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SCHLAFPLÄTZE FÜR OBDACHLOSEBesser als bei Maria und Joseph

Die Kirche stellt der Stadt ein Quartier für Obdachlose zur Verfügung. Vor allem Paare, Frauen und ältere Menschen sollen am Klopstockplatz in Ottensen nächtigen.

Können auch zusammengerückt werden: Betten für obdachlose Paare. Bild: Ulrike Schmidt

Ja, es weihnachtet sehr. Da passt es wunderbar, dass die Kirche der Stadt ein Quartier mit 40 Betten für Obdachlose zur Verfügung stellt. So deutet es zumindest Bischöfin Kirsten Fehrs an, als sie am Montagnachmittag das Rumond-Walther-Haus in Ottensen an die Stadt übergibt. Dass die Kirche dieses Obdach zur Verfügung stelle, sei im Grunde eine weihnachtliche Geschichte, sagt sie. Schließlich seien Maria und Joseph die bekanntesten Obdachlosen gewesen. "Das Rumond-Walther-Haus ist aber nicht der Stall von Betlehem, es ist deutlich besser ausgestattet."

Das ist es wohl. In den geräumigen Zimmern stehen je zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle und ein Kleiderschrank. Die Betten stehen weit auseinander, trotzdem sollen die Zimmer vor allem für Paare geeignet sein, hieß es in der Ankündigung. "Nun ja", sagt Marten Gereke, Geschäftsführer der zuständigen Pflegediakonie, "man muss in so einem Fall eben die Betten zusammenschieben."

Ein Bad ist auch vorhanden, durch Halterungen und einen Plastiksitz ist die Dusche barrierefrei. Denn das Haus war bis vor kurzem ein Alten- und Pflegeheim, im Frühjahr soll es abgerissen und neu erbaut werden. Bis dahin können dort ab Mitte dieser Woche Obdachlose schlafen.

Auch Frauen und ältere Menschen könnten hier alternativ zum Winternotquartier in der Spaldingstraße untergebracht werden, sagt Sozialsenator Detlef Scheele, der derzeit wegen seiner Arbeitsmarktpolitik unter Beschuss steht und vielleicht ganz dankbar über diesen vorweihnachtlichen Termin ist. Aber selbstverständlich werde kein alleinstehender Mann abgewiesen. "In der Spaldingstraße ist jedenfalls eine Entlastung wünschenswert", sagt er. Die 230 Betten nahe des Hauptbahnhofs seien mittlerweile fast jede Nacht belegt.

Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein hatte dem Senat die Hausnutzung am Klopstockplatz 4 angeboten. Mit dem Träger "fördern und wohnen", der das Haus betreiben soll, wird ein mietzinsfreier Nutzungsvertrag abgeschlossen, somit fallen nur Betriebs-, Betreuungs- und Verwaltungskosten an.

Weitere 60 Plätze werden nächstes Jahr höchstwahrscheinlich in der Bargteheider Straße entstehen. Dort sollen nämlich die Obdachlosen untergebracht werden, die berechtigt sind, in Dauerunterkünften zu leben, Deutsche etwa, oder andere EU-Bürger, die hier bereits gearbeitet haben. Auch das wäre eine Entlastung für die Spaldingstraße. "Es wird weiterhin ein Winter ohne Bunker sein", sagt Senator Scheele.

"Wir haben hier nach dem Motto gehandelt: ,Kleine Wunder erledigen wir sofort'", sagt Bischöfin Fehrs. Die Obdachlosen werden das Rumond-Walther-Haus wohl nicht als Wunder begreifen. Aber schlafen werden sie dort hoffentlich schon.

