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Schultoiletten in BerlinWas tun, wenn es stinkt

Dreck, Zerstörung und Gestank: Das ist der Normalzustand von Berliner Schultoiletten, wie jetzt auch eine neue Studie belegt.

Berliner Schü­le­r*in­nen bewerten ihre Schultoiletten mit einer Note von 4,4 Foto: dpa

Berlin taz | Mehr als die Hälfte der Schü­le­r*in­nen in Berlin meiden ihre Schultoiletten. Grund dafür seien mangelhafte Hygiene, fehlende Privatsphäre und Vandalismus, sagt Svenja Ksoll von der German Toilet Organization (GTO) am Freitag bei der Vorstellung der Studie „Toiletten machen Schule“ in der Gemeinschaftsschule Rütli in Neukölln.

Mit der Studie hat die GTO erstmals umfangreiche Daten über die Toilettensituation an Schulen und über die persönlichen Wahrnehmungen von Schü­le­r*in­nen analysiert. Der Verein hatte alle weiterführenden Berliner Schulen aufgerufen, die Ausstattung und die Reinigungsmaßnahmen der Schultoiletten zu bewerten. „Besonders wichtig war es uns, die Sicht der Schü­le­r*in­nen auf den Ist-Zustand der Toiletten zu bekommen“, sagt GTO-Geschäftsführer Thilo Panzerbieter. Letztendlich haben 17 Schulen aus fast allen Berliner Bezirken teilgenommen.

Zwischen Februar und Juni vergangenen Jahres sind die Sanitäranlagen der Schulen untersucht und 949 Neunt­kläss­le­r*in­nen befragt worden. „Zusätzlich haben wir zwei Gruppendiskussionen durchgeführt, bei denen nicht nur Leh­re­r*in­nen und Schü­le­r*in­nen, sondern auch Haus­meis­te­r*in­nen und Putzkräfte dabei waren“, sagt Andrea Rechenburg vom Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH) der Universität Bonn, das die Studie im Auftrag der GTO durchgeführt hat.

Die Ergebnisse der Studie sind alarmierend: Die Mehrheit der befragten Schü­le­r*in­nen nimmt die Sanitäranlagen als negativ wahr, nur 13 Prozent haben das Gefühl, dass sich um ihre Schultoiletten gekümmert wird. In mehr als der Hälfte der begutachteten Sanitäranlagen waren sichtbare Zerstörung, Schäden oder Vandalismus vorhanden, von Löchern in den Kabinenwänden und Türen bis zu Wasserflecken an der Decke. Über 37 Prozent der Schü­le­r*in­nen gaben an, dass es nie oder nur selten Toilettenpapier gebe.

Studienleitung fordert schnelles Handeln von der Politik

„Die Mängel an den Schulen müssen schnell von der Politik behoben und eine Kultur des Kümmerns muss in den Schulen etabliert werden“, sagt Studienleiterin Ksoll. Zusätzlich fordert sie zwei Reinigungszyklen für alle Sanitäranlagen. Das werde allerdings bereits umgesetzt, sagt Berlins Staatssekretär für Schulbau und Schuldigitalisierung, Torsten Kühne (CDU).

Kühne zufolge könnten die stockenden Sanierungen nicht durch fehlende Gelder erklärt werden, sondern durch begrenzte Ressourcen und den Fachkräftemangel. Für den Schulbau seien eine Milliarde Euro festgelegt. „Diese Gelder fließen auch in Sanierungen“, sagt Kühne. Über den Zeitpunkt der Veröffentlichung freue er sich. Ende des Jahres will eine in der Senatsbildungsverwaltung angesiedelte Arbeitsgruppe ohnhehin eine Umfrage zum Thema Schulreinigung machen. Die Schultoiletten-Studie würde dafür eine perfekt Grundlage bieten, sagt er.

Eine Lösung für die miserablen Hygienezustände an Schulen sieht die Initiative „Schule in Not“ in der Rekommunalisierung der gesamten Berliner Schulreinigung. Im Schulterschluss mit den Gewerkschaften kritisieren die Ak­ti­vis­t*in­nen seit Jahren die schlechten Reinigungsleistungen und die prekären Arbeitsbedingungen der Putzkräfte. Sie fordern eine Beschäftigung der Reinigungskräfte zu fairen Lohn- und Arbeitsbedingungen, indem die Schulreinigung wieder in die öffentliche Hand zurückgeführt wird.

