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Schutz der MeereStrategie fehlt

Gastkommentar von Steffi Lemke

Einige Regierungen haben längst verinnerlicht, dass die Weltmeere geschützt werden müssen. Die GroKo gehört leider nicht dazu.

Der heimische Schweinswal ist akut vom Aussterben bedroht Foto: Nature Picture Library/imago

3 0 Prozent der Meeresfläche sollen bis zum Jahr 2030 zu geschützten Gebieten erklärt werden – das ist die zentrale Forderung des World Oceans Day der Vereinten Nationen am 8. Juni. Mit diesem Ziel wäre ein riesiger Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise und das Artensterben geleistet. Denn den Meeren verdanken wir nicht nur jeden zweiten Atemzug, sie bremsen auch die Erhitzung der Atmosphäre durch die Aufnahme von klimaschädlichem Kohlendioxid.

Aktuell sind weltweit gerade einmal 2,7 Prozent des Ozeans wirksam geschützt; 7 Prozent sind als Schutzgebiete ausgewiesen. Der Unterschied zwischen wirksamem Schutz und ausgewiesenem Schutzgebiet ist dabei hochpolitisch: So bestehen die Meeresschutzgebiete in der deutschen Nord- und Ostsee bislang nur auf dem Papier.

Steffi Lemke

ist 1968 in Dessau geboren und seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestags. Sie ist Parlamentarische Geschäftsführerin und naturschutz­politische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion.

De facto ist dort kein einziges Gebiet für die Fischerei verboten und selbst Kies- und Sandabbau findet statt. Eine Praxis, die die Bezeichnung „Meeresschutzgebiet“ ad absurdum führt. Nötig wären konsequente Maßnahmen mit Nullnutzungszonen zur Erholung von Tier- und Umwelt.

Gelegenheiten, den Schutz der Meere voranzutreiben, gibt es viele: Wegweisende Entscheidungen zum Schutz der Antarktis, Regelwerke zum Schutz der Hohen See und ein neues globales Rahmenabkommen zur Rettung der Biodiversität stehen auf der Agenda.

Leerstelle muss gefüllt werden

Einige Regierungen haben die Notwendigkeit einer meerespolitischen Wende längst verinnerlicht. Die USA unter Präsident Joe Biden haben in die Kampagne zum Schutz der antarktischen Gewässer wieder Bewegung gebracht. Der Bundesregierung hingegen mangelt es schlicht an einer Strategie.

Die Konsequenz sind wirkungslose Meeresschutzgebiete, übernutzte Meere und ein akut vom Aussterben bedrohter heimischer Schweinswal. Eine neue Bundesregierung muss diese Leerstelle in der Meerespolitik füllen und Meerespolitik international mitgestalten. Dafür braucht es eine Meeresstrategie, die Leitlinien mariner Politik definiert. Meeresschutz darf kein Nischenthema bleiben.

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5 Kommentare

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  • "Einige Regierungen haben längst verinnerlicht, dass die Weltmeere geschützt werden müssen. Die GroKo gehört leider nicht dazu."



    Natürlich nicht!



    Seit wann laufen Ökosysteme als Lobbyisten mit vollen Geldkoffern durch die Gegend?



    Merkel musste zu allen Umweltschutzmaßnahmen mit Gewalt getretet werden - und selbst dann hat sie sie oft noch verhindert. Sehe auch keinen einzige Ansatz aus der GroKo, der das versucht hätte zu ändern.

    • @Mainzerin:

      "Seit wann laufen Ökosysteme als Lobbyisten mit vollen Geldkoffern durch die Gegend?"



      👍👍👍😡

  • Selbstverständlich kann und muss man als "naturschutz­politische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion." sich für Meeresschutz einsetzen. Trotzdem wird es in D ein Nischenthema bleiben, da es wirklich andere, dringendere Sachen gibt.

    Zumal das Argument, andere Staaten wären weiter, mit dem Hinweis "Die USA unter Präsident Joe Biden haben in die Kampagne zum Schutz der antarktischen Gewässer wieder Bewegung gebracht. Der Bundesregierung hingegen mangelt es schlicht an einer Strategie" nicht trägt. Offensichtlich haben auch die USA noch nichts Wirkliches geschafft und warum sollte D eine Kampagne für die antarktischen Gewässer puschen? So wichtig sind mer nicht.

    • @fly:

      Es gibt vermeintlich immer etwas "Dringenderes", was von allen möglichen Natur- Umwelt- und Artenschutzthemen abhält. Man muss vielleicht einfach nur warten, bis das Kind endgültig in den Brunnen gefallen istum zu erkennen, dass so manche Priorität falsch eingeschätzt wurde.

      • @Axel Donning:

        " Man muss vielleicht einfach nur warten, bis das Kind endgültig in den Brunnen gefallen"



        Ist es doch schon!



        Die Folgen des Klimawandels sind nun wirklich nicht mehr zu übersehen!