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4 Kommentare

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  • CS
    Christian Schrand

    Moin! Es gibt auch Wohnungslose in jedem Hamburger Stadtteil, die bei Freunden untergekommen sind und händeringend eine Wohnung suchen. Dieser Personenkreis muß ohne Hilfe von z.B. "fördern und wohnen" eine Wohnung ergattern, was oft fast unmöglich ist. Einer der Gründe dafür ist, daß Familien eine höhere Miete zahlen. Ein anderer, daß manche Vermieter Angst haben, daß in Kleinstwohnungen nur verkrachte Existenzen einziehen, die dann auch noch mehr Ärger machen usw . Besonders heftig wird es aber, wenn z.B. "fördern und wohnen" "Entmietungsvorhaben" von Vermietern dadurch unterstützt, daß mit befristeten Zeitverträgen Asylanten, Obdachlose und andere Bedürftige über eine Fördermaßnahme in Überzahl in eine existierende Hausgemeinschaft gesetzt werden, um die ursprünglichen Mieter dazu zu bringen auszuziehen, weil diese sich in dem veränderten Umfeld nicht mehr heimisch fühlen. Nach deren Auszug könnten dann die entsprechenden Häuser abgerissen werden und Wohnungen für Familien gebaut werden. Eine gute "Mischung" der Mieter eines Hauses ist - meiner Ansicht nach - der bessere Weg für eine Integration. Völlig absurd wird die Angelegenheit aber dann, wenn - wie im Waldreiterring 26 - von 20 Wohnungen 5 von "Stammietern" bewohnt werden und dann 6 Wohnungen auf einen Schlag an "fördern und wohnen" vermietet werden, während die Mitglieder der Walddörfer Wohnungsbaugenossenschaft gesagt bekommen, diese, bzw die anderen seit Jahren leerstehenden Wohnungen des Hauses, würden an die eigenen Mitglieder NICHT vermietet. Um es ganz klar zu sagen : Ich bin für Integration und freue mich über JEDEN Mieter, der in mein Haus einzieht! Aber wer denkt an die Folgen, wenn 20 Wohnungen, die klein sind vernichtet werden? Es gibt in Hamburg eh den Trend zu Singlehaushalten. Daher sollte man alles tun, um Kleine Wohneinheiten - gerade in Wohngebieten mit vielen Familien zu erhalten. Im Übrigen haben auch diese Familien Kinder, die vielleicht mal bei ihren Eltern ausziehen und in ihrer Region eine Ausbildung machen wollen und die dann genau solche günstigen kleinen Wohnungen suchen, in der Nähe zu ihrem angestammten Umfeld. Auch regionale Arbeitgeber haben mehr Chancen Auszubildende und Lehrlinge zu bekommen, wenn vor Ort günstig kleine Wohnungen angeboten werden! Also spreche ich mich für den Erhalt von Kleinwohnungen aus. Für eine Nutzung durch ALLE Wohnungssuchende, egal ob gefördert durch Einrichtungen der Stadt, des Staates oder nicht. Dabei muß darauf geachtet werden, das Vermieter nicht mit Absicht "Mieterkonstellationen" erzeugen, die eine Entmietung solcher Objekte erleichtern könnten. Ich gebe gerne weitere Informationen.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Obdachlosigkeit wird entgegen gewirkt

    Die bekanntesten Obdachlosen sind JESUS Christus ,seine Eletern(Maria und Joseph),im Bezug auf die weihnachtsgeschichte nach dem Evangelisten Lukas 2...."denn sie hatten kei Platz in der Herberge."

    Gegenwärtig gibt es in einem der reichsten Staaten der Welt,wie es die Bundesrepublik-Deutschland ist 248000 Wohnungs/Obdachlose.Tendenz steigend.

    Die haben ein schweres Los zu tragen,überall gemieden,keine Lobby,kein Platz.Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit hat viele Ursachen die dazu führen.Verlust des Arbeitsplatzes,Tod der Eltern beziehungsweise Partner,Kind,Schulden.Vorurteile bestimmen das Leben der Obdachlosen.Sie trinken,tinken,stehlen,sind Suchtkrank.Wohnungs/Obdachlosigkeit umfasst alle gesellschaftlichen ,homogenen Gruppen.Vom Akademiker,Unternehmer bis zum Hilfsarbeiter.

