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Schmuckraub im LouvreDie prunkvollen Insignien vergangener Monarchien

Viele königliche Schmuckstücke raubten Diebe aus dem Louvre. Gibt es da eine Parallele zum Kronjuwelen-Raub während der Französischen Revolution?

Wertvolles Diebesgut: eine mit Edelsteinen besetzte Brosche, die von der französischen Kaiserin Eugénie getragen wurde Foto: Louvre Museum/reuters
Sophie Jung

Von

Sophie Jung aus Paris

8.708 Diamanten, 34 Saphire, 38 Smaragde und 212 Perlen sollen Diebe am gestrigen Sonntag aus den mächtigen Gemäuern des Pariser Louvre geraubt haben – innerhalb von sieben Minuten und während des laufenden Museumsbetriebs. Das war dreist, schnell und filmreif. Die vier Diebe hatten Berichten zufolge einen Lkw mit Hebebühne neben dem Louvre geparkt, zwei von ihnen drangen so von außen in den Saal der Napoleon-Sammlungen ein und sollen vor den Augen des Museumspersonals mit Winkelschneidern die Vitrinen des Museums zersägt haben. Mit Motorrollern vom Typ T-Max, wie auf städtischen Überwachungskameras zu sehen, sollen sie dann geflohen sein. Ein „Jahrhundertraub“, vermelden die Agenturen und Zeitungen, von „unschätzbarem kulturellen und historischen Wert“, teilen das französische Innen- und Kulturministerium gemeinsam der Presse mit.

Die acht geraubten Schmuckstücke aus der Napoleon-Sammlung sind die prunkvollen Insignien vergangener Monarchien in Frankreich. Unter den Juwelen befand sich eine Smaragdhalskette und ein Paar Ohrringe aus der Kollektion von Kaiserin Marie-Louise (1791–1847), der zweiten Frau von Napoléon Bonaparte, oder eine mit Saphiren bestückte Halskette der Königinnen Marie Amélie (1782–1866) und Hortense (1783–1837). Die Krone von Kaiserin Eugénie (1826–1920), mit 1354 Diamanten und 56 Smaragden besetzt, wurde von den Dieben auf der Flucht verloren und dabei wohl beschädigt.

Auch von Marie-Antoinette getragen

Besonders bitter muss der Diebstahl einer Brosche Eugénies sein. Sie war mit drei großen Diamanten vom Sonnenkönig Ludwig XIV. besetzt und wurde auch von Marie-Antoinette getragen. Die legendäre, letzte Königin im Ancien Régime wurde 1793 infolge der Französischen Revolution guillotiniert. Wohl auch deshalb sieht Frankreichs bekannter Denkmalschützer, Stéphane Bern, laut FAZ, bei diesem Diebstahl eine Parallele zum historischen Raub der Kronjuwelen 1792, als beim Sturz der Monarchie auch die königliche Schatzkammer im Hôtel du Garde-Meuble von Aufständischen geplündert wurde. Einige der Juwelen kamen damals unwiederbringlich abhanden.

Die Täter des gestrigen Louvre-Raubs, so wird nun befürchtet, könnten ins Ausland fliehen, dort die Schmuckstücke in Einzelteile zerlegen und ihr wertvolles Material getrennt veräußern.

Spektakuläre Diebstähle im Louvre hat es schon mehrere gegeben. 1911 etwa gelang es dem italienischen Anstreicher Vincenzo Peruggia, die Mona Lisa aus dem Museum zu entwenden. Erst zwei Jahre später tauchte Leonardo da Vincis berühmtes Bild wieder auf. Das Landschaftsgemälde „Der Weg nach Sèvres“ (1858/59) von Jean-Baptiste Camille Corot hingegen, das 1998 beim letzten registrierten Raub im Louvre gestohlen wurde, konnte nie wieder aufgefunden werden. Stattdessen gibt es heute jede Menge Reproduktionen davon im Kunsthandel.

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3 Kommentare

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  • Ich würde den Raub eher mit dem aus dem Grünen Gewölbe vergleichen. Königreiche wie UK haben es da einfacher: Kronjuwelen herrschender Monarchen werden einfach besser bewacht.

  • Stéphane Bern ist ein bekennender Monarchist. Das sind die Leute, denen das Wohlergehen der Mächtigen wichtiger ist als das der Nation. Solcher Schmuck dient nur der Dekoration dieser Mächtigen von Gottes oder von der Börse Gnaden, hat sonst keinen Nutzen.

    Jetzt werden sich andere Reiche diesen Schmuck in ihrem Tresor vergraben, um damit ihre ebensoreichen Freunde eifersüchtig zu machen.

    Warum soll mich das nochmal interessieren?

  • Es ist sehr bedauernswert, dass die Insignien des Luxus der oberen Klassen vergangener Zeiten nun zum Teil nicht mehr zu sehen sind, sind sie doch ein deutliches Symbol dafür, dass der materielle Abstand zwischen den Reichsten und Ärmsten nicht etwa (wie allseits beklagt) stetig zunimmt, sondern in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten stetig im Abnehmen begriffen ist, wie Piketty eindrucksvoll mit seinem Zahlenwerk belegt.