Schutzschicht über der Arktis: Erstes Ozonloch über dem Nordpol
Während sich das Ozonloch über der Antarktis langsam schließt, dünnt sich nun die Ozonschicht über der Arktis aus. Mögliche Ursache: der Klimawandel.
Wie auch über der Antarktis hat die Entstehung des aktuellen Ozonlochs mit der hohen Chlorkonzentration in der Atmosphäre zu tun. Den hat die Menschheit zu verantworten durch ihre lange und intensive Nutzung von Fluorkohlenwasserstoffen (FCKW), etwa in Kühlschränken. Das Montreal-Protokoll von 1987 sollte dem einen Riegel vorschieben. Hat das nicht geklappt? Doch, heißt es beim DLR.
„Aus heutiger Sicht und bei strenger Einhaltung der bestehenden Schutzmaßnahmen können wir davon ausgehen, dass sich bis Mitte dieses Jahrhunderts die Ozonschicht wieder vollständig erholen wird“, sagt Martin Dameris vom DLR-Institut für Physik der Atmosphäre.
Um das Ozonloch in der Arktis zu erklären, reichen die schädlichen Gase aber nicht aus. Es wurde auch durch eine außergewöhnliche Wetterlage begünstigt: von langanhaltenden und starken Winden über der Arktis. Ein ungestörter Polarwirbel ermöglicht wiederum die Bildung von Perlmuttwolken, die aus kleinen Kristallen bestehen, an deren Oberfläche zahlreiche chemische Reaktionen ablaufen können. Zum Beispiel der Abbau von Ozon.
„Weiter im Blick“
Das kann zum Problem werden, schließlich absorbiert die Ozonschicht einen Großteil der schädlichen UV-Strahlung der Sonne. Wird sie zu durchlässig, verliert sie ihre Funktion als Schutzmantel. Das DLR verspricht deshalb in seiner Mitteilung, die Ozonschicht und die globalen Klimaveränderungen „weiter fest im Blick“ zu behalten.
Wird die arktische Wetterlage, die ein weiteres Ozonloch begünstigt, nun mit der Klimakrise häufiger? Wie man es nimmt.
Tendenziell ist sogar eher mit dem Gegenteil zu rechnen. „Im Zuge des Klimawandels werden wir häufiger die gegenteilige Lage erleben, wie es in den Vorjahren auch der Fall war“, erklärt Markus Rex vom Alfred-Wegener-Institut „Der Jetstream – ein Starkwindband, das normalerweise den Polarwirbel in Schach hält – fällt zunehmend schwächer aus und lässt den Polarwirbel zerfransen.“ Das mache die aktuelle Wetterlage umso außergewöhnlicher.
Polarwirbel extrem stark
Auch der Klimawissenschaftler Hartmut Graßl spricht von einem „normalen Extremwert“. Das heißt: Wetter ist chaotisch – manchmal gibt es eben Ausreißer, die nicht zum sonstigen Trend passen.
Eines passt aber wiederum gut in die wissenschaftliche Klimadebatte: dass der Polarwirbel nicht nur irgendwie stärker war, sondern eben extrem stark.
„Es deutet einiges darauf hin, dass die Ausreißer aus dem globalen Trend mit Fortschreiten der Klimakrise extremer werden“, erklärt Rex, der seit mehr als 15 Jahren genau diesen Zusammenhang untersucht. „Das muss noch weiter erforscht werden, bestätigt sich aber aktuell: Der Index der sogenannten arktischen Oszillation, zu der der Polarwirbel beiträgt, lag im Durchschnitt des Februars noch nie so hoch wie dieses Jahr.“
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