis zu 60 hat er schon zum Ausstieg bewegt.

Daryl Davis präsentiert in der Doku „Accidental Courtesy“ ein Stück aus seiner Sammlung: die Kapuze eines KKK-Aussteigers Foto: Matt Ornstein/Sound & Vision Productions
Jens Uthoff
Interview von Jens Uthoff

Daryl Davis sitzt an einem hellen Augustmorgen in seinem kleinen Häuschen in Maryland; selbst vor dem Bildschirm während des Skype-Gesprächs ist er eine echte Erscheinung: ein schwarzer Mann, dicker Bauch, breites Gesicht, fransiger Schnäuzer, Halbglatze, der mit ruhiger, sonorer Stimme spricht. Davis hat als Pianist unter anderem mit Chuck Berry, Muddy Waters und B. B. King zusammengespielt. Bekannter aber wurde er dadurch, dass er sich als Afroamerikaner mit Ku-Klux-Klan-Mitgliedern und anderen Rassisten an einen Tisch setzt. Mit ihnen spricht. Mit ihnen Freundschaft schließt. Und sie manchmal erfolgreich zum Ausstieg bewegt.

taz: Daryl Davis, Sie treffen sich seit 35 Jahren mit dem Ku-Klux-Klan, Nazis und White Supremacists, um mit ihnen zu sprechen. Warum tun Sie das?

Daryl Davis: Weil die USA das brauchen. Es ist ein gespaltenes Land, das den Rassismus nie überwunden hat. Ein Problem antirassistischer Gruppen ist es, dass Menschen, die ohnehin alle die gleichen Überzeugungen haben, unter sich bleiben. Nichts ist erreicht, wenn man nicht mit der anderen Seite spricht. Ich setze mich hin und höre denen zu. Das führt meistens dazu, dass sie mir auch zuhören.

Ihr Ansatz war: „Ich will herausfinden, warum diese Menschen mich hassen, obwohl sie mich nicht kennen.“ Verstehen Sie das nun besser?

Eher im Gegenteil: Die Leute verstehen besser, dass sie mich nicht hassen können. Sie kennen mich nicht, aber sie hassen mich wegen meiner Hautfarbe – das ist irrational. Natürlich gibt es aber auch Unverbesserliche, die Rassismus mit ins Grab nehmen. Aber solange man einander zuhört, gibt es Hoffnung.

Wann waren Sie mit dieser Strategie zuletzt erfolgreich?

Im Interview: Daryl Davis

60, ist ein US-amerikanischer Pianist, der unter anderem mit Chuck Berry, Jerry Lee Lewis und Muddy Waters zusammenspielte. Nachdem er 1983 in einer Bar auf ein Ku-Klux-Klan-Mitglied traf und mit ihm in Kontakt kam, begann er, sich regelmäßig mit Mitgliedern der Organisation zu Gesprächen zu treffen. Er hat seither nach eigenen Angaben zwischen 40 und 60 KKK-Mitglieder zum Ausstieg bewegt. Davis ist in Chicago geboren, er lebt heute in Maryland.

Ständig. In Kürze treffe ich mich mit einem Klan-Mitglied in Florida, das aussteigen will; die Initiative ging von ihm aus. Oft ist es so, dass Familien nichts mehr mit Rassisten zu tun haben wollen, nachdem sie dem Klan beigetreten sind. Sie selbst leisten einen Bluteid, um in der Organisation zu sein. Irgendwann stellen sie fest, dass es irre ist, was sie machen – und entschließen sich auszusteigen. Dann sind sie allein. Also kommen sie zu mir, weil sie sich darauf verlassen können, dass ich ihnen zuhöre.

Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie mit überzeugten Rassisten sprechen?

Zunächst sind sie noch überzeugt. Aber je länger ich mit ihnen rede, desto mehr müssen sie nachdenken über das, was sie sagen. Jeder kann eine Meinung haben und sie ändern, aber ein Fakt lässt sich nicht ändern. Deshalb argumentiere ich mit Fakten. Auch nach unseren Treffen haben meine Gesprächspartner das im Kopf. Und dann kommen ihnen irgendwann Zweifel.

Je länger ich mit ihnen rede, desto mehr müssen sie nachdenken über das, was sie sagen. Jeder kann eine Meinung haben und sie ändern, aber ein Fakt lässt sich nicht ändern.

Das heißt, Sie brauchen Geduld?

Ja, es dauert. Es ist nicht so, dass man sich einmal unterhält und mein Gegenüber sagt: „Du hast recht, wie blöd von mir, Rassist gewesen zu sein!“ Es dauert Monate, teils Jahre.

