Schädliche Stoffe in Zierpflanzen: Giftiger Lavendel
Sonnenblumen, Hyazinthen und Co. sind beliebte Nektarquellen für Bienen. Laut einer neuen Studie sind sie aber oft mit Pestiziden belastet.
Zierpflanzen sind offenbar häufig mit bienenschädlichen Pestiziden vergiftet. Das legt eine Untersuchung des BUND aus Deutschland und von Natura 2000 aus Österreich nahe. Die beiden Umweltorganisationen haben in insgesamt 21 Läden, von Baumärkten über Supermärkte bis hin zu Blumenketten, insgesamt 44 Pflanzen gekauft, die als besonders bienenfreundlich gelten, etwa Sonnenblumen, Traubenhyazinthen oder Lavendel. Nur zwei der Pflanzen, in Österreich erworben, waren gänzlich frei von Ackergiften. Eine Pflanze aus Deutschland war mit nur einem Pestizid belastet – die 41 anderen Pflanzen enthielten einen Giftcocktail.
Auf ihnen fanden die beauftragten Labore insgesamt 64 verschiedene Insektenschutzmittel, von denen 11 als hoch bienengiftig gelten. „Die Verbraucherinnen und Verbraucher wollen Bienen retten und das Insektensterben stoppen“, sagt Corinna Hölzel, Pestizidexpertin des BUND. „Sie kaufen Blühpflanzen, die vom Handel als bienenfreundlich angepriesen werden.“ Doch dann werde die gewünschte Bienenrettung zur Giftfalle, so Hölzel.
Gefunden wurden unter anderem die Pestizide Abamectin, Clothianidin und Fipronil. Der Fund etwa von Fipronil ist besonders auffällig, denn das Mittel hat seine EU-Zulassung schon vor Jahren verloren. Es darf in Deutschland also nicht mehr verwendet werden. Trotzdem fanden die Prüfer laut BUND auf 39 Prozent der Proben Pestizide, die zum Zeitpunkt der Probennahme keine EU-Zulassung hatten.
Während der Markt für Blumen und Zierpflanzen in Deutschland laut dem Branchenverband BVZ zuletzt deutlich wuchs, gehen Betriebe und Anbaufläche in Deutschland für Zierpflanzen laut Statistischem Bundesamt zurück. So sank die Zahl der Zierpflanzenproduzenten laut Destatis in den vergangenen fünf Jahren um 15 Prozent.
Der Zierpflanzentest erschien anlässlich des „Tags der Biene“ am Freitag. Ökologen weisen beständig auf den großen wirtschaftlichen Wert von bestäubenden Insekten – wie Bienen – hin. Nutzpflanzen wie Obstbäume, Raps oder Getreide sind auf Bienen, Käfer und Schmetterlinge angewiesen. Die Biene, lobt das Bundeslandwirtschaftsministerium, gehöre daher neben Rind und Schwein zu den wichtigsten Nutztieren.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sauerland als Wahlwerbung
Seine Heimat
Erstwähler:innen und Klimakrise
Worauf es für die Jugend bei der Bundestagswahl ankommt
Pragmatismus in der Krise
Fatalismus ist keine Option
Forscher über Einwanderungspolitik
„Migration gilt als Verliererthema“
Russlands Angriffskrieg in der Ukraine
„Wir sind nur kleine Leute“
Abschied von der Realität
Im politischen Schnellkochtopf