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Schuldbekenntnis von Joe Bidens SohnMit zweierlei Maß

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Trump-Anhänger*innen wettern gegen den Justizdeal von Präsidentensohn Hunter Biden. Aber wo das eigentliche Unrecht liegt, übersehen sie.

Hunter Biden, Sohn des US-Präsidenten Joe Biden, bekennt sich schuldig zu Bundesvergehen Foto: Andrew Harnik/ap

E s ist im Prinzip nichts Ungewöhnliches im US-Justizsystem, mit einem Schuldbekenntnis gegen bestimmte Auflagen ein Strafverfahren abzuwenden. In der Regel ist die Sache dann auch damit erledigt. Im Fall von Hunter Biden jedoch, dem Sohn des US-Präsidenten, kann davon nicht die Rede sein.

Denn die jahrelangen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft in Bidens Heimatstaat Delaware waren zwar nicht per se politisch motiviert, von Beginn an aber politisch aufgeladen. Hunter Bidens mutmaßliche Verfehlungen, sein Ausnutzen der Prominenz seines Vaters für internationale Geschäfte, waren eine Steilvorlage für die Republikaner, Donald Trumps Rechtsbrüche zu relativieren.

Natürlich kann der Umgang Hunter Bidens mit den gegen ihn gerichteten Vorwürfen kaum mit dem Donald Trumps gleichgesetzt werden. Während Trump trotz aller vorgebrachten Indizien für seine Verfehlungen beständig eine politisch motivierte „Hexenjagd“ gegen seine Person unterstellt und damit die Legitimität der Justiz infrage stellt, hat die Familie Biden kooperiert. Und ein Schuldbekenntnis, selbst wenn daraus Haftverschonung folgt, ist ein Schuldbekenntnis – etwas, was von Donald Trump niemals zu hören sein wird.

Und dennoch: Aus der simplistischen Sicht der Trump-Anhänger kommt jetzt Hunter Biden davon, während Trump mit einer Anklage nach der anderen überzogen wird und Dutzende aufrechte Patrioten im Gefängnis sitzen, nur weil sie am 6. Januar 2021 in Washington demonstriert haben. Ein klarer Beweis für die voreingenommene, von den Demokraten gelenkte Justiz! Diktatur! Wie ungerecht!

Messen mit zweierlei Maß

Dieses scheuklappengeprägte Verhältnis zur Justiz ist vielleicht eine der gefährlichsten und zerstörerischsten Hinterlassenschaften Donald Trumps.

Ja, der Deal Hunter Bidens kann als Messen mit zweierlei Maß interpretiert werden. Nur eben nicht im Vergleich zu Trump oder den wegen des Sturms aufs Kapitol verurteilten – sondern im Vergleich zu den tausenden sozial schlechter gestellten Schwarzen Angeklagten, die sich keine teuren Anwälte leisten können und wegen viel kleinerer Vergehen mitunter Jahre hinter Gittern sitzen.Davon allerdings ist in den wütenden Beiträgen der Trump-Fans nicht die Rede.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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4 Kommentare

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  • Die Amis sind schuld, die einem nachweislich kriminellen ehemaligen Präsidenten glauben, der 1. Äpfel mit Birnen vergleicht und 2. niemals hätte Präsident werden dürfen.

    Sollte Trump tatsächlich wieder ins Weiße Haus einziehen, werden viele vermutlich am Verstand jener zweifeln, die ihn gewählt haben werden.

  • Es riecht nach faul



    Illegaler Waffenbesitz, über 100.000$ Steuerbetrug und trotzdem ein freier Mann.



    So etwas geht nur für Millionäre, alle anderen wären längst im Gefängnis, für lange Zeit.

    • @Rudi Hamm:

      peanuts; in gefängnis zu landen braucht man/frau/divers auch inzwischen bei uns, nur einen schlechten anwalt;

  • "...sondern im Vergleich zu den tausenden sozial schlechter gestellten, Schwarzen Angeklagten, die sich keine teuren Anwälte leisten können und wegen viel kleinerer Vergehen mitunter Jahre hinter Gittern sitzen."

    Es sind nicht nur Schwarze,Farbige ,POC,... die sich keine gute Verteidigung leisten können und deswegen zu oft absurd hohen Haftstrafen verurteilt werden.