2016 entstand der Dokumentarfilm „Accidental Courtesy: Daryl Davis, Race & America“ über Ihre Geschichte. Am meisten geraten Sie da mit Black-Lives-Matter-Aktivisten aneinander. Warum?

Was Sie da sehen, sind ein paar Minuten, in Wirklichkeit kam es fast zu einer Schlägerei. Die haben nicht verstanden, was ich mache. Sie haben sich ein vorschnelles Bild von mir gemacht: Die haben nur Fotos von mir gesehen, wie ich Ku-Klux-Klan-Leuten, die Hand reiche – und dachten, ich sei ein Verräter. Inzwischen verstehen sie übrigens besser, was ich mache. Aber ich werde oft kritisiert für meinen Aktionismus. Wie ich überhaupt dazu käme, mit denen zu reden.

Wie lautet Ihre Antwort?

Weil sie auch Menschen sind, sage ich – und weil ich reicher bin als sie. Nicht im monetären Sinne, aber ich habe – erst als Sohn eines Botschafters und dann als Musiker – 56 Länder bereist und die Welt gesehen. Sie haben oft nicht mal ihre Städte verlassen. Sie können nicht die gleiche Sicht auf die Dinge haben wie ich.

Sie haben von vielen KKK-Aussteigern Roben und Kapuzen gesammelt und wollen diese ausstellen. Klingt verrückt.

Warum gibt es Holocaust-Museen? Damit die Leute lernen, was jüdischen Menschen in der Geschichte angetan wurde. Mit dem Rassismus in den USA ist es genauso: Dieses Land muss sich damit auseinandersetzen, wo es herkommt, wo wir aktuell stehen und was dazwischen lag. Die Leute müssen begreifen, was der Ku-Klux-Klan ist, wie er funktioniert. Das ist der Zweck eines Museums.

Als der Film gedreht wurde, da war Trump noch nicht im Amt – zeigt sich der Rassismus seither offener in den USA?

Viele Leute machen Trump für Rassismus verantwortlich, davor haben auch viele Obama für Rassismus verantwortlich gemacht. So einfach ist es nicht. Rassismus gab es lange vor Obama, lange vor Trump. Aktuell ist es nur so, dass Rassisten Aufwind haben. Weil sie das Gefühl haben, sie können sagen, was immer sie sagen wollen und tun, was immer sie tun wollen – weil sie spüren, dass sie einen Präsident haben, der das akzeptiert. Als ich ein Kind war, hatte die schwarze Bevölkerung in den USA einen Anteil von knapp 12 Prozent, Hispanics 4 Prozent, Asiaten wenige Prozent – und über 80 Prozent waren Weiße. Heute sind es immer noch rund 12 Prozent Schwarze, etwa 18 Prozent Hispanics, zirka 6 Prozent Asiaten – und immer noch mehr als 60 Prozent Weiße. Sie sehen die weiße Mehrheit langsam kippen, Demografen prognostizieren, dass 2042 mehr Nicht-Weiße als Weiße in Amerika leben. Weiße sehen die Macht schwinden.

Dass man die Minderheiten fürchtet, ist ja nicht nur in den USA so.

Das stimmt. Und es stimmt, dass sie sie fürchten. Wenn wir diese Angst nicht eindämmen können, wird der Hass eskalieren. Die Ursache dafür ist Ignoranz. Da trifft der Satz von Martin Luther King zu: „Men often hate each other because they fear each other; they fear each other because they don't know each other.“ Deshalb will ich Menschen zusammenbringen.

Charlottesville war im vergangenen Jahr eine Zäsur in Sachen rechtsextremer Gewalt in den USA. Wie bewerten Sie die Ereignisse?

Ich kenne Leute, die an den Nazidemos beteiligt waren. Eine halbe Stunde vor Ihrem Anruf habe ich mit einem gesprochen, der bei dieser Scheiße dabei war: Richard Preston, auch er „Klansman“. Als ein Schwarzer in Charlottesville mit einem Flammenwerfer kam, hat Preston in den Boden geschossen. Er sitzt deshalb im Gefängnis und hat mich von da angerufen.

Und Sie glauben, dass er sich ändert?

Absolut! Ich weiß, dass er sich ändern wird. Er steckt ziemlich tief drin, aber schon die Tatsache, dass er mit mir Kontakt hält, spricht dafür. Ich kenne ihn seit fünf Jahren. Bevor er in den Knast ging, bin ich mit ihm ins Afro-American Museum in Washington gegangen. Ich habe verlangt, dass er mitkommt und sich das anschaut. Wir haben uns schon gegenseitig besucht und Musik zusammen gemacht.

