SPD in Hessen: Genossen bestreiken Büros
Die Mitarbeiter des SPD-Bezirks Hessen-Süd streiken. Wer nach außen für gute Arbeitsbedingungen eintritt, muss das auch nach innen, sagen sie.
„Wer nach außen für gut Arbeitsbedingungen eintritt, muss das zuallererst auch nach innen glaubhaft machen“, sagt Juso-Bezirksgeschäftsführer Justin Küblbeck. In der Hand hält er ein Schild: „Wer alles gibt muss mehr bekommen“ – ein altes SPD-Wahlkampfplakat. Über dem Partei- pappt jetzt allerdings das Verdi-Logo.
Die letzte Tariferhöhung liegt sieben Jahre zurück. Trotz zunehmender Arbeitsbelastung werde das Personal ausgedünnt, lautet der Gewerkschaftsvorwurf. „Es wurde Zeit, dass wir streiken“, findet Betriebsrätin Sabine Wohlleben. „Das ist kein Job wie jeder andere, und gerade die SPD sollte das honorieren.“
Hessen-Süd gilt als einer der linkesten SPD-Bezirke bundesweit. Trotzdem hat er im März 2013 den Tarifvertrag mit Verdi einseitig gekündigt. Es sei „kein Geld mehr da“, lautete die Begründung. Seither befindet sich die Partei mit der Gewerkschaft in Verhandlungen. „Eine ungewöhnlich lange Zeit“, erklärt eine Verdi-Sprecherin. Eine Einigung ist nicht in Sicht.
Das Arbeitgeberangebot: 3,14 Prozent mehr Geld – allerdings nur, wenn die Beschäftigten dafür zweieinhalb Stunden länger arbeiten. Eine Lohnkürzung, wenn man es auf die letzten Jahre hochrechnet, erklärt Verdi. Aber sonst müssten Mitarbeiter gehen, sagt Gernot Grumbach, Vorsitzender des Bezirks Hessen-Süd.
Anders als bei der Linkspartei gibt es bei der SPD keinen flächendeckenden Tarifvertrag. „Das wäre ein gutes Beispiel für die SPD, das auch zu tun“, findet Justin Küblbeck.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee