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Schreiben des WirtschaftsministersFracking-Gesetz soll rasch kommen

In Deutschland fehlt bisher eine klare gesetzliche Regelung zum Gas-Fracking. Die soll nun zügig erarbeitet werden – mit strengen Auflagen für die Fördertechnologie.

Protest gegen Fracking in Saal (Mecklenburg-Vorpommern). Bild: dpa

BERLIN dpa | Die große Koalition plant noch vor der Sommerpause gesetzliche Regelungen für das umstrittene Gas-Fracking. Das geht aus einem Schreiben von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) an die Vorsitzende des Haushaltsausschusses, Gesine Lötzsch (Linke), hervor, das der Nachrichtenagentur dpa vorliegt.

Demnach soll es strenge Auflagen für die unkonventionelle Gasförderung geben: Eine Umweltverträglichkeitsprüfung und ein Verbot in Wasserschutzgebieten. „Weitergehende Anforderungen an das Fracking-Genehmigungsverfahren werden noch intern geprüft“, so Gabriel. Bisher gibt es keine klare gesetzliche Regelung für die unkonventionelle Förderung aus tiefen Gesteinsschichten.

Geplant ist in diesem Zusammenhang eine Änderung der Verordnung über Umweltverträglichkeitsprüfungen bei bergbaulichen Vorhaben und eine Neufassung des Wasserhaushaltsgesetzes, für die das Bundesumweltministerium verantwortlich ist. 2015 könnten die Änderungen in Kraft treten, hieß es. Im Koalitionsvertrag von Union und SPD hieß es wegen der zahlreichen Widerstände, dass es erst dann eine Fracking-Erlaubnis geben solle, wenn diese ohne Einsatz giftiger und umweltgefährdender Stoffe möglich ist.

Ob dies nun geplant ist, geht aus dem Schreiben Gabriels nicht hervor. Auf Nachfrage teilte das Ministerium aber mit: „Der Schutz von Trinkwasser und Gesundheit hat absoluten Vorrang. Daher wird auch der Einsatz umwelttoxischer Substanzen bei der Anwendung der Fracking-Technologie abgelehnt.“

„Ein Fracking-Ermöglichungsgesetz“?

Die Grünen zogen das in Zweifel. „Laut dem Schreiben von Gabriel soll Fracking in Zukunft auf 86 Prozent der Landesfläche erlaubt werden, damit handelt es sich um ein Fracking-Ermöglichungsgesetz“, sagte Fraktionsvize Oliver Krischer. „Offensichtlich hat Schwarz-Rot nichts aus dem Scheitern der abgewählten schwarz-gelben Bundesregierung beim Fracking gelernt.“

Bei der Technologie wird Gestein in 1.000 bis 5.000 Metern Tiefe unter Einsatz eines flüssigen Gemisches aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem hydraulischen Druck aufgebrochen. Dank moderner Technik, bei denen erst nach unten gebohrt wird und dann im Untergrund Querbohrungen stattfinden, kann das Gas aus den tiefen Schichten gefördert werden. In den USA hat das Verfahren zu einem Boom dieser unkonventionellen Förderung geführt.

Auch in Deutschland gibt es Vorkommen in Schiefertonformationen, Kohleflözen und dichten Sandsteinformationen. Studien gehen davon aus, dass der deutsche Gasbedarf mit den Vorkommen über zehn Jahre lang gedeckt werden könnte. Allerdings gelten 14 Prozent der Fläche als Wasserschutzgebiete, somit ist das Förderpotenzial weit geringer. Im Mai 2013 war ein erster Anlauf für ein Gesetz gescheitert, unter anderem weil die CDU in Baden-Württemberg zu große Risiken für das Gebiet rund um den Bodensee befürchtete.

In Bayern und anderen Regionen fürchteten sie zudem um die Reinheit des Brauwassers. Im Koalitionsvertrag heißt es wörtlich: „Die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt sind wissenschaftlich noch nicht hinreichend geklärt.“ Der Einsatz umwelttoxischer Substanzen zur Aufsuchung und Gewinnung unkonventioneller Erdgaslagerstätten werde abgelehnt. Über Anträge auf Genehmigung könne erst entschieden werden, wenn die nötige Datengrundlage zur Bewertung der Risiken vorhanden sei. In Regierungskreisen wurde betont, diese solle so umgesetzt werden.