Was kann Musik generell gegen Rassismus ausrichten?

Das Symposium

Beim Symposium „Infiltration: Challenging Supremacism“ im Berliner Bethanien (Mariannenplatz 2, Berlin-Kreuzberg) hält Davis am 7. September 2018 um 17 Uhr die Keynote. Der Dokumentarfilm „Accidental Courtesy: Daryl Davis, Race & America“, der von Davis‘ Engagement erzählt, wird am 9. September um 19.30 Uhr gezeigt (Spektrum, Bürknerstr. 12, Berlin-Neukölln). Alle Infos zur Konferenz: www.disruptionlab.org/infiltration

Es war der von Schwarzen erfundene Rock ’n’ Roll, der in den USA dazu geführt hat, dass Schwarz und Weiß zusammen tanzten. Diese Kraft hat Musik.

Genauso wie später der HipHop den Afroamerikanern zur Selbstermächtigung diente – bis heute. Was kann aktuell die schwarze Popkultur – die großen Superstars sind heute schwarz – dem Trump-Amerika denn entgegensetzen?

Man darf aber nicht vergessen, dass es in der Unterhaltungsbranche – sei es Hollywood, sei es die Musikindustrie – immer noch viel Rassismus gibt. In der Geschichte war es meistens so, dass schwarze Musiker einen Stil erfunden haben, die Plattenfirmen aber weiße Stars groß gemacht haben. Wenn weiße Kids schwarze Musik mögen und spielen, dann ist das völlig okay! Ich mache da nicht die Musiker verantwortlich, aber den Machtapparat dahinter.

Die zwei größten jungen Protestbewegungen aus den USA, die man zuletzt wahrgenommen hat, waren Black Lives Matter und Schülerproteste nach den Highschool-Shootings. Glauben Sie, dass diese verschiedenen Gruppen zusammenfinden können, um Amerika zum Besseren verändern zu können?

Theoretisch ja, praktisch nein. Anlass für die Schülerinnen und Schüler, gegen die Waffengesetze mit dem March For Our Lives zu protestieren, waren Schießereien an Schulen, bei denen überwiegend Weiße umkamen. Schwarze aber kommen täglich in den USA ums Leben, ohne dass groß Notiz davon genommen wird. Jede Nacht sterben schwarze Kids, erschossen von Weißen oder von Schwarzen innerhalb der Ghettos – und natürlich nicht an einem Ort, über das Land verteilt. Für ihre Leben gibt es keinen Protestmarsch. Das ist der Unterschied.

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25 Kommentare

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  • "Ja aber Worte die Ihnen nicht passen schränken Ihre Freiheit nicht ein und berechtigen auch nicht zur "Notwehr". (Zitat: Janus)



    Sie unterschätzen offenbar die Macht die Worte zu entfalten in der Lage sind. Hitler's "Mein Kampf" sind letztendlich auch nur eine Ansammlung von Worten. Und was ist daraus geworden...? Und auch bei den "Vorfällen" von Chemnitz, Hoyerswerda, Lichtenhagen usw. usf. begann es immer mit Worten. Am Anfang war immer das Wort - Und das ist nicht vom Himmel gefallen. Und - Nicht zu vergessen: Es geht hier nicht um das mehr oder weniger nüchterne Biertischgedöns von Hinz und Kunz, sondern um gemeingefährliche Hetzer und deren unlautere Absichten, denen man möglichst keine Plattformen bieten sollte.



    Aber ich möchte jetzt an dieser Stelle unseren Disput beenden. War interessant für mich, aber ich teile Ihren scheinbar positionsneutralen Liberalismus nicht. Und mit Ihrem unhistorischen Faschismusbegriff kann ich auch nichts anfangen. Es ist unsinnig Leitlinien und Begrenzungen von vermeintlichen oder tatsächlichen Freiheiten per se unter Faschismusverdacht zu stellen. Derart verdreht antiautoritäre Thesen vertraten ja noch nicht einmal die Antiautoritären der APO in den 60ern oder die Anarchisten heutiger Tage - im Gegenteil.



    Trotzdem: Danke für das Gespräch - aber jetzt habe ich auch noch anderes zu tun.

  • @Janus) Achja - noch was: Friedmann ist aus meiner Sicht ein (Sorry) Januskopf: Die meisten Inhalte die er vertritt kann ich fast ungesehen unterschreiben.