Die alte rot-grün-rote Koalition hatte sich eigentlich auf das Großprojekt Rekommunalisierung verständigt, das freilich nicht zuletzt seitens der SPD munter sabottiert wurde. Unter Schwarz-Rot droht das Thema nun gänzlich unter die Räder zu kommen. Weder auf Senats- noch auf Bezirksebene wurden bislang irgendwelche konkreten Schritte unternommen.

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7 Kommentare

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  • Dachte erst: Ups! Wie kann es sein, dass die Studie nciht -wie üblich- in der Versenkung verschwunden ist.

    Bis ist gesehen habe, dass die Studie nicht von der öffentlichen Hand kommt ...

    Gut so !



    Denn wissen tun die Entscheider das schon lange !

  • Gegen Dreck und Gestank helfen Reinigung und Lüften. Gegen die Zerstörung hilft Erziehung, die an den betroffenen Schulen in Berlin und/oder den Familien nicht mehr ausreichend stattfindet. Die Beteiligung der Schüler an der Toilettenreinigung scheint mir der effektivste Weg zu sein.

    • @Newjoerg:

      Ja, eine Beteiligung der Schüler würde Wunder bewirken.



      Aber dagegen gehen die Eltern auf die Barrikaden.



      Ich hatte mal ein Gespräch mit einer Mutter von 5 Kindern, die an Festen selbst ehrenamtlich den Toilettendienst übernommen hat, weil keine Profis bezahlbar waren.



      Sogar die sprach sie vehement gegen eine Beteiligung der Schüler an der Toilettenreinugung aus. Diese erzieherische Maßnahme kommt bei den Eltern an wie eine Sparmaßnahme, auch dann wenn ausdrücklich darauf hingewiesen wird, dass die Schüler zusätzlich zu den professionellen Reinigungsteams ran sollen.



      In jedem Bürogebäude reicht ein Rundgang der Profis pro Tag, um Sauberkeit zu erhalten. An Schulen reicht es oft nicht. Das wollen die Eltern aber nicht sehen.

  • Hilfreich für alle wäre analog zum Tafeldienst der Klodienst. Damit hätte jeder Schüler irgendwann mal das Klo geputzt, verstanden worum es geht und die Wertschätzung erlernt, für diejenigen, die das jeden Tag den ganzen Tag machen. Man lernt nicht für die Schule sondern für das Leben!

  • "In mehr als der Hälfte der begutachteten Sanitäranlagen waren sichtbare Zerstörung, Schäden oder Vandalismus vorhanden"

    Wer wohl die Schäden verursacht hat und die Toiletten in dreckigem Zustand hinterlässt? Das sind wohl die Schüler selbst. Man sollte die Schüler mal selber putzen lassen und mit ihnen zusammen die Schäden reparieren - vielleicht wüssten sie es dann zu schätzen. Mein Sohn wusste im Schulalter, wie eine Klobürste zu verwenden ist - das ist offensichtlich nicht bei allen Schülern so,

  • Ich möchte mal eine Frage in den Raum stellen, die jede und jeder für sich selbst beantworten muss.

    Wieviel Mensch steckt eigentlich in dem Begriff "Pflegekraft", "Putzkraft" und "Reinigungskraft"?

    Ich hatte vor Jahren mal eine Mitarbeiterin, die zu ihrer Kollegin meinte: "Weisst Du, wir sind jetzt "Dienstkräfte" und "Vollzeitäquivalente", aber Menschen sind wir keine mehr."

    Sie hat nach meiner Meinung recht gehabt.

    Bei "Hausmeisterin" und "Schüler" etc. habe ich im Geist Menschen vor Augen.

    Bei "Kräften" nicht mehr.

    Vielleicht geht es ja anderen anders.

    Mir ist bewusst, dass "Putzkräfte" und co. den Charme haben, dass man den Begriff nicht mehr gendern muss.

    Aber zu welchem Preis ...

    • @rero:

      Ich mag den Begriff Putzleute.



      Ebenfalls genderneutral, aber deutlich menschlicher.