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Schneegestöber (7): Schlittschuhlaufen in KreuzbergDie Eisbahn fürs Grobe

Obwohl es nicht freigegeben ist, wird auf dem Engelbecken gerutscht.

Eishockey-Spiele auf zugefrorenen Gewässern sind diesen Winter möglich Bild: dpa

Adriano friert. Er steht auf dem Eis, schaut unter seiner Schlupfmütze hervor und versteht nicht, wie man auf dem zugefrorenen Engelbecken Spaß haben kann. "Komm, Adriano, rutsch doch mal, das hilft gegen die Kälte", sagt Oliver Zimmer. Zimmer, den Adriano Olli nennt, und seine beiden Kolleginnen sind an diesem Vormittag mit ihren zehn Kita-Kindern zum Luisenstädtischen Kanal in Kreuzberg gekommen, um Wintersport zu machen: Schlittern auf dem Engelbecken.

Oliver Zimmer nimmt Anlauf und springt auf die sechs Meter lange Spur am Rand des Beckens, die jemand vom Schnee freigeschoben hat. Er reißt die Arme auseinander, schiebt die Hüfte nach vorne, den Oberkörper nach hinten und rutscht. Adriano läuft ihm auf dem verschneiten Eis nach.

taz-Serie Schneegestöber

So viel Winter war selten. Doch wo herrschen die besten Bedingungen, um Schnee und Eis vollendet zu genießen? Die taz testet täglich Berlins Ski-, Eis- und Rodelgebiete. Heute: das Engelbecken.

Eisqualität: durchgefroren, aber uneben. Durch den Schnee wird das Eislaufen zur Kunst.

Bahnqualität: die richtige Größe, um ungefährlich zu sein; die richtige Form zum Rundendrehen.

Konkurrenz: steigert sich mit dem Tagesverlauf stetig.

Après-Ski-Potenzial: hervorragend. Kaum hat man sich durchs Gehen aufgewärmt, steht man schon in der Oranienstraße.

Am Vormittag ist es ruhig auf dem Engelbecken; nach der Schule werden die älteren Kinder kommen. Dann gibt es hier Eishockey-Turniere ohne Regeln. Das Becken, ein stehendes Gewässer, das nur knapp anderthalb Meter tief ist, ist die erste öffentliche Eisfläche in der Innenstadt, die im Winter angstfrei befahren wird. Freigeschaufelte Schlitterbahnen und Schlittschuhspuren zeichnen das Muster der vorigen Tage in die Schneeoberfläche.

Aber auf Kufen elegant dahingleiten wie in der Halle klappt hier nicht. Durch den Schnee ist das Eis stumpf, kleine Wellen und Brüche der ersten Eisschicht sind mit eingefroren. Wer hier hinkommt, plant keinen Eiskunstlauf, sondern eher das grobe Vergnügen. Dafür ist es umsonst. Und inzwischen relativ ungefährlich. Oliver Zimmer hat sich vorher informiert, ob die Fläche auch trägt. "Als ich so klein war", er zeigt auf Adriano, "war ich noch auf dem vereisten Wannsee, das würde ich heute nicht mehr machen."

Die Polizei gibt grundsätzlich keine Eisflächen auf Gewässern frei. Wenn etwas passieren würde, müsste sie für die Schäden haften. Und wie sicher das Eis ist, lässt sich schwer einschätzen.

Das Engelbecken steht unter Beobachtung der Rentner, die aus den Fenstern der angrenzenden Häuser zuschauen. "Wir gehen! Es gibt Kinder, die weinen", ruft eine der Kita-Betreuerinnen von der anderen Seite des Beckens. Nur einer will noch einmal rutschen: Oliver Zimmer. Adriano will nach Hause.

LUISE STROTHMANN

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