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Schifffahrt ohne DieselNachhaltig in die Zukunft

An der Weser hat man das erste Seeschiff weltweit mit umweltfreundlichem Methanol-Antrieb gebaut. Diese Woche wurde der Forschungskutter getauft.

Frisch getauft, mit Kurs auf Zukunft Foto: Sina Schuldt/dpa

Berne taz | Bis 2050 wollen die Reedereien ja ganz und gar auf Schweröl und Diesel verzichten. Irgendwer muss also mal anfangen, all die großen Schiffe klimaneutral aufs Meer zu schicken. Denn der weltweite Schiffsverkehr gehört heute noch zu den am schnellsten wachsenden Quellen von Treibhausgasen. Maritime Transporte sind für gut 3 Prozent aller CO2-Emissionen der EU verantwortlich.

Das erste deutsche Seeschiff, das nicht nur elektrisch, sondern auch mit einem nachhaltigen Methanolantrieb fährt, wurde diese Woche feierlich an der Weser getauft, von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) höchstpersönlich. Gebaut hat es die Fassmer-Werft aus dem kleinen Örtchen Berne, die sonst vor allem Rettungsboote baut, ein Familienbetrieb in fünfter Generation. In Auftrag gegeben hat die „Uthörn II“ das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. Sie ist ein Forschungskutter für die Nordsee.

Das ist doch reine Symbolpolitik, könnte man jetzt einwenden. „Das ist die Zukunft“, sagt nicht nur die FDP-Politikerin, auch die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen des AWI loben das neue Boot als „weltweit vorbildhaft“. Und zwar nicht nur für neue Forschungsschiffe, sondern auch und gerade für Frachter. Die werden bisher höchstens auf LNG umgerüstet, aber das Flüssiggas ist halt nur eine Brückentechnologie, mit der sich Reedereien ein paar Jahre Zeit erkaufen.

Manche setzen deshalb auf Wasserstoff, aber dafür braucht es große, schwere Spezialbehälter an Bord. Die 35 Meter lange „Uthörn II“ hätte dann 6 Meter länger sein müssen. Und die Energiedichte von Methanol ist zwar nur halb so hoch wie die von Diesel, aber doppelt so hoch wie bei verflüssigtem Wasserstoff, deshalb sind die Methanoltanks auch nur halb so groß wie solche für Wasserstoff. Außerdem ist es gefahrlos zu transportieren.

Auch große Reederei bestellt erste Methanol-Schiffe

Trotzdem wurde es als Kraftstoff in der Schifffahrt bislang nur experimentell genutzt. Das ändert sich jetzt: Maersk, die größte Container-Reederei der Welt, hat 2021 die ersten acht Containerschiffe bestellt, die auch mit Methanol fahren können. Insgesamt betreibt Maersk mehr als 700 Schiffe.

Die alte „Uthörn“ von 1982 verbrauchte im Schnitt pro Jahr 76 Tonnen Dieselöl. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von rund 243 Tonnen. Aber hätte es auf dem neuen Schiff nicht auch ein reiner Elektroantrieb getan?

Das ist nur auf den ersten Blick eine Lösung: Für die 48 Seemeilen von Bremerhaven zur AWI-Station auf Helgoland braucht die neue „Uthörn“ knapp 1 Tonne Methanol. Um die herzustellen, benötigt man etwa 10 Megawattstunden Ökostrom. Eine vollelektrische „Uthörn“ bräuchte zwar nur 2,3 Megawattstunden, doch wären die Batterien etwa 60 Tonnen schwer. Eine vollelektrische „Uthörn“ wäre also mehr als doppelt so groß.

Einen Haken hat die Sache mit dem Methanol: Es gibt bisher zu wenig „grünes“ Methanol, und konventionelles wird aus fossilen Energiequellen gewonnen. Allein Maersk gibt seinen Methanolbedarf mit 400.000 Tonnen pro Jahr an. Für die „Uthörn“ soll das Methanol mit grünem Strom und Biomasse hergestellt werden, dann stößt sie nur so viel CO2 aus, wie vorher der Atmosphäre entnommen wurde.

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1 Kommentar

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  • Nettes Spielzeug.

    Der Grund für die Verwendung von Bunkeröl ist der Preis.



    Bei einer Verwendung von Biomethanol werden sich die Kosten vervierfachen. Das kann man wollen, aber man muss es auch bezahlen.



    shipandbunker.com/...er-price-at-3336mt

    Sie werden etliche Nachrichten finden, in denen über die Bereitschaft von Reedereien, wie Maersk berichtet wird, auf LNG oder Methanol umzurüsten. Das stimmt, die machen das, solange jemand anderes zahlt, wie der Steuerzahler.

    Das Marktvolumen für Bunkeröl beträgt etwa 115 Milliarden $, für 2030 wird mit 160 Milliarden $ gerechnet.

    Man könnte natürlich auch weniger konsumieren, aber das ist zu einfach.