    Aber: Er ist ein Showman. Er ist einer derjenigen die Talkshows nicht nur gängig gemacht, sondern auch dieses neue Format zu Gunsten von Einschaltquoten pervertiert haben. Das was man in diesen Sendungen eine "Diskussion" nennt verdient diesen Namen, dank Friedmann et all, schon lange nicht mehr. Diese hysterischen Schreiorgien, in denen keiner mehr dem anderen zuhört, haben mit einem Meinungsaustausch nichts mehr zu tun. Nicht mal die grundlegensten Regeln eines zivilisierten Streitgesprächs (zuhören, ausreden lassen, nachdenken, antworten) werden eingehalten. Das sind nur noch total unprofessionelle, nonmoderierte, unproduktive, überflüssige und schädliche Hahnenkämpfe. Schädlich insbesondere deswegen, weil dieser Schlammschlacht-Stil mittlerweile für 'normal' betrachtet wird und sich in allen Lebensbereichen durchgesetzt hat. Schau auch einfach mal diverse 'Diskussions'-Foren an und Sie erkennen was ich meine.



    Es wäre sinnvoll solche 'Talkmaster' würden konsequenterweise gleich in Wrestling-Shows auftreten.

    • @LittleRedRooster:

      Ja das stimmt, der Friedmann haut immer mit dem ganz großen Knüppel drauf und kommt dabei oft rüber wie ein Arschloch.

      Aber selbst das ist sicher noch besser als garnicht mit diesen Menschen zu reden. Wenn man solchen Menschne zuhöhrt dann weiß man was sie denken, woher sie kommen und was sie wollen. Dann kann man unter Umständen mal etwas ändern. Wenn man sich von ihnen abschottet und ihnen keine Paroli bietet dann wird sich mit Sicherheit nichts ändern.

      • @Januß:

        "Da kann man (...) noch was ändern." (Zitat: Janus)



        Sie haben schon mitbekommen, dass ich zwischen Leaderfiguren, wie Mahler, und deren Gefolgschaft differenziere?



        Zu glauben dass man Leader wie Mahler ändern könnte ist illusionär, weil er aus seiner selbst gewählten Rolle nicht nur seinen Scenen-Status, sondern auch sein ganzes Selbstbild nährt. Jeder eigene Ansatz sich zu ändern käme für ihn einem Gesichtsverlust, also sozialen Selbstmord gleich. Er muß daran festhalten sonst ist er am Ende.



        Weniger exponierte Typen dagegen haben in der Regel nicht nur viel weniger zu verlieren, sondern viel zu gewinnen. Aber das müssen die erst mal kapieren - und da können wir mithelfen: Ihnen zeigen dass es eine lebenswerte Alternative auf der anderen Seite gibt.

  • Toller Mensch!

  • 9G
    91690 (Profil gelöscht)

    Es würde ja vielleicht reichen das christlich zu denken..... mehr als jeder Einzelne an Toleranz erübrigen kann wird ihm ja schliesslich nicht abverlangt...Dieser Mann hat wohl eine hohe Tolerenzschwelle belohnt durch seine Erfolge. Aber hier kann man die Erkenntnis nach Deutschland mitnehmen dass man argumentativ im 1 zu1 Gespräch noch Einzelne überzeugen kann.. 80 Mio Bürgern werden sich ja wohl nicht vom verschwindend kleinen harten Kern der Rechten Szene terrorisieren lassen .. der Rest der Sympatisanten kann einem argumentativ meist nichts entgegensetzen . Dort wie hier redet man aber nur unter sich und bekommt den Eindruck die ganze Welt wäre rechts und es würde ausreichen wenn " Merkel weg " wäre und dann wird alles besser .



    Es gilt nur zu vermeiden, dass bei dieser Diskussion die Demokratische Front versucht sich unter sich zu zerfleischen indem erstmal endlos diskutiert wird wozu die Rechten denn nun überzeugt werden sollen..... ES muss erstmal reichen dass diese Leute , zuerst also in Bayern , das Kreuz nicht bei der AFD machen .. Der Rest muss später folgen ......

    • @91690 (Profil gelöscht):

      Neben dem kleinen Kern der Hardcorerechten gibt es noch den Alltagsrassismus. Da laufen einem täglich Kollegen und Freunde über den Weg mit denen man ebenfalls in Ruhe über gerade Geäußertes reden kann.

      • 9G
        91690 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        Genau den sollen sie ja versuchen zu überzeugen..... Durch Reden und Vorleben Ihrer Haltung .........keiner von den " nur " Sympatisanten ist bei einer harten Konfrontation mit Fakten bereit sich als rechter Hetzer zu outen .. und wenn sie doch auf einen Solchen treffen ...den nächsten überzeugen :-)

        • @91690 (Profil gelöscht):

          Warten Sie nicht erst auf die Hetzer. Fangen Sie schon bei viel niederschwelligen Themen mit Otto-Normal-Rechten an drüber zu reden. ist effektiver und weniger stressig.

