Schutzmaßnahmen für Erntehelfer: Verrottetes Essen, Zimmer zu fünft
Am Montag demonstrierten Saisonarbeiter gegen die Arbeitsbedingungen bei der Spargelernte. Der Insolvenzverwalter ihres Hofs wies die Vorwürfe zurück.
Die überwiegend rumänischen Beschäftigten hatten schwere hygienische Mängel in den dicht gedrängten Baucontainern und Sanitäranlagen beklagt. Zudem erhielten sie verrottete Nahrungsmittel; warmes Wasser würde ihnen verwehrt, so der Gewerkschaftszusammenschluss FAU.
Die Baracken stehen direkt neben einer Kläranlage und einer Bahnlinie, auf dem Gelände liegen Müll und Schutt. Der Hof ist insolvent, der Insolvenzverwalter wies die Vorwürfe jedoch zurück. Der Bonner General-Anzeiger hatte berichtet, dass rund 240 Erntehelfer*innen teils zu viert oder zu fünft auf einem Zimmer untergebracht seien. Die FAU hatte den Protestmarsch am Montag angemeldet. Der Gewerkschaftssprecher warf dem Arbeitgeber vor, den Beschäftigten ihren Lohn ganz oder teilweise vorzuenthalten.
Ihnen sei angekündigt worden, dass sie bis Dienstag die Unterkünfte verlassen müssten. Der Sprecher sagte: „Trotz Corona und Insolvenz hat man diese Menschen aus Rumänien hier hergeholt, um Spargel und Erdbeeren zu ernten. Nun prellt man sie um ihren Lohn und droht ihnen mit Obdachlosigkeit.“
Prekäre Wohnverhältnisse im Fokus der Öffentlichkeit
Insolvenzverwalter Andreas Schulte-Beckhausen versicherte, dass jeder Arbeiter sein Geld erhalte. Zudem sei der Betrieb noch am Freitag nach Bekanntwerden der Beschwerden gereinigt worden. Arbeitsschutz, Gesundheits- und Ordnungsamt hätten ihn danach besichtigt und keine Beanstandungen gehabt. Wegen fehlender Nachfrage sei die Spargelernte beendet worden. Den betroffenen Arbeitern habe er aber Ersatz bei der Erdbeerernte angeboten.
Gewerkschaftsmitglieder unterstützten den Protestzug. „Deutschland, Du mieses Stück Spargel“ oder „Solidarity“, stand auf Transparenten der Demonstrant*innen. Prekäre Wohnverhältnisse in personalintensiven Betrieben stehen seit dem Corona-Ausbruch in einer Fleischfabrik in Coesfeld besonders im öffentlichen Fokus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen