Schwarze Twitterperle: Ganz großer Balken für die CSU
Nur mit Abstand stärkste Partei in Bayern zu sein, reicht der CSU nicht. Sie möchte mehr. Deshalb setzt sie nun auf kreative Balkendiagrammgestaltung.
„Die CSU ist der stabile Anker in der aufgewühlten deutschen Parteienlandschaft“, twitterte die Partei am Dienstag im Jubel über die Ergebnisse der jüngsten Sonntagsfrage.
Eine darunter veröffentlichte Grafik zeigt: Wenn am Sonntag Landtagswahl wäre, käme die CSU im Freistaat auf 38 Prozent, gefolgt von den Grünen mit 20 Prozent der Wählerstimmen. Dahinter liegen abgeschlagen die Freien Wähler und die AfD mit je 11 Prozent sowie die SPD mit 9 Prozent.
Das Problem: Das Schaubild ist offensichtlich nicht ganz korrekt. Die Umfrageergebnisse stimmen zwar, doch der schwarze CSU-Balken ist im Vergleich zu den Balken der anderen Parteien überproportional groß. In der Grafik ist der schwarze Balken mehr als doppelt so groß wie der grüne Balken.
Die Manipulation der Darstellung sorgte für viel Spott und Häme auf Twitter: „Na, wer macht sich denn da größer, als er ist? Peinlich, peinlich“, schreibt ein Nutzer. Die CSU mache nun also „alternative Mathematik“, kommentiert eine Nutzerin ironisch. „Das muss das berühmte bayrische Abitur sein“, merkt ein Nutzer an anderer Stelle an.
Zudem fehlt in dem Diagramm das Umfrageergebnis der Linkspartei. Diese kam laut Sonntagsfrage auf 4 Prozent. Die FDP hingegen ist mit einem niedrigeren Umfrageergebnis von nur 3 Prozent aufgeführt.
Auf die Frage, warum die CSU diese manipulierte Grafik veröffentlichte und warum das Ergebnis der Linkspartei entfernt wurde, erhielt die taz auf Anfrage keine Antwort. Man habe aufgrund des politischen Aschermittwochs keine Zeit, darauf zu reagieren, teilte eine Sprecherin mit.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Weltpolitik in Zeiten von Donald Trump
Schlechte Deals zu machen will gelernt sein
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Trump macht Selenskyj für Andauern des Kriegs verantwortlich
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?
Emotionen und politische Realität
Raus aus dem postfaktischen Regieren!