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Sanktionen bremsen TourismusprojektKeine Ferien mehr in Nordkorea​

Nordkoreas Machthaber möchte das einzige innerkoreanische Tourismusresort abreißen lassen. Ein Rückschlag​ für Südkoreas Präsidenten.

Staunen über das nordkoreanische Tourismusgebiet Diamantgebirge (Kumgang), 2011 Foto: Carlos Barria/reuters

PEKING/KUMGANG taz | Wer die schroffen, von Kiefern durchsetzten Felsgipfel des Diamantgebirges erspäht, dem wird sofort klar, warum das Kim-Regime ausgerechnet diesen Landstrich an der Ostküste zur Sondertourismuszone erklärt hat: Naturbelassene Strände treffen hier auf eine ikonische Berglandschaft, deren Anblick sich als Sehnsuchtsort in die kollektive Mythologie der Koreaner eingebrannt hat.

Nur einen Steinwurf südlich der Berge verläuft die entmilitarisierte Zone, welche die Halbinsel in Nord und Süd trennt. Selbst US-Präsident Donald Trump schwärmte im April vom Diamantgebirge in den höchsten Tönen.

Im Zuge der sogenannten Sonnenscheinpolitik um die Jahrtausendwende haben die zwei Koreas hier ein beispielloses Projekt gewagt: ein innerkoreanisches Tourismusresort, errichtet vom Hyundai-Konzern, das Südkoreanern erstmals Ferien auf dem für sie sonst verbotenen Territorium erlaubt. Auf dem Höhepunkt besuchten fast eine Viertelmillion Südkoreaner jährlich das Diamantgebirge.

Doch 2008 erschoss ein nordkoreanischer Soldat eine Touristin aus dem Süden, die abseits der erlaubten Wege wanderte. Seither stehen die Gebäude meist leer – nur für alle paar Jahre stattfindende Familienzusammenführungen wird das Gelände noch genutzt. Dann treffen südkoreanische Senioren auf nordkoreanische Verwandte, die sie seit dem Koreakrieg (1950–1953) nicht mehr sehen konnten.

Kim will „schäbige“ Hotels abreißen lassen

Jetzt hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die stillgelegte Ferienanlage besucht und das Symbol der innerkoreanischen Annäherung überraschend zum Abriss freigegeben: Es sei ein „Fehler“ gewesen, dass dieser Landstrich von beiden Koreas beansprucht werde.

„Das Diamantgebirge ist unser Land, errungen mit Blut und verbunden mit unserer Ehre und Souveränität“, sagte er laut staatlicher Nachrichtenagentur KCNA. Nordkorea dürfe keinesfalls von anderen Staaten abhängen. Die von Südkoreanern errichteten „schäbigen“ Hotels sollen abgerissen und durch moderne ersetzt werden.

Diese Worte sind vor allem eine herbe Niederlage für Südkoreas Präsident Moon Jae In, der sich seit Amtsantritt 2017 dafür eingesetzt hat, den innerkoreanischen Tourismus wiederzubeleben. Doch wegen der harten Sanktionspolitik der USA, die das nordkoreanische Regime von Devisenquellen abschneidet, blieben ihm die Hände gebunden.

Jetzt entspricht Kim Jong Uns jüngste Order dem Paradigmenwechsel, den der 35-jährige Diktator seit einigen Wochen einleitet: Seine Wirtschaftspolitik betont immer stärker die Autarkie des abgeschotteten Landes. Es scheint, als setze Pjöngjang nicht mehr auf einen schnellen Deal bei den Atomverhandlungen mit Trump, was die Sanktionen lockern würde.

Schon letzte Woche publizierten Nordkoreas Medien Fotos, die Kim auf einem Schimmel reitend entlang des 2.750 Meter hohen Bergs Paektu zeigten. Für westliche Augen wirkte die Propaganda skurril, doch Nordkoreaner decodieren dies so: Wann immer ihr Führer Koreas „heiligsten Berg“ erklimmt, steht eine wichtige Botschaft an. In diesem Fall appelliert Kim an den Patriotismus der eigenen Bevölkerung, sich auf entbehrungsreiche Zeiten einzustellen.

Skurile Geisterstadt schon seit Jahren

Die Hotelanlagen am Diamantgebirge, die Kim abreißen lassen will, gleichen schon seit Jahren einer Geisterstadt: An einem lauen Juliabend stehen die drei Dutzend Bungalows verlassen dar. An der Rezeption halten zwei Nordkoreaner in Hoteluniform Siesta. Im Restaurant bereiten Kellnerinnen ein Grillmenü vor.

Die einzigen Touristen, eine 10-köpfige Gruppe aus Deutschland, werden bei der Ankunft darauf hingewiesen, dass Warmwasser und Strom mit Einbruch der Dunkelheit abgestellt werden. Sie werden jedoch schon bald entschädigt mit einem atemberaubenden Sternenhimmel, den keine „Lichtverschmutzung“ trübt. Im Innern der Häuser erkennen nur aufmerksame Beobachter, dass hier südkoreanische Firmen am Werk waren.

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