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13 Kommentare

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  • Die Einbindung und Nutzung des Fachwissens bisheriger und noch beschäftigter Mitarbeiter ist ganz, ganz wichtig und zeugt von Bürgernähe und Arbeitnehmerfreundlichkeit.

     

    Viel Erfolg, Thomas Langen, für diese guten Absichten.

  • Es wird dann einfach im § 1 ins Gesetz geschrieben, dass die Unversehrtheit der Natur und die Gesundheit der Menschen oberste Priorität haben. Im § 2 steht dann, dass Fracking fast überall erlaubt wird.

    Das ist ähnlich wie bei der Beschneidung von kleinen Jungs. Erst wird davon gesprochen, dass die Gesundheit, Unversehrtheit und Selbstbestimmung der Kinder oberste Priorität hat. Dann wird die Beschneidung durch Laien auf Wunsch der Eltern ohne Einschränkungen erlaubt.

  • Die BASF wird schon ein wenig Fracking betreiben dürfen. Ob das der Gabriel verhindert?

     

    "BASF will Fracking-Test in Deutschland"

    http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/schiefergas-basf-will-fracking-test-in-deutschland-12641303.html

     

    Amerikaner bekunden laut Süddeutscher auch schon ihr Interesse

    an europäischen Gasvorräten und TTIP könnte Tür und Tor öffnen.

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fracking-us-firmen-wollen-an-europas-gasvorraete-1.1900476

    In der Ukraine wird dann vielleicht freiwillig alles zur Verfügung gestellt. Naja, die Olivgrünen gehen ja gern mit denen. Und der Streit mit Russland kommt der Frackingindustrie ganz "zufällig" zupass.

  • Es kann niemals "sicheres Fracking" geben, das ist ein Widerspruch in sich. Schon alleine weil die Unternehmen sich nicht in die Karten schauen lassen, welche Stoffe sie verwenden.

     

    Wurde ja meine ich auch in der taz berichtet wie die US Politik das auch nocht unterstützt und dabei selbst Ärzten und sonstigen potentiellen Rettungskräften der Mund verboten werden soll über die Stoffe die dort zu möglichen Vergiftungen etc. geführt hätten.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Fracking kommt sicher, obwohl angeblich alle dagegen sind.

     

    Diese Fördermethode nur ohne Gifte zu erlauben, steht im Koalitionsvertrag.

    Das was jetzt Gesetz wird, beinhaltet das aber nicht.

     

    Wenn die Giftlosigkeit nicht Gesetz wird bevor das Freihandelsabkommen unterschrieben ist, dann wird das Freihandelsabkommen dafür sorgen, dass Deutschland entweder Fracking mit Gift erlaubt oder um den entgangenen Gewinn verklagt wird und auch zahlen muss.

  • Spätestens seit Asse wissen wir doch, dass die Unternehmer sich einen Dreck scheren werden um "Auflagen". Diese werden dann wieder mit solchen Bluffs wie: "Entschuldigung,-Leider ein Irrtum,-Leider Versagen eines einzelnen Mitarbeiters,- usw., usf." ;-- knallhart, moralistisch verlogen umgangen werden (Kennt man doch)

    Bis zur späteren Kostenübernahme der Umweltbeschädigungen aus Steuergeldern. Weil dann mittlerweilen alle, in die Privathaftung genommen werden könnenden Unternehmer, sich mit ihrem Reibach vom Acker gemacht haben werden.(Wie bei Asse eben) Gabriel sollte aufhören, uns Einen vom Toten Pferd erzählen zu wollen. Servil unterwürfige SPD-Unternehmerfreundlichkeit, wie immer schon.

  • Bei solchen Genehmigungsangelegenheiten stinkt es entweder nach politischer und unökologischer Totalborniertheit, oder - wie eher zu vermuten - nach viel Schmier-Geld, was unter der Hand gereicht wird. Da passt der Ukraine-Konlikt doch irgendwie wunderbar ins Konzept der raffgierigen Ausbeuter und Landvergifter.

     

    Fracking ist gleichsam das Spiegelbild der Energiewirtschaft/-spolitik: Sie pumpt Gift in die Umwelt, um Profite zu erzielen.

