Schulöffnungen in Berlin: Selbst testen bleibt ein Ziel
Seit Dienstag sind alle Jahrgänge zurück in den Grundschulen. Doch die versprochenen Selbsttests für SchülerInnen lassen noch auf sich warten.
In den kommenden drei Wochen sollen dann jeweils wöchentliche Lieferungen im Umfang von 500.000 Stück die Schulen erreichen. Weitere drei Millionen der umgangssprachlich „Popeltests“ genannten Testkits für einen Abstrich im vorderen Nasenbereich sollen in den nächsten Wochen folgen, dieser Hersteller warte noch auf die Zulassung. Wie viele Tests genau schon in dieser Woche zur Verfügung stehen, blieb auf Nachfrage zunächst unklar. Die Tests sind freiwillig, jede*r SchülerIn hat Anspruch auf zwei kostenlose Tests pro Woche.
Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) hatte vergangene Woche angekündigt, auch die Grundschuljahrgänge 4-6 wieder in den Wechselunterricht aus Homeschooling und Präsenzstunden in halbierter Klassenstärke zurückzuholen. Die Jahrgangsstufen 1-3 sind bereits seit Ende Februar zurück in den Schulen, am kommenden Montag sollen in den weiterführenden Schulen die Jahrgänge 10-13 folgen.
Die Kinder und ihre Familien seien „seit Monaten in einer Ausnahmesituation und benötigen dringend eine Perspektive“, hatte Scheeres den Schritt begründet. Und zugleich angekündigt: „Die Schul- und Kita-Öffnungsschritte werden von den Testmöglichkeiten für die Beschäftigten in den Einrichtungen und weiteren umfangreichen Schutzmaßnahmen flankiert.“
„Wer weiß, wann es die gibt“
Tatsächlich hinkt die Teststrategie der Schulöffnung eher einen halben Schritt hinterher. Von den Selbstests habe man an ihrer Schule noch nichts gesehen, also auch noch keine organisatorischen Vorbereitungen getroffen, sagte die Neuköllner Grundschulleiterin und Vorsitzende des Interessenverbands der Berliner Schulleitungen, Astrid-Sabine Busse der Deutschen Presse-Agentur. „Wer weiß, wann es die gibt.“
Unklar ist auch noch, wann die Grundschullehrkräfte ihre Impfeinladungen bekommen. Die Einladungen würden „vorbereitet“, heißt es aus der Bildungsverwaltung. Lehrkräfte und ErzieherInnen sind in der Priorisierungsgruppe 2 und dürfen sich impfen lassen. Für die Beschäftigten in den Kitas, die seit dieser Woche wieder für alle Kinder öffnen und den Notbetrieb beendet haben, sollten am Dienstag die Einladungen rausgehen, hieß es in einer Pressemitteilung. Auch das „nicht-pädagogische Personal“, also KöchInnen oder Hausmeister, sind impfberechtigt. Insgesamt 46.000 Beschäftigte hofft man so, zu erreichen.
Bei den Schnelltests für die Lehrkräfte sei man indes schon weiter, berichtete Schulleiterin Busse. „Wir testen seit zwei Wochen. Die Kollegen müssen sich bis zu einem Tag vorher online anmelden, und wir haben bisher gut 200 Tests durchgeführt.“ Lehrkräfte können sich bis zu zwei Mal die Woche kostenlos in der Schule testen lassen, wenn sie das wollen. Seit Ende Februar schulten MitarbeiterInnen des Deutschen Roten Kreuzes Lehrkräfte in den Schulen, damit die sich gegenseitig testen können – anders als bei den Selbsttests muss der Abstrich tiefer in der Nase durchgeführt werden. Andere Schulleiter hatten ebenfalls berichtet, die Schulungen liefen gut.
In welcher Verfassung die SchülerInnen aus dem monatelangen Homeschooling zurückkehren, müsse sich nun zeigen, sagt die Schulleiterin. Es seien „einzelne, die nicht kommen“, sagte Busse. In ihrer Klasse seien aber alle Kinder da gewesen.
Eine am Dienstag veröffentliche Datenerhebung der Initiative Bildungsgerechtigkeit21, hinter der der letztjährige Landesschülersprecher Miguel Góngora steht, legt nahe, dass die Schulöffnungen nicht nur von Infektionsschutzmaßnahmen begleitet werden sollten. Die Berliner SchülerInnen- und Studierendeninitiative hat in mehreren Umfragen seit dem Januar über 20.000 SchülerInnen zu den Themen Bildungsgerechtigkeit und Gewalterfahrungen im Lockdown befragt. 79 Prozent sagen, ihre Lebensqualität sei „eher negativ“ beeinflusst worden.
Rund die Hälfte von 7.500 befragten SchülerInnen einer Umfrage im März gab zudem an, eine oder mehrere Personen im Umfeld zu kennen, die Opfer von Kindeswohlgefährdung geworden seien. Rund 600 sagten, sie seien selbst betroffen gewesen. Die Initiative fordert deshalb unter anderem mindestens eine psychologische Fachkraft pro Schule und kostenlose psychotherapeutische Hilfen für Kinder und Familien.
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