Russischer Minister besucht Nordkorea: Um die Allianz zu erhalten

Zum nordkoreanischen „Tag des Sieges“ reist der russische Verteidigungsminister nach Pjöngjang. Das ist mehr als eine Freundschaftsgeste.

Der russischen Außenminister Schoigu und der nordkoreanischen Diktator Kim Jon Un.

Der russische Kriegsminister Schoigu zu Besuch bei Diktator Kim Jong Un am 26. Juli Foto: Korea News Service/ap

Russland steht weiter uneingeschränkt an der Seite Nordkoreas. So lässt sich der Besuch des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu deuten. Anlass war der 70. Jahrestag des Endes des Koreakriegs, der am Mittwoch in Pjöngjang groß gefeiert worden war. Im isolierten und diktatorisch-stalinistischen Nordkorea ist der 27. Juli traditionell „Tag des Sieges“. So will es die Propaganda – obwohl dieser Krieg von 1950 bis 1953 mit einem Waffenstillstand und der Teilung der koreanischen Halbinsel und mit bis zu vier Millionen Toten endete.

Dass Russland den Kontakt zu Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un mit dem Besuch eines ranghohen Politikers in Zeiten des Angriffskriegs und der Erosion der klassischen Weltordnung wiederbelebt und aufwertet, ist Strategie: ein Signal gegen den Westen und die USA, denen das Atomwaffenprogramm von Kim Jong Un mehr als nur ein Dorn im Auge ist.

Russland sucht händeringend nach Verbündeten und will historisch gewachsene Allianzen stärken. Muss sie stärken, denn zum fast zeitgleich stattfindenden Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg sind lediglich 17 von 54 eingeladenen afrikanischen Staatschefs angereist. Das, obwohl Russland derzeit wieder sehr aktiv in Afrika unterwegs ist. Kim und Schoigu hätten sich über „Angelegenheiten von gegenseitigem Interesse im Bereich der na­tio­nalen Verteidigung und Sicherheit sowie über das regionale und interna­tionale Sicherheitsumfeld“ verständigt, hieß es. Dabei wurden bestimmt auch die Waffenlieferungen Nord­koreas nach Russland thematisiert.

Aus russischer Sicht macht sich Moskau nicht klein, wenn es Nordkorea besucht und Unterstützung ankündigt für ein Regime, aus dem kaum Informa­tionen herausdringen und in dem die Menschen Hunger leiden. Im Gegenteil: Freundschaften muss man schließlich pflegen, um sie zu erhalten. Da hilft ein symbolischer Besuch. Wer weiß, was Schoigu noch im Gepäck hatte?

Auch Nordkoreas zweiter Verbündeter ließ sich zum „Tag des Sieges“ blicken. Eine chinesische Delegation überreichte ebenso wie Schoigu Machthaber Kim einen Brief vom Staatspräsidenten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.