Schottische Nationalpartei: Ermittlungen gegen Sturgeons Mann
In Schottland ist der Ehemann der früheren Regierungschefin Nicola Sturgeon nach seiner Festnahme wieder auf freiem Fuß. Die Ermittlungen dauern an.

Ein Polizeisprecher sagte, die Ermittlungen dauerten an. Sturgeons Nachfolger Humza Yousaf hatte am Mittwochabend von einem „schwierigen Tag“ für seine Schottische Nationalpartei (SNP) gesprochen.
Murrell war lange für die Finanzen der SNP verantwortlich gewesen. Er steht im Verdacht, umgerechnet 685.000 Euro zweckentfremdet zu haben, die für die Unabhängigkeitskampagne vorgesehen waren.
Der 58-Jährige war vorigen Monat von seinem Amt als „Chief Executive Officer“ der SNP zurückgetreten. Die SNP hatte zunächst einen Zeitungsbericht dementiert, dem zufolge ihre Mitgliederzahl im Jahr 2022 von mehr als 100.000 auf etwa 70.000 geschrumpft war, dann aber zugegeben, dass der Bericht zutreffe. Murrell übernahm die Verantwortung und ging. Am Mittwoch hatte ihn die Polizei in Gewahrsam genommen.
Sturgeon hatte Mitte Februar nach acht Jahren überraschend ihren Rückzug als Regierungschefin und Parteivorsitzende aus persönlichen Gründen angekündigt. Die Ermittlungen gegen ihren Mann dürften die Spekulationen über ihre eigenen Rücktrittsgründe anheizen.
Sturgeon betonte jetzt in einer Mitteilung, sie habe vorab keine Kenntnis von der Festnahme ihres Ehemanns gehabt. Kritiker warfen den Behörden vor, sie hätten mit dem Schritt gewartet, bis Sturgeon nicht mehr im Amt war.
Ihr war von Kritikern vorgeworfen worden, ein enger Kreis um sie habe über zu viel Macht in der Partei verfügt. Im Kampf um ihre Nachfolge setzte sich der frühere Gesundheitsminister Yousaf (37) durch und wurde vergangene Woche als neuer Regierungschef vereidigt.
Die SNP strebt die Unabhängigkeit Schottlands von Großbritannien an und will dazu im Oktober eine neue Volksabstimmung abhalten. Die britische Regierung lehnt dies ab und verweist auf das Referendum von 2014, in dem sich die Wählerinnen und Wähler mit 55 Prozent der Stimmen für einen Verbleib Schottlands im Vereinigten Königreich aussprachen.
Die SNP arbeitet in der Regierung mit den schottischen Grünen zusammen und vertritt eine liberal-progressive Politik. Das wichtigste Ziel der SNP ist, Schottland als unabhängigen Staat aus dem Vereinigten Königreich und zurück in die EU zu führen.
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