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Schützenvereine in Deutschland„Integration ist keine Einbahnstraße“

Der Zentralrat der Muslime kritisiert rein christliche Schützenvereine. Zuvor forderte der Dachverband der Schützen, einem Muslimen den Titel abzuerkennen.

Ist doch wurscht, wer sich mit den Federn schmückt. Hauptsache es kracht! Bild: dpa

KÖLN dpa/lnw | Die Debatte um einen muslimischen Schützenkönig im westfälischen Werl-Sönnern stößt bei den Muslimen in Deutschland auf Unverständnis. Deren Zentralat (ZMD) rügte, Satzungen von Schützenvereinen, die nur Christen als Schützenkönige zuließen, seien nicht mehr zeitgemäß.

„Stets fordert man in der Integrationsdebatte, dass Muslime sich auch in Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und auch Schützenvereinen beteiligen sollen“, sagte der Vorsitzende des ZMD-Zentralrats, Aiman Mazyek. Er fügte hinzu: „Wir haben immer gesagt: Integration ist keine Einbahnstraße. An diesem Beispiel wird wieder klar, was damit gemeint ist.“

Der 33-jährige türkischstämmige Muslim, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, war im Juli als Schützenkönig gekürt worden. Nach dem Willen des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften soll der Mann den Titel wieder abgeben, weil die Schützenbruderschaft in Werl laut ihrer Satzung eine „Vereinigung von christliche Menschen“ sei.

In Werl-Sönnern ist man vor allem bemüht, das Thema zu versachlichen. Der Schützenkönig Mithat Gedik traf sich mit Brudermeister Olaf Schmitz und weiteren Vorstandsmitgliedern zur „Krisensitzung“, stellte aber im Gespräch mit dem Westfälischen Anzeiger klar: „Die Königskette gebe ich nicht zurück.“

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17 Kommentare

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  • Bei Forderungen ist der ZMD immer ganz vorne dabei aber wenn Verbindlichkeiten eingefordert werden ist Zurückhaltung das Gebot der Stunde.

     

    Darüber hinaus ist das Thema und die dazugehörige Berichterstattung absolut überflüssig.

  • Ja Herr Mazyek, Integration ist keine Einbahnstraße! Die Mehrheit der Bevölkerung wartet sehnsüchtig darauf, dass die muslimischen Mitbürger sich integrieren, bei all der Vorleistung die man gebracht hat und bei all den Forderungen, die sie stellen.

     

    Ein Anfang wäre z.B. das Aufarbeiten des Antisemitismus in den Reihen der Muslime. DAS wäre ein Anfang um zu zeigen, dass man nicht nur fordert und nimmt, sondern auch bereit ist, an sich zu arbeiten.

  • Was für eine Blamage: Erst lassen sie ihn mitschießen und dann darf er nciht einmal Schützenkönig sein? Geht es noch? Offenbar war der Mann doch anerkanntes MItglied des Vereines.

     

    Was denn jetzt? Soll der zweitbeste Schütze jetzt Schützenkönig werden? Ich lach mich tot. An Stelle des Zweitbesten würde ich das anständiger Weise ausschlagen.

  • Die Frage nach der Zeitmäßigkeit sollte man im Kontext von ballernden Quasi-Burschen doch vielleicht mal ein klein wenig allgemeiner formulieren.

  • 8G
    88862 (Profil gelöscht)

    Ja wirklich, das ist lustig. Im Ortsverein gab es da ja wohl kein Problem, sonst hätte der gute muslimische Mitbürger ja gar nicht mitschießen dürfen. Aber im großen Verband, da wo die ganz wichtigen Leute sitzen, die mit ziemlicher Sicherheit vom wirklichen Christsein nicht mehr Ahnung haben als der muslimische Mitschütze, da ist jemandem etwas aufgefallen, mit dem man sich wieder mal wichtig machen kann.

    Wieder ein Beispiel, das muslimische und andere Mitbürger in der Meinung bestätigen könnte, dass die "christliche" Welt doch nur Lug und Trug ist. Schade!