  • Seit Jahren wundere ich mich darüber das die taz (oder sonst ein deutsches Medium) diesen Mann nicht mal interviewt. Er ist ein schillerndes Beispiel dafür warum ideologische Abschottung eine Sackgasse ist und wie man Austausch mit Menschen haben kann, die radikal anders denken!

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Er muss aber auch etwas ganz besonderes haben.

      Wenn ich sehe, weswegen sich hier im Forum schon an den Kragen gegangen wird. Wobei ich mich nicht ausnehme.

      Dabei geht es ja nicht um KKK gegen schwarzen Aktivisten, sondern in der Regel um Linke gegen andere Linke. Oder Linke gegen liberale Konservative wie Sie.

      Daryl Davis ist ein außergewöhnlicher und besonderer Mensch, aber ich fürchte mal, jede und jeder kann diesen Weg nicht gehen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Daryl Davis ist ein außergewöhnlicher und besonderer Mensch, aber ich fürchte mal, jede und jeder kann diesen Weg nicht gehen." (Zitat: Jim Hawkins)



        Frage: Wieso nicht? Verstehe ich nicht.

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @LittleRedRooster:

          Kennen Sie das Interview das Michel Friedman mit Horst Mahler führte?

          Das geht so los: "Heil Hitler Herr Friedman." Ein Nazi begüßt einen Juden mit Heil Hitler. Friedman ist cool und steckt das weg.

          Das weiß ich nicht, ob mir das nicht schon reichen würde.

          Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich den Langmut hätte, mir länger rassistischen, antisemitischen, menscheinfeindlichen Müll anzuhören, in der schwachen Hoffnung, irgendetwas in dem Menschen zu bewegen.

          Außer jetzt von Daryl Davis habe ich auch noch nie etwas ähnliches gehört.

          Exit würde mir noch einfallen, aber die Nazis die sich an diese Organisation wenden, wollen ja raus aus dem Sumpf.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            "Kennen Sie das Interview das Michel Friedman mit Horst Mahler führte?" (Zitat: Jim Hawkins)



            Nein, das kenne ich nicht. Und ich denke es ist eigentlich auch belanglos, weil einfach nur Show. Horst Mahler kann man nicht überzeugen und auch nicht demaskieren. Der Kerl trägt keine Maske, der ist so. Wenn ihm Herr Friedman im TV eine Bühne bietet, dann wird der sie auch nutzen. Das ist eher kontraproduktiv.



            Um die Mahlers dieser Welt geht es aber auch gar nicht, sondern um ihre Gefolgschaft, ohne die sie wieder auf das Zwergenformat zusammenschrumpfen würden von dem ausgehend sie sich aufplustern. Ich sehe auch keine bewunderungswürdige Coolness darin ein "Heil Hitler" einfach wegzustecken. Möglicherweise hätte ich ihm dann sofort eine aufs Maul gehauen. Das wäre zwar auch nicht konstruktiv, hätte aber wohl keinen Schaden angerichtet weil bei so einer Raubtiernummer eh nichts als nur Show rauskommen kann.



            Nee, da ist dieser Daryl Davis schon eine ganz andere und tatsächlich bewunderungswürdige Nummer, ein Vorbild sogar. Allerdings setzt er auch dort an wo es halbwegs Erfolg verspricht: Nämlich bei Typen die eh schon mal in ihrem Amoklauf kurz haltmachen und anfangen zu ahnen, dass mit Ihnen was schieflaufen könnte. Und da steigt er dann als 'Quasi-Beichtvater' ein, nimmt die Typen als Menschen an und ernst, hört zu, gibt Denkanstöße, läßt das wirken. Und: Das sind offenbar echt keine Leadertypen wie Mahler, sondern deren Gefolgsleute, ohne die allerdings Erstere wieder aufgeschmissen wären. Gerade deswegen sollten wir uns um diese aber auch kümmern - und nicht so sehr um die Leitwölfe.



            Dazu ist dann aber echt ne Menge Geduld, Ausdauer und Selbstbeherrschung nötig. Allerdings wäre das wohl ein wichtigerer und erfolgreicherer Weg wie jede Demo, wie uns Daryl Davis zeigt.



            Wir sollten da wohl an uns arbeiten, unsere Strategien überdenken und jeweils gut überlegen wann und bei wem denn nun der rabiate Degen oder das elegantere Florett angesagt ist.

