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Schutzmaßnahmen in HamburgSchulbehörde geizt mit Tests

Lehrkräfte und Angestellte in Schulen bekommen kostenfrei Coronatests, nur die knapp 5.000 Honorarkräfte nicht. Das sorgt für Verärgerung.

Auch für Honorarkräfte nicht ohne Risiko: Schule in Corona-Zeiten Foto: Matthias Balk/dpa

Hamburg taz | Mit warmen Worten gedankt für ihren Einsatz in der Pandemie wird Hamburgs Schulbeschäftigten derzeit in Behördenbriefen. Am 8. Dezember schreibt Landesschulrat Thorsten Altenburg-Hack von „zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen“. Man ermögliche „allen Schulbeschäftigten kostenlose Corona-Tests beim Hausarzt“, viele andere Länder täten das nicht.

Joona Wirth ist als Honorarkraft ein bis zweimal wöchentlich in einer Bergedorfer Grundschule als Fachkraft für Trauma- und Bewegungspädagogik tätig. Und als es kürzlich zwei Coronafälle in der Klasse gab und auch Wirth selber erkältet war, ging die Pädagog*in zum Hausarzt und machte den Coronatest. Der fiel zum Glück negativ aus.

Doch als Wirth im Schulbüro nach dem Formular fragte, das für die Kostenübernahme nötig ist, kam die böse Überraschung. „Ich kann dir das Formular leider nicht schicken“, schrieb die Schulleiterin. „Die kostenlose Testung gilt nur für Angestellte, Beamte und PTFs“. Letztes meint festangestelltes Pädagogisch-Therapeutisches Fachpersonal. Joona Wirth gehört als stundenweise bezahlte Kraft nicht dazu.

„Uns Honorarkräfte hat bei der Pandemie keiner auf der Rechnung“, ärgert sich auch Wilma Beyer, die Kunstkurse an drei Schulen gibt. Weil das so wenig einbringt, jobbt sie auch in einer Arztpraxis und hat dort mitbekommen, dass die Gratistests für ihresgleichen nicht zu haben sind, sondern rund 75 Euro kosten. „Mich ärgert dieser Geiz mit Tests“, sagt die Künstlerin, die ihren wirklichen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Homeschooling vorn

Die meisten Eltern behalten ihr Kind wegen Corona zu Hause, wie eine Behördenumfrage an 42 Schulen ergeben hat.

Vor Weihnachten nutzen das Präsenzangebot an Grundschulen 15,3, an Gymnasien zwei, an Stadtteilschulen 4,2 Prozent.

Vom 5. bis 8. Januar sind es in Grundschulen 17,4, Gymnasien 2,3, Stadtteilschulen 5,9 Prozent.

Auch beim Honorar zeigten sich die Schulen knauserig. Sie habe im Frühjahr nur noch zwei Wochen im März Geld bekommen und dann lange nichts mehr. Die Schulen, so erfuhr sie, behielten das Eingesparte. „Keine Schule fand es nötig, uns Honorarkräften Geld zur Überbrückung anzubieten“, ärgert sich Beyer. Hingegen wurde sie im Lockdown gefragt, ob sie eine Notbetreuung übernehme: „Wo es gefährlich wird, dürfen wir an die Front.“

Joona Wirth hat jetzt einen offenen Brief an Schulsenator Ties Rabe (SPD) geschrieben. Es sei aus „medizinischem und pandemischem Blickwinkel“ nicht erkennbar, warum selbstständige Fachkräfte hier ausgegrenzt werden. „Vielmehr erscheint es mir klassistisch und diskriminierend.“ Honorarkräfte seien ohnehin schlechter gestellt. Der Schulsenator möge „bitte“ künftig alle pädagogischen Kräfte in die Coronatest-Freigabe einbeziehen.

Doch danach sieht es nicht aus. Laut einem Behördenbrief wird das kostenlose Angebot bis zu den Frühjahrsferien gelten – nur eben nicht für „Werkvertragsnehmer, Dienstleister oder Schulbegleiter“. Eine schlüssige Begründung nennt die Behörde nicht. „Es handelt sich um eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers BSB für den beschriebenen Personenkreis“, sagt Behördensprecher Peter Albrecht. Man beschränke sich auf Personen mit „dauerhaftem Vertragsverhältnis“.

Zur Zeit seien rund 4.900 Honorarkräfte an Schulen tätig. Für sie gelte das allgemeine Angebot. Hamburg biete für alle kostenlose Tests beim Arztruf, dem Hausarzt oder dem Testzentrum am Hauptbahnhof an, wenn „einschlägige Symptome“ bestehen. Doch genau das genügt für Wilma Beyer nicht: „Wenn Symptome da sind, ist es zu spät. Sich auch symptomlos testen zu können, ist für uns sehr wichtig.“

Die Opposition stimmt ihr zu. Die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver findet die Regelung „unverständlich“. Sowohl Honorarkräfte als auch Schul-Caterer müssten den Test bekommen. Die Linke Sabine Boeddinghaus hat bemerkt, dass die Behörde die Honorarkräfte zur großen Zahl der 35.000 Schulbeschäftigten zählt, wenn es darum geht, die Coronaquoten ins Verhältnis zu setzen: „Da ist es selbstverständlich, sie auch in die Tests mit einzubeziehen.“

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