  • Die Welt brennt. Endlich mal was lustiges. Der Zentralrat ist empört, zum Schiessen komisch. Guckt euch doch die Eier auf dem Bild an. Wie war das nochmal? Jeder 6.Mann ist schwul? Dürfen Schwule auch schiessen? Liebe taz, bleibt dran!!! Ein geiles Thema

    • @RPH: Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an unsere Netiquette.
      • @shumil:

        taz, was soll das denn? Ich fand SHUMIL´s Kommentar lustig. Ihr seid aber auch pingelig geworden. MannOhMann

    • @RPH:

      Na klar dürfen die schießen. Homosexuelle Könige oder Königinnen gibt's aber auch erst ein paar Jahre. Und den gleichgeschlechtlichen Partner zum Mitregenten zu machen geht wohl kaum irgendwo, kommt aber auch hier und da vor.

  • 4G
    4613 (Profil gelöscht)

    mein Gott, was regt sich dieser blödsinnige Dachverband eigentlich auf?

     

    "Christlich" heißt es in der Satzung. Da seht nicht, man müsse Christ sein, das steht bloß, man solle ein christliches Leben führen, christliche Werte beachten usw.

     

    Und das steht jawohl kaum im Widerspruch zum Islam, warum sollte ein Muslime nicht christlich sein können?

    • @4613 (Profil gelöscht):

      Ein Moslem lebt kein christliches Leben. Ein Christ hat meistens nur wenig Ahnung von einem moslemischen Leben.

       

      Kein BVB Fan würde in Schalke Bettwäsche schlafen. Umgekehrt genauso wenig.

       

      Sie wollen etwas zusammenfügen, was nicht zusammen gehört!

  • Feuerwehr und Technisches Hilfswerk sind andere Kategorien als Schützenvereine. Erstere werden öffentlich finanziert und beaufsichtigt und dürfen daher nicht religiös oder sonstwie diskriminieren.

    Ein religiöser Schützenverein könnte sich durchaus auf Christen beschränken. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Verein religiös ist. Wenn aber weder Beten oder andere religiöse Dinge den Verein prägen und die religiöse Eintrittsbarriere nur zur Ausgrenzung dienen (und danach sieht dies in diesem Fall aus), so ist das eine Diskriminierung, die unzulässig sein sollte - genauso wie der Ausschluss von Männern oder Frauen bei bestimmten Vereinen ebenfalls eine Diskriminierung ist - in letzter Zeit aber leider wieder deutlich häufiger praktiziert wird.

  • Warum jetzt ein Schützenverein die Mitgliedschaft einer christlichen Kirche fordert, ist mir nicht klar.

    Andererseits sollte sich auch der Zentralrat mal an die eigene Nasse fassen, denn es gibt auch massenhaft Kulturvereine bei dem man Moslem sein muß.

  • Na, da haben die Herren vom Zentralrat ja ein gefundenes Fressen gefunden, um von den eigentlichen aktuellen "Problemen" in den eigenen Reihen abzulenken.

     

    Sind die Grünen auch schon empört? (In den letzten Tagen war es recht ruhig geworden mit empörten Wortmeldungen...)

  • 8G
    889 (Profil gelöscht)

    "Satzungen von Schützenvereinen, die nur Christen als Schützenkönige zuließen, seien nicht mehr zeitgemäß."

     

    Wie war das eigentlich vor der Nazizeit? Gab's da Schützenvereine mit jüdischen Mitgliedern? Hat man die '33 rausgeschmissen und seitdem nicht wieder reingelassen?

    • @889 (Profil gelöscht):

      Schützenverein ist nicht gleich Schützenverein. So viel Zeit - Genauigkeit - muss sein.

      "Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e. V. (BHDS) wurde am 27. Februar 1928 unter dem Namen Erzbruderschaft vom Heiligen Sebastianus gegründet. ... Er versteht sich als Dachorganisation der deutschen katholischen Schützenbruderschaften. ... Nach anfänglicher Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten wurde die Bruderschaft 1936 wegen ihres oppositionellen Verhaltens am 5. März 1936 verboten und aufgelöst. Nach dem Krieg formierten sich zunächst lokal die Bruderschaften wieder neu." (wikipedia , BHDS)