            • @LittleRedRooster:

              "Horst Mahler kann man nicht überzeugen und auch nicht demaskieren. Der Kerl trägt keine Maske, der ist so. Wenn ihm Herr Friedman im TV eine Bühne bietet, dann wird der sie auch nutzen. Das ist eher kontraproduktiv."

              Nein ist es nicht. Horst Mahler ist nicht die Zielgruppe und es ist wumpe, ob er seine Meinung ändert, oder nicht. www.youtube.com/watch?v=vjOrOMVFCbs

              Je mehr Menschen sein gesäusel hören, desto besser. Herr Friedman reicht Horst Mahler nur den Strick mit dem er sich dann selbst erhängt. Das wird die Mehrheit der Menchen so sehen, einige werden es anders sehen. Aber wenn eine 100%ige Erfolgsrate Voraussetzung für Diskussionen ist dann reden wir bald ganrnicht mehr miteinander.

              Wenn man mit Ideologen redet dann hilft es vor allem über Details zu sprechen. Viele Ideologien bieten eine Art Rahmenlösung und viele Hohlphrasen, aber wenn es konkret wird fängt das gestammel an.

              • @Januß:

                "Herr Friedman reicht Horst Mahler nur den Strick mit dem er sich dann selbst erhängt. Das wird die Mehrheit der Menchen so sehen, einige werden es anders sehen." (Zitat: Janus)



                Und? Hat's geklappt? Wo hängt der zum Trocknen rum? Eben!



                Und: Es geht gar nicht darum wie der Kerl auf die Vernünftigen wirkt. Die sind ja kein Problem. Es geht vielmehr darum wie er auf Anfällige wirkt. Und da wirkt er ja wohl. Leider!



                Fazit: Bühne bieten ist kontraproduktiv!

                • @LittleRedRooster:

                  "Es geht vielmehr darum wie er auf Anfällige wirkt. Und da wirkt er ja wohl. Leider!"

                  Das halte ich für naiv. Anfällig ist im Grunde jeder. Ich denke das ist auch der Grund dafür warum sich viele Linke so abschotten, die haben wirklich Angst vor diesem Gedankengut und anders herum ist das nicht anders.



                  Ist Ihnen klar das Horst Mahler einst ein Linksextremer war und bei der RAF mitgewirkt hat?

                  Das Verbieten der Bühne ist ein Mittel von Rückwärtsgewandten und Faschisten. Jedes Recht, jede Freiheit die wir heute genießen ist die Konsequenz davon das jemand aufgestanden ist und den Status Quo infrage gestellt hat. Diesen Mechanismus nun abzuwürgen, weil die eigene politische Bewegung in der Gesellschaft Fuß gefasst und Einfluss gewonnen hat ist ein kurzsichtiges und kontraproduktives Mittel.

                  "Und? Hat's geklappt? Wo hängt der zum Trocknen rum? Eben!"

                  Das zu beantworten ist nicht so einfach. Man müsste sich das Publikum vor und nach dem Interview betrachten. Hat man leider nicht gemacht, sollte man mal machen.

                  Drehen wir den Spieß mal um: Seit einigen Jahren betreiben sogenannte Progressive massiv das von Ihnen favorisierte No Platforming. Hat das zur Förderung Fortschrittlicher Ideen beigetragen?!

                  Linke Parteien verlieren international an Zustimmung, Donald Trump ist Präsident geworden, die Briten verabschieden sich aus der EU, rechte Parteien werden immer stärker,... es ist ein Trauerspiel! Das Ganze funktioniert nicht nur nicht, es ist massiv kontraproduktiv!

                  • @Januß:

                    "Ist Ihnen klar das Horst Mahler einst ein Linksextremer war und bei der RAF mitgewirkt hat?" (Zitat: Janus)



                    Diese Frage hätten Sie mir nicht gestellt, wenn Sie wüßten wer und wie alt ich bin. Antwort: Ja, natürlich.



                    Und Ihre Befürchtung: "Anfällig ist im Grunde jeder" kann ich Gottseidank nicht bestätigen, weil ich eben auch schon mit derart gefährdeten Jugendlichen zu tun hatte. Was schützt ist tatsächlich ein entsprechendes Bildungsniveau und fast noch wichtiger: Verankerung in einem stabilen sozialen Umfeld, sowie eine positive Aussicht darauf sein Leben selber gestaltend in die Hand nehmen zu können, also: Solidarität, Nestwärme, Selbstbewußtsein, persönliche Ziele und Future.



