Scheuers teure Pkw-Maut: Untersuchungsausschuss kommt
Grüne, FDP und Linkspartei bringen gemeinsam einen Untersuchungsausschuss zu Scheuers Pkw-Maut auf den Weg. Ende November geht es los.
Die Pkw-Maut für Ausländer war ein Prestigeprojekt der CSU. Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte die Maut im Juni gestoppt. Der Minister hatte die Verträge mit den Betreiber aber schon Ende 2018 geschlossen. Deshalb haben sie Anspruch auf eine Entschädigung, die wahrscheinlich in dreistelliger Millionenhöhe liegen wird. „Und das für eine Projekt, das niemand außer der CSU wollte“, sagt der Abgeordnete der Linksfraktion Jörg Cezanne. Daran müsse erinnert werden, wenn der Minister jetzt erkläre, dass er nur umgesetzt habe, was Bundestag und andere Instanzen gewollt hätten.
Ein Untersuchungsausschuss ist für die Opposition ein scharfes Schwert. Die Mitglieder können Zeugen vorladen und unter Eid befragen. Wenn 25 Prozent der Bundestagsabgeordneten es verlangen, muss er eingerichtet werden. Im Mittelpunkt des Scheuer-Untersuchungsausschusses steht die Vertragsvergabe an die Mautbetreiber. Die drei Oppositionsparteien wollen klären, warum und unter welchen Umständen die Verträge mit den Betreibern vor dem Urteilsspruch des EuGH geschlossen wurden. Auch die Rolle des staatlichen Lkw-Maut-Eintreiber Toll Collect wird beleuchtet. Im Raum steht die Vermutung, dass der Leistungen für die privaten Betreiber erbringen sollte, ohne dafür die marktüblichen Preise zu verlangen. Der Verdacht: Kosten wurden auf den Staat verlagert, damit die privaten Betreiber ein Angebot abgeben konnten, das mit dem im Bundeshaushalt eingestellten Geld übereinstimmte. Mittlerweile prüft der Bundesrechnungshof die Verträge auf Wirtschaftlichkeit.
„Der Verkehrsminister hat dieser bayerischen Bierzeltidee alles andere untergeordnet“, sagt Kühn. Scheuer habe sich auf Kosten der Steuerzahler verzockt. Kühn geht davon aus, dass der Untersuchungsausschuss Ende November arbeitsfähig sein wird. „Entscheidend wird das erste Quartal 2020“, sagte er.
Zeugen sollen unter Eid aussagen
Medienberichten zufolge sollen die Maut-Betreiber Scheuer angeboten haben, mit der Vertragsunterzeichnung bis nach der Urteilsverkündung des EuGH zu warten. Das bestreitet der Minister ebenso wie die Behauptung, dass er die Betreiber aufgefordert haben soll, jetzt über dieses Angebot zu schweigen. „Das wird unter Eid aufgearbeitet“, kündigte Kühn an. Dazu sollen auch Vertreter der Maut-Betreiber vorgeladen werden.
Auch um die Reaktion des Ministers auf die Entscheidung der EuGH-Richter wird es gehen. „Der Minister hat am Tag der Urteilsverkündung die Nerven verloren“, sagte der FDP-Bundestagsabgeordnete Oliver Luksic. Scheuer habe die Verträge mit Hinweis auf Fehler der Betreiber gekündigt. Damit habe er einen „Rosenkrieg“ losgetreten, statt eine andere Lösung zu suchen. Grüne und Linkspartei fordern bereits den Rücktritt von Scheuer, die FDP will die Ergebnisse des Untersuchungsausschusses abwarten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour