Schiedsgericht zu Grenzstreit in der Adria: Eine Bucht für Slowenien
Kroatien erkennt den Schlichtungsprozess nicht an. Ein jahrzehntelanger Konflikt zwischen Kroatien und Slowenien geht damit in die nächste Runde.
Es ist allerdings zweifelhaft, ob der Schiedsspruch den Streit beenden wird. Kroatien hatte das Verfahren 2015 wegen eines Verstoßes Sloweniens gegen die Schiedsgerichtsregeln verlassen und will den Spruch nicht akzeptieren. Kroatische Medien veröffentlichten damals den Mitschnitt eines Telefongespräches zwischen einer Vertreterin Sloweniens und einem der Richter. Darin gab der Richter Interna der Überlegungen des Kollegiums weiter und deutete bereits den nun erfolgten Schiedsspruch an.
Der Grenzstreit selbst ist mehr als eine kleine Provinzposse um wenige Küstenkilometer, sondern für Slowenien von großer wirtschaftlicher Bedeutung, da das Land nur über die Bucht von Piran Zugang zu internationalen Gewässern hat. Slowenien blockierte wiederholt die EU-Beitrittsverhandlungen Koratiens wegen des Konflikts. Deshalb hatte die EU 2009 das Schiedsverfahren vermittelt.
Für eine Vielzahl von Grenzdisputen zwischen den Nachfolgestaaten Jugoslawiens würde die Nichtanerkennung des Schiedspruches ein schwieriges Signal sein. Sowohl die Unregelmäßigkeiten im Verfahren, als auch die nachfolgende Nichtanerkennung des gesamten Prozesses durch eine Partei dürfte die Legitimität ähnlicher Schlichtungsversuche gefährden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!