Sacharow-Preis für Raif Badawi: „Ein außergewöhnlich mutiger Mann“
Der saudische Blogger ist weiterhin in Saudi-Arabien inhaftiert. Dort sind 2015 schon mindestens 151 Menschen hingerichtet worden.
Damit werde ein „außergewöhnlich mutiger und vorbildlicher Mann geehrt“, sagte Parlamentspräsident Martin Schulz bei der Bekanntgabe des diesjährigen Preisträgers. Gegen den 31jährigen Blogger sei eine der „grausamsten Strafen“ verhängt woren, die einer „permanenten Folter“ gleichkomme, fügte Schulz hinzu. Für viele sei er „ein Held geworden“, weil er sich in er digitalen Welt für die Grundrechte einsetze.
Ein Gericht hatte Badawi am 8. Mai 2014 wegen „Beleidigung des Islam“ zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben – 50 pro Woche – verurteilt. Badawi wurde am 8. Januar dieses Jahres ausgepeitscht; die weiteren Körperstrafen wurden nach internationalen Protesten bislang ausgesetzt
Der Mitbegründer einer liberalen saudischen Website war bereits 2012 festgenommen worden. Seither steht sein Blog nicht mehr online. Badawi nahm kein Blatt vor den Mund. „Sobald ein Denker seine Ideen offenlegt, wird er mit Hunderten von Fatwas konfrontiert, nur weil er es gewagt hat, ein geheiligtes Thema aufzugreifen. Ich fürchte, arabische Denker werden auswandern auf der Suche nach frischer Luft und um dem Schwert der religiösen Autoritäten zu entkommen,“ hieß es in einem seiner Einträge.
Tod wegen „Gottesleugnung“
Ein anderer Aufsehen erregender Fall in Saudi-Arabien betrifft den 35-jährigen palästinensischen Dichter Ashraf Fayadh. Er wurde am 17. November dieses Jahres wegen „Gottesleugnung“ zum Tode verurteilt. Die Behörden werfen ihm vor, während einer Diskussion und in einem seiner Bücher blasphemische Äußerungen gemacht zu haben.
„Egal, was Fayadh gesagt, oder nicht gesagt hat, Saudi-Arabien sollte damit aufhören, Personen wegen ihrer persönlichen Ansichten festzunehmen,“ sagte Sarah Leah Whitson, bei Human Rigths Watch zuständig für den Nahen Osten, anlässlich des Urteils. „Die Tatsache, dass Ashraf Fayadh droht, geköpft zu werden, verstärkt nur die Abscheulichkeit dieses Gerichtsurteils“.
Nach Informationen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden in diesem Jahr in Saudi-Arabien bislang mindestens 151 Personen hingerichtet. Dies ist die höchste Zahl seit 1995. Damit wurde 2015 statistisch gesehen an jedem zweiten Tag eine Person exekutiert. „Die saudischen Behörden haben offenbar die Absicht, eine blutige Hinrichtungsorgie fortzusetzen,“ kommentiert James Lynch, Stellvertretender Leiter des des Amnesty-Programms für den Nahen Osten und Nordafrika.
Die Todesstrafe steht in Saudi-Arabien nicht nur auf Kapitalverbrechen. Drogendelikten, Gottesleugnung, Ehebruch, bewaffneter Raub, Vergewaltigung und Hexerei können ebenfalls mit dem Tod bestraft werden. Selbst Minderjährige sind davon nicht ausgenommen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Münchner Sicherheitskonferenz
Selenskyjs letzter Strohhalm