    Nur im Winter nimmt man sich dieser Personen an gruppe an um nicht in den Verruf zu kommen,Leben auf`s Spiel zu setzen.Viele meiden Einrichtungen,auf Grund schlechter EDrfahrung und übernachten lieber im Schlafsack daraußen auf der Parkbank.

    Die Kirche in Hamburg nimmt sich der Obdachlosen an,verleiht ihnen ihre Stimme und gibt ihnen eine Herberge,moderner .Nicht in einem Stall,sondern in einer komplett eingerichteten Wohnung.

    Leider wird Liebe,Nächstenliebe und Barmherzigkeit auch von der Kirche nicht zum Nulltarif angeboten.Von den zuständigen Ämtern lässt ,man sich die Nächstenliebe bezahlen.

    So werden für "Betreuer" horrende Tagessätze angerichtet,was akm Essen fehlt.Dienst nach Vorschrift verrichten die "Betreuer".Am Schicksal des einzelnen nehmen sie kaum teil ,beziehungsweise fühlen sich außerstande ihnen aus der missligen Lage heraus zu helfen.Ein Wohnungsloser mit einem starken grippialern Infekt verbunden mit Fieberschüben witrd zu gemutet ab 8.00 Uhr bis zur Öffnungszeit der Einrichtung um 19.00 Uhr das Leben draußen zu fristen.

    Nach Dietrich Bonhoeffer hat Kirche nutr Bestand,indem sie für andere4 da ist.Seine These umformuliert...Nur wer für die schwachen und Entrechteten eintritt,ihnen hilft,ihnen eine Stimme verleiht kann in das Halleluja mit einstimmen.

    Obdachlosigkeit ist ein Skandal dieser Gesellschaft und zugleich ein Armutszeugnis einer egozentrischen ,multikulturellen,globalisierten Gesellschaft.

  • S
    Schettenfels

    Mit jedem Wort spürt man die tiefe Abneigung von Frau Smechowski gegenüber dieser sozialen Einrichtung. Nicht, weil es eine soziale Einrichtung ist, die Obdachlosen zum Beginn der Kälteperiode ein Dach über dem Kopf gibt, sondern weil sie von der Kirche finanziert wurde. Es geht stichelnd los mit "passend zu Weihnachten" über ein erschrecktes "vor allem für Paare" bis zum Verdacht auf Fremdemfeindlichkeit erweckenden "für Deutsche und andere EU-Bürger". Alles schön zurechtgerückt, damit auch die wohltätigste Sache noch schlechtgeredet wird, so lange sie nicht vom für Linke gottgleichen Staat, sondern von gläubigen Christen finanziert wurde, denn das passt nicht ins Weltbild.

    Das Optimum wäre vermutlich ein durch Luxus- und Vermögensteuer finanziertes Obdachlosenasyl ausschließlich für Frauen, Transsexuelle und homosexuelle Paare (und Tripel, Quadrupel etc.) aus Nicht-EU-Ländern, nicht wahr? Mann, wäre das progressiv... Und dies würde auch nicht zu Weihnachten aufmachen, sondern klugerweise dann, wenn es Winter würde.

  • WB
    Wolfgang Banse

    Worte in Taten umgesetzt

    Jesus Christus,seine Mutter maria und sein Vater Joseph sind die berühmtesten Obdachlosen,im Bezug auf die Weihnachtsgeschichte nach Lukas 2..."denn sie hatten kein Platz in er Herberge."

    Wohnungs(Obdachlosigkeit ist kein Phänomen dieser Tage,sondern seit es Menschen auf dieser Welt gibt.

    Der Obdachlosigkeit begegnen ,sie zu beheben dies sollte das Ziel menschlichen Handeln sein.Die Kirche setzzt in Hamburg ein Zeichen und bietet Wohnungs/Obdachlosen ein Dach über dem Kopf an.Hier wird Diakonie sichtbar und erlebbar.Hier wird das ausgeführt wofür der Theologie und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer stand.Kirche für andere da sein.

    Nur wer sich für die Schwachen und Stummen in unserer Gesellschaft einsetzt ,ihnen eine Stimme verleiht,der kann mit einstimmen in das HALLELUJA!