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Schiffsunglück vor Libyen700 Tote befürchtet

Bei einem Schiffsunglück im Mittelmeer könnten bis zu 700 Flüchtlinge ums Leben gekommen sein. Ihr Boot kenterte am Sonntag nördlich der libyschen Küste.

Die italienische Küstenwache bringt Flüchtlinge nach Lampedusa (Archivbild). Bild: dpa

ROM dpa/ap | Im Mittelmeer hat sich ein neues Flüchtlingsdrama ereignet: Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk ist am Sonntag ein von Libyen Richtung Italien fahrendes Schiff mit bis zu 700 Menschen an Bord gekentert. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa meldete, die italienische Küstenwache habe in einer groß angelegten Rettungsaktion zunächst 28 Schiffbrüchige gerettet.

Diese waren am Sonntag auf dem Weg zum Unglücksort südlich der italienischen Insel Lampedusa, wie die Times of Malta meldete. Mit Flugzeugen und Schiffen suchten die Rettungsteams in einem Gebiet südlich der zu Italien gehörenden Insel Lampedusa nach weiteren Überlebenden.

UN-Sprecherin Barbara Molinario lehnte es während der Rettungsbemühungen ab, über Opferzahlen zu spekulieren: „Es ist klar, dass ein Schiff gekentert ist und Menschen vermisst werden“, sagte sie. „Aber über Zahlen (Tote oder Überlebende) zu sprechen, ist es zu früh.“ Rettungskräfte haben bisher 21 Leichen aus dem Mittelmeer geborgen.

Ersten Erkenntnissen zufolge hatten die Migranten einen Hilferuf abgesetzt, woraufhin ein portugiesischer Frachter sich auf den Weg machte. Als sich dieser näherte, eilten viele Migranten zu einer Seite des Schiffes, um die Retter zu erreichen. Daraufhin kenterte das etwa 30 Meter lange Boot den Berichten zufolge. Über die Herkunft der Menschen an Bord war zunächst nichts bekannt.

„Wahrscheinlich ist der Frachter in die Nähe des Bootes gefahren. Die Bewegung einiger Flüchtlinge hat das Boot dann zum Kentern gebracht“, sagte Carlotta Sami, Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR, dem TV-Sender Rai. „Wenn sich die Bilanz dieser erneuten Tragödie bestätigen sollte, sind in den vergangenen zehn Tagen mehr als 1000 Menschen im Mittelmeer ums Leben gekommen.“

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11 Kommentare

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  • Ich meine: Australiens Flüchtlingspolitik ist lebensrettend! Dort gibt es solche Unglücke (egal, ob zufällig passiert, oder vorsätzlich von den kriminellen Schleusern gemacht) nicht!

  • Denn gäbe es einen Zaun im Mittelmeer, würden die Schleuser auf dem Landweg (!) ihre Kunden woanders hinbringen.

     

    Deutsche/Europäische Flüchtlingspolitik: Gut gemeint. Aber sehr schlecht gemacht! :-(

  • Das ist die Schuld von CDU&Co.!

  • Weiß manIn bei der taz denn schon Näheres über die 12 christlichen Flüchtlinge, die von 15 muslimischen Migranten vor der Küste Siziliens aus einem Schlauchboot über Bord geworfen wurden ?

  • Ungeschminkte Bemerkungen zur kapital-faschistischen und imperialistischen EU-Wirtschafts- und Rassistenunion 2015.

     

    Natürlich ist über die elektronische (Satelliten gestützte) Überwachung der Außengrenzen der Nato-Staaten das tatsächliche Ausmaß des Massensterbens im Mittelmeer seit Jahren bekannt. Aber nur beruflich Qualifizierte und billige Hochqualifizierte sind in der Quandtschen EU-Kapital-Union erwünscht.

     

    Die Europäische Union ist eine rassistisch-kapitalistische Wirtschaftsvereinigung und Gesellschaftsformation. Hätten sie Kapital und Zugriff auf Rohstoffe und Vermögen, die deutsch-europäische Union würde sie problemlos in ihren Herkunftsländern abholen und gegebenenfalls auch in Luxuskliniken behandeln (so wie BRD-EU-Staatsgäste aus der Ukraine oder aus Saudi-Arabien). Aber sie gehören zu den sozialökonomisch Ausgebeuteten und Armen dieser Welt. Und sie haben für die treubraven Bürger der Wirtschaftsmetropolen und deren Bedürfnisse auf billige und willige Hochqualifizierte zudem noch die unerwünschte Hautfarbe.

     

    In den Köpfen gab es nach 1945/49 -- 1989/90 keinen Bruch mit dem deutsch-europäischen Kapital-Faschismus, der wird z. Z. nur von Konsum und Wohlstand verdeckt.

     

    Da auch die antifaschistische Aufklärung mit der Wurzel beseitigt wurde (nach 1989/90), was mag nach der nächsten Finanz- und Verwertungskrise für ein Überwachungs-System -- gegen sozial unten -- noch kommen?

    • @Reinhold Schramm:

      Und Ihr Fazit ? Raus aus der EU ?

  • Wenn es um das Flüchtlingselend geht, werden hauptsächlich 2 Schuldige genannt:

    1.Die unerträglichen Lebensumstände in den Heimatländern

    2.Die Flüchtlingspolitik der Zielländer (insbes. D.)

     

    Aber was ist mit den Schlepper-Organisationen, die den Flüchtlingen zuerst Märchen über die „Schlaraffenländer“ Europas erzählen, ihnen dann ihr letztes Geld abknöpfen und sie zuletzt mit den Seelenverkäufern im Mittelmeer untergehen lassen?

     

    Es muss endlich Schluss sein mit der „Arbeitsteilung“, wonach sich die Schlepper ohne Risiko eine „goldene Nase“ an den Flüchtlingen verdienen, den Rest werden dann schon die Hochsee und Europa „erledigen“. Diesen Leuten muss das kriminelle Handwerk gelegt werden!

     

    Hier könnten z. B. die Geheimdienste wirklich mal ihre Daseinsberechtigung beweisen!

  • jaa, nur weiter so!! dann ist europa das "migrantenproblem" radikal los!

    • @ermi k.:

      Ermi K.: Sie meinen, die Überbevölkerung Afrikas wird durch Ertrinken im Mittelmeer "gelöst"?

       

      Mit Verlaub: Ihr Kommentar ist menschenverachtend Pfui!

    • @ermi k.:

      Und wenn es eine Millionen Menschen sind, die versuchen über Libyen nach Europa zu gelangen, müsste man sie abholen. Frauen und Kinder zuerst und insbesondere Menschen dann so schnell wie möglich, wenn sie augenscheinlich aus Kriegsgebieten geflohen oder Opfer von Verfolgungen und anderen lebensbedrohenden Nöten sind.

       

      Die Bekundungen von Bekenntnissen von in Verantwortung stehenden Politikern zur Menschlichkeit auf Gedenktagen sind mitlerweile gerade in Deutschland sonst nicht mehr erträglich.

       

      Erst wenn diese (eine) Millionen in Europa angekommen sind, tut sich vielleicht auch etwas Grundlegendes in dem, was man Wirtschafts- und Außenpolitik nennt - wäre zu hoffen.

  • So langsam kommen wir zu Titanic-Zahlen. Das passt zu unserer rekordsüchtigen Welt.

     

    Glaubt noch irgendwer die offiziellen Zahlen, die über die ums Leben gekommenen Flüchtlinge veröffentlicht werden?? Wir erfahren nur von den Unglücken, wo wenigstens einer überlebt..... Aber den meisten Verantwortlichen in der EU kommt das gerade recht.