Russische Desinformation auf „Red.“: Bundesregierung kritisiert vom Kreml genutzte Plattform
Deutschland wirft Russland Informationsmanipulation vor. Laut dem Auswärtigen Amt soll die Plattform „Red.“ gezielt Desinformation verbreiten.
Hauptvorwurf im Fall von „Red.“ sei die Verschleierung der Verbindungen nach Russland und die erkennbar disruptive und polarisierende Motivation hinter deren Posts, heißt es weiter. „Red.“ stelle sich als revolutionäre Plattform unabhängiger Journalistinnen und Journalisten dar, sagte der Sprecher. Es gebe aber enge personelle und finanzielle Verflechtungen mit dem russischen Staatsmedium RT. Die Plattform bestreite Verbindungen zu Russland, heißt es.
Russland nutze Plattformen wie „Red.“, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Deutschland und Europa zu schwächen, indem Debatten manipuliert und durch falsche Informationen künstlich angeheizt würden, sagte der Sprecher. Zudem werde Misstrauen in Fakten, in Medien und in demokratische Strukturen geschürt sowie staatliche Strukturen diskreditiert oder als nicht handlungsfähig dargestellt. Man sei im Zusammenhang mit dem Vorgehen gegen „Red.“ auch in Kontakt mit den türkischen Behörden.
„Vorwürfe ohne faktische Grundlage“
Seit Oktober 2023 sei der Nahostkonflikt und Kritik an Israel ein inhaltlicher Schwerpunkt der Plattform, hieß es weiter. So sei von Demonstrationen berichtet worden, bei denen es zu Vandalismus gekommen sei und Symbole der islamistischen Hamas genutzt worden seien. Dabei seien teils ohne faktische Grundlage Vorwürfe von Polizeigewalt erhoben worden. Diese Inhalte hätten sich massiv und vor allem im arabischsprachigen Raum weiterverbreitet.
Ziel der öffentlichen Zuschreibung der Desinformation zu Russland als Verantwortlichem sei es, ein größeres Bewusstsein für die Methoden der Manipulation zu schaffen. Die Verantwortlichen müssten klar benannt und ihre Kosten müssten erhöht werden. Die Bundesregierung teile ihre Erkenntnisse mit internationalen Partnern und den Betreibern sozialer Medien, um die Reichweite der Plattform weiter einzuschränken.
Unternehmen und Gründer bereits mit EU-Sanktionen belegt
Das in der Türkei registrierte Unternehmen Red/Afa Media und dessen Gründer Hüseyin Dogru waren im Mai mit EU-Sanktionen belegt worden. Gegen den Betreiber wurde ein Einreiseverbot in die EU verhängt, die Vermögenswerte wurden eingefroren.
Grundlage für die Zuordnung der Verantwortung für die Aktivitäten der Plattform – die sogenannte Attribuierung – sind demnach nachrichtendienstliche Einschätzungen. Das Verfahren wird vom Auswärtigen Amt geführt, beteiligt sind neben dem Kanzleramt das Innen- und das Verteidigungsministerium sowie im Fall von Desinformation das Bundespresseamt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
ACAB-Streitgespräch mit Jette Nietzard
„Herr Bohnert ist kein Bastard“
Gesellschaft in der Klimakrise
Nicht Hitze führt zu Klimabewusstsein, sondern Hilfe
Aufarbeitung von NS-Verbrechen
Mit 60 Litern Benzin zur Synagoge
Verzicht auf Dating
Die Liebe, die ich habe
Fragen und Antworten zur Wohnkrise
Eine riesige Baustelle
Ungerechte Verhältnisse
Ein repariertes Aufstiegsversprechen wird es nicht richten