     

    Unterzeichnet Petitonen dagegen!

     

    Die Faulheit, Feigheit, Ideenlosigkeit und Bestechlichkeit der Politiker auf Kosten der Umwelt MUSS aufhören!

  • Bei solchen Genehmigungsangelegenheiten stinkt es entweder nach politischer und unökologischer Totalborniertheit, oder - wie eher zu vermuten - nach viel Schmier-Geld, was unter der Hand gereicht wird. Da passt der Ukraine-Konlikt doch irgendwie wunderbar ins Konzept der raffgierigen Ausbeuter und Landvergifter.

     

    Fracking ist gleichsam das Spiegelbild der Energiewirtschaft/-spolitik: Sie pumpt Gift in die Umwelt, um Profite zu erzielen.

     

    Unterzeichnet Petitonen dagegen!

     

    Die Faulheit, Feigheit, Ideenlosigkeit und Bestechlichkeit der Politiker auf Kosten der Umwelt MUSS aufhören!

  • Wirtschaftsminister Gabriel will Deutschland „Tiefer Legen“. Nachdem der Braunkohleabbau, Tagebau in Sachsen, und die Untertage Kohleförderung in NRW in der Vergangenheit wohl nicht schnell genug waren, um ganze Häuser vom Erdboden verschwinden zu lassen, müßte es mit dem Fracking doch schneller gehen unsere Bundesrepublik auf die geografische Höhe der Niederlande (unter dem Meeresspiegel) abzusenken. Unter dem Bundestag zu bohren dürfte die größte Aussicht auf Erfolg haben. Denn irgendwo müssen die Luftblasen von Politikerversprechen ja schnell greifbar gelagert werden – Wenn sie dann durch profitversprechende Verfahren des „Großen Bruders“ „angereichert“ werden – ergeben sie ein (Gas)Spektrum von umumkehrbarer Umweltzerstörung.

     

    Politiker wie Sigmar Gabriel scheinen sich in der Welt der Erzählungen der (Nach)Kriegsgeneration zu befinden. Nur das die ehemalige Begeisterung über„Kaugummi und Nylonstrumpfhosen“ aus den USA heute nicht mehr ausreicht, hat er wohl noch nicht erkannt. Ursache hierfür scheint sein Realitätsverlust zu sein, welcher auch schon vor über einem Jahrzent Militärführer in Nahost heimgesucht hat. - Allein der Gedanke: Um den Gasbedarf für 10 Jahre ! im eigenen Land zu decken aber damit die Natur nachhaltig und nicht Umkehrbar zu vergiften – lässt nur eine Beurteilung dieser geplanten Handlungsweise zu :

     

     

    NACH MIR DIE SINTFLUT

  • Wie dann mit den unmittelbar Betroffenen von Fracking umgegangen wird darf heute in der TAZ.de, am Beispiel Braunkohle-Tagebau, gelesen werden. Verlieren werden die Bürger am Bodensee und in Oberstadion Oberschwaben zuerst.

  • Eigentlich dürfte es diesen Gesetzesentwurf gar nicht geben. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es unter der Bevölkerung eine große Mehrheit, die diesem Verfahren ablehnent gegenüber steht. Warum also dieser neue Anlauf? Hier wird doch wieder die Meinung der Bevölkerung missachtet.

  • Wenn das Gesetz mehr besagt als "Fracking ist bleibt verboten, weil es hochgradig dumm ist", dann wissen wir ja das die Amis, die ja alle Patente an dem Verfahren halten, sich mit der Pistole auf der Brust an Herrn Gabriel gewendet haben...

     

    Also weiter in die US-Abhängigkeit...juhuuu -.-

  • Ich finde Fracking falsch. Klar, wir müssen jetzt darauf achten, dass wir beim Erdgas unabhängiger von Russland werden. Aber es gibt doch auch die Möglichkeit, mit überschüssigem Ökostrom Methan und Wasserstoff herzustellen. Das ist viel förderungswürdiger, weil definitiv nicht umweltschädigend. Und gerade im Sommer produzieren wir ohnehin viel mehr Ökostrom, als wir brauchen. Worauf warten wir noch?