Schenkung von Verlagsanteilen: Mathias Döpfner wird Axel Springer

Verlegerin Friede Springer schenkt Konzernchef Mathias Döpfner Anteile am Axel-Springer-Verlag. Der ist nun einer der mächtigsten Verleger des Landes.

Portrait

Hat schon vor langem klargemacht, dass er Springer beerben will: Mathias Döpfner Foto: Christoph Hardt/imago images

BERLIN taz | Schlappe acht Jahre und eine Pandemie später hat er’s also geschafft: Mathias Döpfner wird Axel Springer. Gut, natürlich nicht in echt. Denn der echte Springer ist schließlich schon 35 Jahre tot. Aber Friede Springer, die letzte Gattin der Verlagsgründers und Zeitungszaren hat Mathias Döpfner jetzt rund 15 Prozent ihrer Aktien am Konzern geschenkt. Weitere gut 4 Prozent kommen noch dazu, für die muss er aber blechen. Die FAZ hat berechnet, dass der Wert von Friedes Schenkung an Döpfner bei etwa einer Milliarde Euro liegt.

Und da Döpfner natürlich schon immer ein paar eigene Springer-Aktien hatte, liegt er künftig mit Friede gleichauf. „Friede Springer benennt Mathias Döpfner als ihren Nachfolger“ ist denn auch die Pressemitteilung in eigener Sache betitelt. Mathias Döpfner – Deutschlands wichtigste Verlegerin.

Damit geht ein gar nicht so frommer Wunsch in Erfüllung, den Döpfner bei der Sause zum 100.Geburtstag des Verleger anno 2012 in einem fiktiven Brief an der Axel S. wenig verklausuliert formuliert hatte.

Dabei hat die Staffelstabübergabe von der Verlegerwitwe (78) auf den Zweimeter-Mann (57) natürlich auch mit dem Dritten im Bunde zu tun. Seit dem letzten Jahr sitzt mit der US-Heuschrecke Kohlberg Kravis Roberts (KKR) ein Finanzinvestor als Großaktionär mit am Tisch, der alles andere als zimperlich ist. Mehr Macht für den Vorstandschef Döpfner, der ideell schon längst das Erbe nicht der Witwe, sondern des Verlegers selbst angetreten hat, macht da Sinn.

KKR will Gegenleistung

Schließlich will Springer ganz unbescheiden globaler Marktführer im digitalen Journalismus und bei digitalen Anzeigenmärkten werden. Dazu braucht es jede Menge Kohle, die KKR mitbringt – für die KKR aber natürlich auch belohnt werden will. Da reicht nicht das Springer-Essential von der transatlantischen Wertgemeinschaft mit den USA, welches in der Ära Trump eh nicht sonderlich hoch im Kurs steht. Es geht um harte Währung. Wenn die nicht fließt, versteht KKR keinen Spaß.

Nähere Auskünfte erteilt der Medienkonzern ProSiebenSat1, den KKR in den Jahren 2006-2014 aufs Schönste gemolken hat. Das funktionierte übrigens auch deshalb so gut, weil es dort im Vorstand keinen Döpfner mit ordentlichen eigenen Aktienpaketen gab. Aktuell (2019) macht Springer 3,1 Milliarden Euro Umsatz und verbuchte einen Überschuss von 263,7 Millionen Euro. Da ist aus KKR-Sicht mehr drin. Und damit kein anderer mitspielen darf, zog sich der Konzern in diesem Jahr nach 35 Jahren von der Börse zurück.

In seinem fiktiven Brief, den Döpfner zum 100sten an Axel Springer schrieb, zermarterte er sich übrigens die Denkerstirn, wie er das große Vorbild eigentlich anreden sollte. Da war schon viel Ehrfurcht dabei – nicht mal das verklemmt-hanseatische Duzen mit „Sie“ und Vornamen hat er sich getraut. Mit Friede ist das viel leichter. Die ist einfach „sehr froh und dankbar, dass ich mit Mathias meinen Nachfolger gefunden habe“.

Ein bisschen schade ist dabei, dass Springer nicht die Tradition anderer deutscher Zeitungshäuser aufgreift, wenn Nachfolgen quasi familiär zu regeln waren. Bei der WAZ-Gruppe oder den Holtzbrincks adoptierte man sich einfach, gern auch in fortgeschrittenen Lebensabschnitten. Aber Friede, die einst als Kindermädchen im Hause Springer ihren Axel kennenlernte, kennt sich mit renitenten (Stief-)Kindern und Enkel*innen aus. Außerdem sind für so’n Zweimeter-Nachwuchs immer so schwer passende kurze Hosen zu kriegen.

Da nun Döpfner als Verlegerin weiterlebt – und Friede Springer ja hoffentlich auch noch 'ne ganze Weile –, muss gendermäßig an ein anderes Aperçu von Mathias D. erinnert werden: Der fragte sich immerhin auch schon im Jahr 2017, wer eigentlich seine Nachfolgerin als Vorstandsvorsitzende wird.

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