                    Ferner: "Das Verbieten der Bühne ist ein Mittel von Rückwärtsgewandten und Faschisten." (Zitat: Janus)



                    Antwort: Wenn 'vorwärtsgewandt' der Faschismus liegt, dann wende ich mich gerne nach 'Rückwärts' um. Faschisten die Bühne zu verweigern ist ein Akt der Notwehr und hat selbstverständlich nichts mit Faschismus gemein. Freiheit kann nämlich kein Selbstzweck sein, sondern setzt voraus dass man mit seiner Freiheit auch sozial verantwortlich umgeht. Sie endet immer dort wo sie dazu mißbraucht wird Anderen mit Absicht Schaden zuzufügen. Da ist Schluß mit Lustig!



                    Und zuletzt: "Jedes Recht, jede Freiheit die wir heute genießen ist die Konsequenz davon das jemand aufgestanden ist und den Status Quo infrage gestellt hat." (Zitat). Diese These ist gerade in Deutschland nicht haltbar. Die Freiheiten und Rechte die wir heute genießen sind dem deutschen Volk von den Allierten mit Waffengewalt aufgezwungen worden. Die Deutschen, das waren nämlich nicht nur die vom Faschismus unterdrückten Demokraten, sondern eben auch die Faschisten die deren Freiheit zerstört hatten. Und deren Nachfahren resp. Nacheiferer sollten wir es nicht erlauben die Fäden ihrer Vorväter wieder aufzunehmen um erneut ihre Mitbürger terrorisieren zu können. Keine Freiheit den KZ-Wärtern der Zukunft!

                    • @LittleRedRooster:

                      "Was schützt ist tatsächlich ein entsprechendes Bildungsniveau und fast noch wichtiger: Verankerung in einem stabilen sozialen Umfeld,"

                      Hier würde ich unterschieden zwischen Anfälligkeit und Risiko. Natürlich laufen Menschen, die einen schlechten Stand in der Gesellschaft und ein niedriges Bildungsniveau haben eher Gefahr zum Opfer von Bauernfängern zu werden. Das heißt aber nicht das jemand der wohlhabend und gebildet ist nicht der gleichen Ideologie zum Opfer fallen könnte, wenn sie ihm nur genügend Vorteile (Und damit meine ich vor allem auch emotionale Aspekte) bietet.

                      Schauen Sie sich die massen wohlhabender, progressiver Kapitalismus-Gewinnler an, die unentwegt für ihre "fortschrittlichen" poltischen Ansichten Werbung machen und dabei stets auch darauf bedacht sind, dass ihre Gutwilligkeit dabei zur Geltung kommt. Ich würde mal behaupten das sind die gleichen Mechanismen, nur mit einem anderen Ziel.

                      "Faschisten die Bühne zu verweigern ist ein Akt der Notwehr und hat selbstverständlich nichts mit Faschismus gemein."

                      So ähnlich drücken das viele Despoten aus, wenn sie im Begriff sind ihrer politischen Opposition das Wort zu verbieten. Auch Hitler und Stalin haben Gegenrede gerne als Hass und Hetze abgetan und entsprechend sehe ich da sehrwohl Parallelen zum Faschismus. Der Zweck heiligt nicht die Mittel!

                      "Freiheit ... Sie endet immer dort wo sie dazu mißbraucht wird Anderen mit Absicht Schaden zuzufügen."

                      Ja aber Worte die Ihnen nicht passen schränken Ihre Freiheit nicht ein und berechtigen auch nicht zur "Notwehr". Mir ist klar das man genau zu diesem Zweck das Schreck-Gespenst der "verbalen Gewalt" erfunden hat aber dagegen hat sich die Judikative bisher glücklicherweise als standhaft erwiesen.

                      "Diese These ist gerade in Deutschland nicht haltbar"

                      Diese These kann in der heutigen Zeit aber auch nicht mehr im nationalen Kontext bewertet werden. ;-)

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Wenn ich sehe, weswegen sich hier im Forum schon an den Kragen gegangen wird. Wobei ich mich nicht ausnehme."

        Ist halt die Frage warum man das macht. Ich sehe das relativ sportlich und betrachte meine Opposition hier eher als Sparring-Partner. Zu Themen bei denen ich mit der taz oder der Leserschaft weitgehend übereinstimme würde ich z.B. fast nie etwas schreiben, weil mich Konsens langweilt.

        Wie ist das denn bei Ihnen?

        "Daryl Davis ist ein außergewöhnlicher und besonderer Mensch, aber ich fürchte mal, jede und jeder kann diesen Weg nicht gehen."

        Definitiv. Der Typ muss einen unbändigen Glauben ans Gute im Menschen haben und dazu noch unglaulich tolerant sein. Es erfordert sicherlich ein bald unmenschliches Maß an Selbstsicherheit sich das rassistische Gefasel dieser Menschen anzuhören ohne das in ihm irgendwann eine Stimme erwacht, die ihn fragt: Ist da nicht vielleicht ein Funke Wahrheit dran?

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Januß:

          Wenn ich auch manchmal über die Stränge schlage, sehe ich die Sache auch eher sportlich.

          Mein Lieblingsbolzplatz ist der Nahostkonflikt. Da ist ja immer was los. Egal ob Israel sich verteidigt oder ob eine israelische Schaufel einem Palästinenser auf den Fuß gefallen ist.

          Was mich eher langweilt, sind die ellenlangen, mit komplizierten Sachinformationen gespickten Beiträge. Als wäre man auf einem Kolloquium.

          Ich habe es mehr mit der Kurzstrecke.

          Ach ja, Anfang der 90er habe ich ein paarmal in Friedrichshain mit Nazis diskutiert. Die waren zwar mächtig stolz auf Deutschland, kannten aber weder Goethe, Heine, noch die Familie Mann.

          Muss man wahrscheinlich auch nicht, wenn man den Schwerpunkt auf 33-45 legt. Aber auch hier kannten sie keinen aus der zweiten Reihe des Führungspersonals.

          Sind die jetzt dumm gewesen oder ich überheblich?

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Den Nahostkonflikt find ich so kontrovers, dass es bald schon etwas anstrengend ist darüber zu diskutieren. Die Israelis haben in der PR ganz klar den Kürzeren gezogen. Das basiert hauptsächlich auf einem moralischen Einordnung, welche den Stärkeren automatisch ins Unrecht setzt. Sobald man allerdings wirklich eine Diskussion darüber führt welche Verhaltensweise okay ist und welche nicht ist die Nummer für die Hamas-Apologeten im Grunde gelaufen.

            "Ach ja, Anfang der 90er habe ich ein paarmal in Friedrichshain mit Nazis diskutiert."

            In Friedrichshain gab es mal Nazis?^^

            "Sind die jetzt dumm gewesen oder ich überheblich?"

            Das mit dem Stolz aufs Vaterland ist für die braunen Herren sicher eine hoch emotionale Sache, die sich richtig anfühlt und das reicht i.d.R. um jemanden dazu zu bringen an etwas zu glauben, was unlogisch ist. Von daher weiß ich garnicht ob man effektiv darüber diskutieren kann, ob das korrekt ist, oder ob man darüber reden muss was "Stolz aufs Vaterland" für diese Menschen bedeutet.

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Januß:

              Oh ja, in Friedrichshain gab es viele Nazis.

              Ich wohnte damals in einem der besetzten Häuser und in Ermangelung von Telefon und Handy standen wir per Walky-Talky mit der "Zentrale" in der Mainzer Straße in Verbindung.

              Dort wurden die Abwehrmaßnahmen gegen die in großen Gruppen agierenden Nazitrupps koordiniert.

              Die alte Ordnung war weg, die neue noch nicht da. Einmal kamen Volkspolizisten und brachten uns Feuerlöscher. Sie meinten bei den Nazis wäre was im Busch, aber sie könnten uns nicht beschützen.

              Also mussten wir das selbst tun.

              Zum Stolz aufs Vaterland. Mahler kann sicher die deutsche Geschichte rauf- und runterbeten. Und interpretiert sie eben in seinem Sinne.

              Für den tumben Straßenazi ist es vielleicht nur der Stolz auf das eigene Kartoffelkollektiv, gespiegelt in dem Hass gegen alle, die davon abweichen.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                "Oh ja, in Friedrichshain gab es viele Nazis."

                Da scheint sich das Viertel ja drastisch gewandelt zu haben.

                "Einmal kamen Volkspolizisten und brachten uns Feuerlöscher."

                Solltet Ihr die Feurlöscher als Abwehr-Spray benutzen oder als Wurfgeschosse?

                "Für den tumben Straßenazi ist es vielleicht nur der Stolz auf das eigene Kartoffelkollektiv, gespiegelt in dem Hass gegen alle, die davon abweichen."

                Ja gut das wäre der Klassiker. Wenn die eigene Ideologie grundlage des Selbstbildes wird dann muss man sie verteidigen, auch wenn sie keinen Sinn ergibt.

        • @Januß:

          vielleicht eher die stimme, die sagt: bin ich jesus, muss ich fuer dieses heisse auch das andere ohr offen halten?